Besessen von dir
dagegen angekämpft und sogar versucht, sich zu ändern. Doch das gelang ihm nicht, und Kaylie wußte, daß er das niemals schaffen würde. Selbst jetzt, nach sieben Jahren, versuchte er noch, ihr Leben zu bestimmen. Es war, als kämpfe er immer noch gegen den Geist von Lee Johnston an.
Und ihr ging es genauso.
Die Sonne schien über die Berggipfel, und Kaylie warf die Bettdecke von sich. Heute würde sie vernünftig mit Don reden.
Sie war nicht mehr beschwipst, sondern ruhig und sachlich.
Sie würde einen Weg finden, ihn davon zu überzeugen, daß sie nicht hier zusammen bleiben konnten. Das ertrug sie einfach nicht.
5. KAPITEL
Es ist Zeit, offen mit ihm zu reden, dachte Kaylie, als sie Don unten im Haus hörte. Entschlossen ging sie die Treppe hinunter in die Küche. Dort saß er lässig auf einem Barhocker und blätterte in einem Magazin.
“Guten Morgen”, sagte er gelassen. “Hast du gut geschlafen?”
“Um ehrlich zu sein, ich habe nicht viel geschlafen”, antwortete sie verwirrt und bemühte sich, ruhig zu bleiben.
“Also, du ha ttest jetzt deinen Spaß”, sagte sie und zitterte in dem dünnen Sommerkleid. “Es ist Zeit, daß wir in die wirkliche Welt zurückkehren.”
Don wies mit einer Hand um sich herum. “Dies hier, Lady Melville, ist die wirkliche Welt.”
“Ich kann hier nicht bleiben, Don, selbst wenn ich wollte.”
Hoffentlich klang das vernünftig genug. “Was glaubst du, wird geschehen, wenn ich nicht im Studio erscheine?”
Er legte das Magazin weg. “Nicht viel.”
“Nicht viel?” wiederholte sie ungläubig. Betont sah sie auf ihre Armbanduhr. “Wir haben noch genau eine
Dreiviertelstunde, um in die Stadt zu kommen.”
“Das schaffen wir nicht”, sagte er, stieg von seinem Barhocker und goß zwei Tassen Kaffee ein. “Selbst wenn wir es versuchten.”
“Wir werden es versuchen.”
“Falsch. Du willst es.” Er reichte ihr eine Tasse und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. “Vorsicht. Er ist heiß.”
Kaylie wurde wieder wütend. “Und ich habe gar nichts zu sagen, ja? All meine Rechte habe ich verloren, seit du mich hierher in dieses Gefängnis gebracht hast! Also ich warne dich, wenn mein Produzent herausfindet, daß ich entführt worden bin, bekommst du einen Riesenärger!”
Seine Gelassenheit war zum Verrücktwerden. “Entspann dich. Das wird er nicht denken.”
“Aber wenn er anruft…”
“Dann spricht er mit deinem Anrufbeantworter.”
“Trotzdem wird er sich Sorgen machen.” Sie ging zu ihm und blickte ihm in die Augen. Einen Moment lang meinte sie einen schmerzvollen Ausdruck in seinem Blick zu sehen, und sofort keimte neue Hoffnung in ihr. Er war doch nicht völlig unempfänglich für ihre Gefühle, auch wenn er so tat.
“Crowley wird gar nicht anrufen.”
“Natürlich wird er…” Sie unterbrach sich. Offensichtlich hatte Don irgend etwas unternommen, damit bei seinem lächerlichen Plan nichts schiefgehen konnte! Ihr Herzschlag raste vor Wut.
“Was hast du getan, Don?” verlangte sie zu wissen. “Abgesehen davon, daß du dich zum Entführer ernannt hast. Was noch?”
“Ich habe dafür gesorgt, daß dich niemand vermißt” Er setzte sich wieder auf den Barhocker und stützte sich mit den Ellbogen auf den Tresen.
Jetzt machte sie sich ernsthaft Sorgen. “Wie?”
“Indem ich einige Anrufe getätigt habe.”
“Wen hast du angerufen?”
“Den Sender und deine Schwester.”
“Du hast Margot angerufen?” Ihre Stimme war tonlos.
“Genaugenommen meine Sekretärin.”
Kaylie glaubte ihm aufs Wort, und aller Mut verließ sie. Das Ganze war kein Witz. Er meinte es absolut ernst. Sie war seine Gefangene! Hilflos setzte sie sich auf einen Barhocker und wärmte ihre eiskalten Finger an dem Becher Kaffee. Machte er sich tatsächlich solc he Sorgen um Lee Johnston? Sie befeuchtete ihre Lippen und versuchte, ihre Situation neu zu überdenken.
“Egal, welche Gefahr auf mich lauert”, sagte sie mit unsicherer Stimme, “du hast kein Recht, mich gegen meinen Willen hier festzuhalten.”
“Ich weiß.”
“Aber das ist dir egal.” Sie sah, daß er fast unmerklich zusammenzuckte. Absichtlich wich sie seinem Blick aus und sah sich im Zimmer um. Dabei bemerkte sie wieder die
Anschlußdose vom Telefon. “Du hast das Telefon
weggenommen”, sagte sie. “Hast du Angst, daß ich Hilfe rufe?”
“Angst, daß du eine Dummheit begehst.”
“Dein Plan ist wirklich bis ins letzte ausgeklügelt”, stellte sie fest, und zu ihrer
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