Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Besessen

Besessen

Titel: Besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
Vom Netzwerk:
litt, mussten sie ja ebenfalls an ihm zweifeln. Aber er konnte seine Sorgen nicht länger verschweigen und vor ihr geheim halten. Er verspürte einen regelrechten Zwang, sich ihr mitzuteilen. Zum Teil lag das am jahrelangen einsamen Erdulden seiner Ängste, zum Teil an den erschreckenden neuen Gefühlen, die in seinen Eingeweiden tobten. Er murmelte: „Ich konnte dich nicht schützen. Nicht so, wie ich jetzt bin.“
    „Wie du bist?“
    Ihr starrer Blick wanderte von seinen Füßen aufwärts an ihm hoch.
    „Nackt?“
    Gern hätte er darüber gelacht, wenn er in einer besseren Stimmung gewesen wäre. Mit einem Mal fühlte er sich verwundbar, verletzlich, wie ausgestellte Ware. Er griff sich seine Hose vom Fußende des Bettes und zog sie an.
    „Ich scherze nicht. So bin ich nutzlos, wertlos.“
    Sie schlang ihre Arme um sich selbst. „Du bist nicht wertlos.“
    „Ich bin menschlich!“ Cyrus fuhr sich mit der Hand durchs Haar und strich es sich aus der Stirn. „Solange ich so bin wie jetzt, kann ich dich nicht beschützen, und wenn siemich erst verwandelt haben, werde ich nicht mal mehr in der Lage sein, dich vor mir selbst zu schützen.“
    „Du machst mir Angst.“ Rückwärts schob sie sich auf eine Treppenstufe, schaute dann über ihre Schulter zu der drohenden leeren Türöffnung und kam wieder zurück nach unten.
    Angst wollte er ihr ganz sicher nicht einjagen. Er mochte es viel lieber, wenn sie ihm ihr schüchternes Lächeln zuwarf und in leicht gestelzte Konversation mit ihm verfiel. Doch er wollte mehr. Er wollte sie bereitwillig und freiwillig an seiner Seite, wollte sie in Sicherheit wissen, und wünschte sich, dass sie das wusste.
    „Ich will nicht, dass du stirbst.“ Er ging zum Bett, ließ sich darauf fallen und vergrub das Gesicht in den Händen. Als er wieder zu sprechen begann, fand er überraschenderweise Worte, die schlicht und wahr, aber auch beängstigend klangen.
    „Ich will, dass du lebst, dass du gemeinsam mit mir lebst. Ich möchte hier weggehen, und ich will, dass du mit mir kommst. Dieses eine Mal will ich wirklich, dass mir jemand folgt. Denn ich will dich. Ich liebe dich. Und …“
    Sie kniete an seiner Seite nieder und legte ihre Hand auf sein Bein, sagte aber nichts.
    Gott, was hatte er da gesagt? Was würde wohl als Nächstes kommen, wenn er den Mund aufmachte?
    Doch Cyrus konnte sich nicht zurückhalten. Die Worte strömten aus ihm heraus wie die heißen Tränen, die in seinen Augen standen. Er hob den Kopf, um sie anzusehen. Ihr Gesicht war liebevoll und betroffen, als wäre er ein kleiner Junge, der sich die Knie aufgeschürft hatte.
    Ihre Freundlichkeit war wie ein hochgelegener hervorstehender Sims an einem großen, hohen Gebäude, von dessenTragfähigkeit er sich nur überzeugen konnte, indem er einen Fuß darauf setzte. „Könntest du mich jemals lieben?“
    Sie antwortete nicht sofort. Welch eiserne, fürchterliche Tür würde vor ihm zuschlagen, wenn sie das verneinte? Würde er dann seinen Schmerz in blutigen Grausamkeiten ertränken, wie er es immer getan hatte, wenn ihn jemand ablehnte? Das war nicht die Art Mensch, die er sein wollte. Seine Zunge fühlte sich dick und gelähmt an, als er versuchte, seine Frage zu wiederholen. „Könntest du …“
    „Du kannst mich nicht lieben“, unterbrach sie ihn ruhig. Ihre Handfläche berührte warm sein Gesicht, aber es war nicht diese grässliche Hitze, die er gespürt hätte, wenn er noch ein Vampir wäre. Nein, menschliche Berührung war nicht länger schmerzhaft. Mit tief traurigen Augen streichelte sie seine Wange. „Du kennst mich doch erst seit drei Tagen.“
    Er musste über seine eigene Naivität lachen. „Es fühlt sich aber so an, so …“
    „Wirklich“, beendete sie den Satz für ihn. Nach einem Augenblick des Zögerns nahm sie seine Hand und verschränkte ihre Finger mit seinen. „Ich weiß. Und ich weiß auch, dass es nie Wirklichkeit werden kann. Aber ich habe immer dafür gebetet, dass irgendetwas geschieht, etwas, das mich glücklich macht. Ich weiß, dass ich sterben muss. Vielleicht bist du … vielleicht ist dies alles Glück, das ich jemals bekommen werde.“
    Ihre Vernunft stach ihm ins Herz, aber er war nicht so närrisch, sich einzubilden, er könnte sie wirklich lieben. Die erschreckende, abstoßende Verzweiflung, die er schon bei Hunderten von angsterfüllten, fallen gelassenen Mädchen gesehen hatte, sah er auch in ihr. Und in sich selbst. Er öffnete den Mund, um ihr zu widersprechen, um

Weitere Kostenlose Bücher