Besessen von dir
das?”
“Daß du dir einen anderen Leibwächter suchen mußt.”
Nein! Vor Verzweiflung hätte sie schreien können. “Ich will aber keinen anderen.” Sie krallte sich am Aufschlag seiner Jacke fest, als fürchte sie, er könne augenblicklich weglaufen.
“Verstehst du nicht, Don? Ich will dich. Dich.”
Beim Anblick ihres verzweifelten Gesichts stöhnte er auf und zog sie noch näher. Wieder und wieder küßte er sie. Kaylie spürte, wie er erzitterte, als versuche er ständig, Herr seiner Gefühle zu bleiben.
Ohne auf die vorbeihastenden Fußgänger zu achten, hielten sie einander eng umschlungen. Wind und Regen schlug ihnen ins Gesicht, doch das schienen sie nicht zu bemerken.
Schließlich trat er einen Schritt zurück. Sein
Gesichtsausdruck hatte etwas Gequältes. Er umschloß ihre nassen zierlichen Hände mit seinen. “Es darf nicht geschehen, das weißt du.”
“Es ist schon geschehen.”
Don schüttelte den Kopf, doch sein Blick verriet ihn. “Dann muß es aufhören.”
“Nein!” Sie wußte genau, was sie wollte. Sie wollte Don, mehr nicht.
“Komm weiter. Du bist schon völlig durchnäßt.” Er verschränkte die Finger mit ihren, als sie die Stufen zum Hotel hinaufgingen. Es war ein riesiges Gebäude, das die gesamte Straßenfront zwischen zwei Querstraßen einnahm. Acht
Stockwerke hoch und mit hellen Ziegeln verkleidet, wurde es von einem breiten Vorgarten umgeben.
Don zog Kaylie am Ellbogen hinter sich her durch die
Eingangshalle bis in den Fahrstuhl. Im siebten Stock schloß er ihre Zimmertür auf und sah sich rasch im Raum um.
“Nimm ein heißes Duschbad. Wir treffen uns unten zum Abendessen.”
Sie wollte ihn nicht gehen lassen. “Bleib bei mir.”
“Kaylie.”
“Bitte.”
Er seufzte auf und ließ sie los. “Ich kann nicht. Wir beide können nicht.”
“Aber…”
“Weißt du nicht, was du mir damit antust?” fragte er schließlich, als sie sich an ihn schmiegte und versuchte, ihn zu küssen. Tränen standen ihr in den Augen.
“Ich liebe…”
“Bitte Kaylie, nicht!” flüsterte er. Dann schob er sie von sich und ging durch die Verbindungstür ins Nachbarzimmer.
Später beim Abendessen weigerte Don sich, über sein
Verhältnis zu Kaylie zu sprechen. Statt dessen saß er ihr schweigsam gegenüber und beobachtete unablässig die anderen Gäste, als suche er nach einer möglichen Gefahr, die es nicht gab.
In Kaylies Augen war das Essen die reinste Qual, und wieder im Zimmer angekommen, wurde es auch nicht besser. Er schloß die Verbindungstür und weigerte sich, sie zu küssen.
“Ich verstehe dich nicht!” schrie sie gege n die verschlossene Tür und hämmerte mit der Faust gegen die Wand. Doch Don antwortete nicht.
Die nächsten Tage waren grauenvoll. Don benahm sich wie ein völlig Fremder. Er war so abweisend und korrekt, daß Kaylie hätte schreien können. Sie versuchte, ihn in Gespräche zu verwickeln, aber seine Antworten waren einsilbig und knapp.
Kein Lachen mehr. Keine Scherze. Don war so steif und kühl, daß Kaylie sich kaum noch vorstellen konnte, wie sie sich in ihn verliebt hatte.
Drei Tage später bei den Aufnahmen konnte sie einfach nicht mehr. Sie vergaß dreimal hintereinander ihren Text, und der Regisseur gab ihnen allen eine Stunde Pause.
Mit hochroten Wangen lief Kaylie direkt zum Hafen. Don war bei ihr, obwohl er natürlich nichts sagte. Kein einziges Wort.
Sie klammerte sich mit den Händen an ein Geländer und schrie, ohne ihn dabei anzusehen: “Was ist mit dir los?”
Don lehnte am Kotflügel eines Wagens, und Kaylie preßte die Fingernägel in das Holz des Geländers, während sie auf die Wellen des Wassers blickte, in dem sich die Wolken
reflektierten.
Möwen flogen kreischend umher, und am Horizont konnte sie Segel-und Fischerboote erkennen, doch sie lauschte nur auf eine Antwort von Don.
“Na, sag schon!” schrie sie. Am liebsten hätte sie ihn geschüttelt.
“Nichts ist los.”
“Ach, erzähl mir doch nichts! Du hast dich verändert.”
“Ich mache nur meinen Job.”
“Du sorgst für mich.”
“Du bist meine Kundin. Ich bin für dich verantwortlich.”
Sie rannte zu ihm. Ihre Empfindungen waren mit einemmal zuviel für sie. Kaylie hob die Fäuste, als wolle sie ihn schlagen, aber er hielt ihre Hände fest und preßte sie über ihrem Kopf aneinander, noch bevor sie ihn überhaupt berühren konnte. So dicht vor ihm konnte sie in seiner Sonnenbrille ihr eigenes Spiegelbild sehen. Sie fühlte sich hilflos und
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