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Besessen

Besessen

Titel: Besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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gewesen als eine vorübergehende Erbostheit. Nachdem man ihn zurückgeholt hatte, brachte ihn schon der Gedanke an sie zur Raserei.
    Nun konnte er keine Spur von Hass mehr für sie heraufbeschwören. Es war zu erschöpfend, so vollständig von einem Gefühl vereinnahmt zu sein, und er war damit durch, seine Zeit zu verschwenden.
    Vielleicht hatte er deshalb gehört, wie sie seinen Namen rief. Vielleicht hatte sein Unterbewusstsein ihm eine Art Signal gegeben. Die Lehre von der Traumdeutung konnte schließlich kein vollständiger Blödsinn sein.
    Aber so einfach waren die Dinge nicht. In seinem ganzen Leben hatte sich noch nie etwas zu seinem Vorteil gewendet, und er war sicher, dass es diesmal nicht anders war. DerTraum war eine Warnung. Cyrus würde ihr wieder begegnen.
    Der Gedanke an Carrie, die ihn nicht hatte lieben können, als er auf der Höhe seiner Macht und seines Einflusses war, und die ihn nun in seiner menschlichen Hülle sehen würde, nagte nicht so an ihm, wie er sollte. Menschlichkeit hatte gewisse Vorteile. Einer war Kameradschaft. Als Vampir hätte er die Gesellschaft von jemandem wie Mouse nicht geduldet. Er hätte nur Leute um sich gewollt, die alles taten, um bei ihm zu sein. Obwohl zaghaft, besaß Mouse eine stille Würde. Sie war nicht so furchtlos und schlagfertig wie Carrie – Qualitäten, die Cyrus damals an ihr bewundert hatte. Mouse hatte sich nur langsam in ihre bizarre Situation hineingefunden. Aber nach und nach, jeden Tag ein bisschen mehr, war das zutage getreten, was er für ihre wahre Persönlichkeit hielt.
    Er musste aufhören, sie Mouse zu nennen. Aber er würde ganz bestimmt nicht anfangen, sie Stacey zu rufen.
    Sehr zu seiner Verärgerung war sie mit nassen Haaren schlafen gegangen, aber nun lockten sie sich sanft um ihr Gesicht. Die Tatsache, dass sie in seiner Gegenwart so friedlich schlief, gab ihm ein wenig Hoffnung für sich selbst. Sie traute ihm zu, sie vor den Monstern zu schützen. Und vor ihm.
    Soll Carrie doch durch meinen Geist spuken , dachte er bitter. Wenn die Erinnerung an sie ihn an seine beschämende Vergangenheit gemahnte, so würde er es ertragen. Scham schien Bestandteil des Menschseins, und wenn sie ihn menschlicher machte, umso besser.
    Mit einem Schock begriff er, dass er beabsichtigte, so zu bleiben. Irgendwie hatte er daran noch gar nicht gedacht. Vielleicht hatte er nur die Entfremdung von seiner alten Spezieserlebt, und erst dieser Moment brachte seine Absicht an den Tag, sich dauerhaft davon zu distanzieren. Aber wahrscheinlich hatte er es längst gewusst, irgendwo in den tieferen, unzugänglichen Bereichen seiner Seele, seit dem Augenblick, als er seinen ersten menschlichen Atemzug tat.
    Mouse erwachte. Er begab sich an ihre Seite, ließ sich auf dem schmalen Bett neben ihr nieder, als sie den Kopf hob und ihn mit schläfrigen Augen ansah.
    „Hattest du einen Albtraum?“
    Schützend zog er die Bettwäsche über sie beide und zog sie liebevoll zu sich heran. „Nein.“
    Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter. „Lügst du?“
    „Nein, kleine Maus. Ich lüge nicht.“
    Tatsächlich, als er die Augen schloss, fiel er in den ersten traumlosen Schlaf der letzten siebenhundert Jahre.
    Als ich erwachte, hämmerte es immer noch in meinem Kopf. Der Raum war abgedunkelt, teils durch die Metalljalousien, teils durch eine sehr weiche, indirekte Beleuchtung. Zwei Blutbeutel ruhten in einem bis zum Rand mit Eiswürfeln gefüllten Sektkühler auf dem Nachttisch.
    Evan war verschwunden.
    Etwas zu ruckartig setzte ich mich auf, und mein wunder Schädel protestierte. Zwischen den Blutbeuteln im Sektkühler steckte ein schlankes Fläschchen mit einem Zettel daran. Ich musste die Augen zusammenkneifen, um die Nachricht zu lesen.
    Der Doktor hat Evan hiermit erwischt. Sie sollten besser darauf aufpassen, wenn es Sie nicht danach verlangt, eine Schöpferin zu werden.
    March
    Wütend riss ich das Fläschchen heraus, mein Gesicht glühte vor Zorn. Wie nahe war ich daran gewesen, noch einen offenen Kanal im Kopf zu haben? Ich blickte auf meinen Arm. Er hatte ein Pflaster in meine Armbeuge geklebt. Das brauchte ich nicht. Jeder, der sich ein bisschen schlaugemacht hat, hätte das gewusst. Man musste nur ein bisschen in Der Sanguinarius blättern, dem populärsten und wichtigsten Buch über die Gesellschaft der Vampire. Es mochte die Medizinerin in mir sein, aber ich fand, wer eine so gravierende und folgenreiche Entscheidung über seine biologische Beschaffenheit traf,

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