Besessen
Linien ihrer Venen schienen bis über die Straße sichtbar. Scheiße, du bildest dir was ein . Doch Max’ Magen knurrte, und sein Schwanz wurde hart. Er konnte nur einem dieser Bedürfnisse abhelfen, ohne im Knast zu landen, also holte er die Thermoskanne mit Blut vom Rücksitz.
„Du bist verdammt pervers, Harrison“, grummelte er, während er den Deckel abschraubte. B-positiv. Die mit Abstand beste Blutgruppe überhaupt.
Die Schattengestalt setzte sich Bella gegenüber. Es war eine Frau mit schimmerndem Pagenkopf und üppigem Dekolletee. Etwas an ihr schien merkwürdig vertraut, aber womöglich verwechselte Max sie auch mit irgendeinem Filmsternchen.
Die zwei unterhielten sich kurz. Obwohl er die Mimik eines Werwolfs nicht zu entschlüsseln vermochte und das Gesicht der Kurvenreichen von einer hängenden Lampe verdeckt war, konnte er an ihrer Körpersprache erkennen, dass es an diesem Tisch um rein Geschäftliches ging.
„Was würde ich nicht dafür geben, zu wissen, was in deinem wüsten kleinen Hirn vor sich geht, Wölfin.“ Max hob die Thermoskanne an den Mund, um das Blutmahl schnell zu beenden. Er mochte es nicht, wenn es gerann.
Keinen Schluck zu früh entdeckte er, dass Bella nicht mehr im Fenster saß. Max’ Blick schoss von der Tür zum Bürgersteig, wo sie forsch und zielstrebig davonschritt.
Routiniert zählte er bis zehn, bevor er den Wagen verließ und zum Café hinüberging. Sekunden später trat die Bekannte Bellas auf die Straße. Max war bereit für sie.
Blitzschnell legte er seine Hand über den Mund der Frau und zerrte sie rasch in eine Gasse zwischen dem Café und einem Optikerladen, der abends geschlossen war. „Gib keinen Laut von dir, oder ich …“
Sie biss ihn.
Reflexartig ließ er sie los und verfluchte sich sofort dafür.
Sie lachte, laut und ein bisschen verrückt. „Oder du – was?“
Die Vertrautheit, die Max auf den ersten Blick gespürt hatte, kroch jetzt sein Rückgrat hoch. Er unterdrückte den zu erwartenden Schauer. „Wer bist du?“
„Was, du erinnerst dich nicht an mich?“ Wieder lachte sie und griff sich in ihr schwarzes Haar. Eine Perücke glitt mit einer sanften Bewegung von ihrem Kopf, und eine wilde Mähne aus roten Locken fiel über ihre Schultern.
„Wie könnte ich dich vergessen?“ Max trat einen Schritt vor und drängte sie an die feuchten Ziegel. „Aber dein Name ist mir entfallen. Begonia?“
Sie verzog das Gesicht. „Dahlia. Aber ich bin froh, dass ich einen gewissen Eindruck hinterlassen habe.“
Max stöhnte auf, als sie ihre Hände über seine Jeans und die harte Beule darin gleiten ließ. In der Nacht, als er mit Nathanund Carrie losgezogen war, um Cyrus fertigzumachen, war er der Gnade dieser unersättlichen Vampirhexe anheim gefallen. Frauen mit so üppiger Figur waren nie wirklich sein Typ gewesen, aber er war immer offen für neue Erfahrungen, speziell wenn sie ihm den Hals retten konnten.
Es waren die besten zwanzig Minuten seines Lebens gewesen.
Aber das war Vergangenheit, und Max schaute niemals zurück.
„Schätzchen …“
„Dahlia.“
„Ich habe nichts vergessen.“ Max befreite sich aus ihren gierigen Händen. „Hör mal, ich würde nie sagen, dass ich keine gute Zeit mit dir hatte, aber …“
„Aber jetzt bist du in Jo-Jo mit dem Hundegesicht verknallt. Ich fürchte, über Geschmack lässt sich nicht streiten.“
Max schnitt eine Grimasse und hoffte, sie würde von purer Abscheu zeugen. „Ich steh nicht auf Flöhe.“
„Wie auch immer. Es ist ja nicht so, dass ich deine Gedanken lesen kann.“ Dahlia hob eine dramatisch geschminkte Augenbraue. „Oder doch?“
Verdammt, sie war echt witzig. Es wäre lustig mit ihr, aber er musste sich ranhalten, um Bella einzuholen, bevor sie seinem besten Freund einen fatalen Splitter verpasste. „Was hast du ihr erzählt?“
„Fünftausend Dollar.“ Dahlia hielt ihm ihre fleischige Hand hin und wackelte mit den Fingern.
„Du verarschst mich.“ Erste Tentakel der Hoffnungslosigkeit wickelten sich um seinen Brustkorb.
Negatives Denken bringt gar nichts, schalt er sich selbst. „Komm schon, Schätzchen, du weißt, dass ich so eine Summe nicht habe.“
Dahlia seufzte theatralisch. „Schade.“
„Komm schon, gib mir eine Chance.“ Langsam lehnte er sich ihr entgegen und grinste. „Ich sorge dafür, dass du’s nicht bereust.“
„Das ist schon eher etwas.“ Sie krümmte ihren Finger und lockte ihn tiefer in die Gasse.
Er hob die Hände. „Wow, ich
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