Besessen von dir
reich und berühmt. Angefangen hatte er in Beverly Hills, dann hatte er Zweigsteilen in Hollywood und in San Francisco eröffnet. Danach in Portland, in Seattle und so weiter. Innerhalb von sieben Jahren war sein Unternehmen gewachsen, als habe er sich nach der Scheidung mit Leib und Seele der Arbeit verschrieben.
Er füllte ihr Glas nach. “Ich fand, wir sollten allein sein.”
“Wie bitte? Kein einziger Leibwächter? Niemand, der uns unauffällig im Auge behält?” Als sie seinen Blick sah, bedauerte sie ihre spöttische Bemerkung.
“Sollten wir nicht Waffenstillstand schließen?”
“Geht das bei geschiedenen Pärchen?” fragte sie zurück und sah zu, wie er sein Glas zwischen den Fingern drehte.
“Zumindest bei reifen erwachsenen Menschen.”
“Ach richtig, das sind wir ja. Und außerdem bist du ja auch genug Leibwächter, stimmt’s?” Sie trank von dem Wein und fühlte, wie sie allmählich müde wurde. Vielleicht sollte sie aufhören zu trinken. Das lag nur daran, daß sie in Dons Nähe so unruhig war. Seine männliche Ausstrahlung war so erotisch und deshalb gefährlich.
Der Kellner trug das Geschirr weg und brachte ihnen Kaffee.
Er bot ihnen noch ein Dessert an, aber sie lehnten ab.
“Vergiß die Schlüssel nicht”, erinnerte Kaylie Don, als er nach seiner Kreditkarte griff.
“Welche Schlüssel?”
“Unsere Abmachung. Die Schlüssel zu meinem Haus.”
“Ach richtig.” Er holte den Schlüsselbund hervor und machte zwei Schlüssel davon los, die er ihr über den Tisch zuschob.
“Bitte sehr. Vordertür und Garage.”
Sie konnte es kaum glauben, als sie die Schlüssel in die Handtasche steckte. “Ganz ohne Tricks?”
Für den Bruchteil einer Sekunde zögerte er, doch dann sagte er: “Ohne Tricks.”
Kaylie kam sich schlecht vor, weil sie ihm nicht vertraut hatte. Wieso konnte sie dieses Mißtrauen ihm gegenüber nicht ablegen? Vielleicht liegt es daran, dachte sie, daß ich mich in seiner Nähe nicht einmal auf mich selbst verlassen kann.
Kaylie und Don gingen aus dem Restaurant. Die Nachtluft war mild und sternklar. Nur noch undeutlich zeichneten sich die Bergspitzen gegen den dunklen Himmel ab. Don öffnete die Jeeptür für Kaylie, und sofort sprang Franklin auf den Beifahrersitz. Er knurrte leise, als Don ihm befahl, nach hinten zu gehen.
“Du sitzt auf seinem Platz”, erklärte Don. Während Kaylie einstieg, ließ Franklin sie nicht aus den Augen.
“Ich fühle mich nicht direkt sicher.”
“Keine Sorge, er mag dich.”
“Ach ja? Na, wenn du es sagst.”
Nachdem sie losgefahren waren, schaltete Don das Radio an, und bei der langsamen Musik, dem eintönigen Dröhnen des Motors und dem sicheren Gefühl, bei Don zu sein, fühlte Kaylie sich so zufrieden wie seit Jahren nicht mehr.
Vom Wein schläfrig lehnte sie den Kopf gegen die Scheibe.
Die Straße führte in ständigen Kurven durch dichten
Kiefernwald. Hin und wieder konnte sie über den Bäumen den Mond und die Berge sehen.
Sie lehnte sich in den Sitz zurück und schloß die Augen. Im Radio lief gerade ein langsamer Song, der zur Zeit ihrer Ehe ein Hit gewesen war. Kaylie stellte rasch einen anderen Sender mit klassischer Musik ein. Es war besser, keine Erinnerungen aufkommen zu lassen. Sie würde sich einfach auf die Musik konzentrieren. Allmählich entspannten sich ihre Muskeln, und sie atmete tief durch, weil sie nicht einschlafen wollte.
Doch kurz darauf nickte sie ein.
***
Aus dem Augenwinkel betrachtete Don Kaylie. Er bemerkte
an ihrer Haltung, daß sie eingeschlafen war. Ihre Brüste hoben und senkten sich in gleichmäßigen, ruhigen Atemzügen.
Zehn Minuten vergingen, ohne daß sie sich bewegte. Jetzt oder nie, dachte Don, als er die Abzweigung erreichte. Er bog nach Osten von der Straße ab und fuhr in die Berge.
Möglich, daß sie ihn dafür hassen würde, daß er sie
hinterging und für sie die Entscheidung traf, aber er mußte diese Gelegenheit einfach nutzen. Er runzelte die Stirn und konzentrierte sich auf die schmale Straße, die durch den dichten Wald führte. Wach bitte nicht auf! flehte er innerlich. Die Zeit verging, und er hatte das Gefühl, kaum voranzukommen.
Fast eine Stunde brauchte er, bis er an der alten
Holzfällerstraße ankam. Dennoch verlangsamte er den Jeep, fuhr um eine scharfe Kurve und schaltete einen Gang tiefer. Von hier an wurde die Straße unebener und war mit Schotter bedeckt.
Don fuhr langsam, aber nicht langsam genug. Nach nicht einmal vier Kilometern wachte
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