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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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sondern sogar Zwillinge   … zweieiige Zwillinge.«
    »Und das glaubst du ihr?«, flüsterte Mum.
    Ich stellte meine Tasse auf dem Beistelltisch ab und verdeckte mein Gesicht mit beiden Händen. »Es ist völlig irrsinnig und unglaubwürdig, grauenhaft und abartig, aber   …«
    »Aber?«
    »Aber es gibt keine andere Erklärung. Warum würden wir wohl sonst so ähnlich denken, uns kopieren, ohne dass es uns bewusst ist, und sogar den gleichen Traum haben, seit wir klein sind?«
    Ich dachte schon, Mum würde auf der Stelle kollabieren, doch sie setzte sich und sah aus, als sei sie von einem Moment auf den anderen um zwanzig Jahre gealtert. Die Minuten verstrichen und auf ihrem Gesicht zeigten sich die unterschiedlichsten Regungen und das Schweigen im Raum verdichtete sich, bis es mir wie Donner in den Ohren dröhnte. Dann endlich sagte Mum, fast so, als ob sie sich geschlagen geben würde: »Es stimmt.«
    Ich biss die Zähne so fest zusammen, dass es mir wehtat. »Du hast uns auseinandergerissen«, brauste ich auf, »kein Wunder, dass Genevieve dich so sehr hasst.«
    »Sie hat jeden Grund dazu«, erwiderte Mum mit einem Gleichmut, der mich befremdete.
    Ich wurde lauter und fragte ungläubig: »Hast du vielleicht eine Münze geworfen oder was? Und das Kind weggegeben, das am wenigsten geschrien hat? Wie kann eine Mutter so was tun!«
    »Ich habe damals aus guten Gründen gehandelt.«
    »Sag das nie mehr   …«
    »So dachte ich zumindest   … damals«, sagte sie.
    Mum saß reglos da, hatte den Kopf gesenkt und die verschränktenHände lagen schlaff in ihrem Schoß. Ich hatte große Lust, zu ihr zu gehen und sie zu schütteln. »Du kannst doch nicht nur einfach hoffen, dass sie von hier verschwindet. Sie gehört nun mal zu unserm Leben, ob uns das passt oder nicht.«
    »Es ist zu spät, etwas daran zu ändern, Katy. Du weißt doch, wie sie ist. Sie wird unser Leben zerstören.«
    »Du denkst nur an dich selbst.«
    »Nein, ich denke dabei an dich und an das, was sie dir bereits angetan hat.«
    Es war unglaublich, aber tatsächlich ertappte ich mich dabei, wie ich Genevieve verteidigte. »Vielleicht ist sie ja selber hilflos? Du hast ihr doch nie eine Chance gegeben   …«
    Mum protestierte nicht. »Du hast recht, Katy. Ich musste mich zwischen euch beiden entscheiden und diese Wahl fiel mir entsetzlich schwer.«
    »Erwarte bloß nicht, dass ich auch noch dankbar dafür bin, dass du dich für mich entschieden hast«, sagte ich voller Verachtung.
    Sie starrte mich sekundenlang an, dann senkte sie den Blick. »Ich erwarte keinen Dank, aber   … wenn du erst die Einzelheiten kennst   …«
    »Ich will sie gar nicht wissen«, herrschte ich sie an.
    Mum sagte nichts mehr, doch ich war noch nicht fertig.
    »Und die Geschichte von der Drogensüchtigen, die angeblich in der Wohnung unter dir gelebt hat? Die ist auch nur eine Lüge, oder?«
    Mum wurde kreidebleich und in ihren Augen spiegelten sich Betroffenheit, Demütigung und Scham. Trotzdem blieb mein Herz versteinert.
    »Ich habe nicht gelogen«, war alles, was sie hervorbrachte.
    »Natürlich hast du das, du lügst ja sogar jetzt noch. Mein ganzes Leben ist eine einzige Lüge.«
    Ich sprang auf, weil ich ihre Gegenwart keinen Moment länger ertragen konnte.
    »Geh nicht, Katy, es ist nicht so, wie du denkst«, sagte sie in flehendem Ton. »Ich werde dir die Wahrheit sagen. Die ganze Wahrheit.«
    Aber ich hatte bereits die Wohnzimmertür hinter mir zugeschlagen und stürmte aus dem Haus. Draußen sah ich noch ein paarmal zurück, weil ich dachte, Mum würde mir vielleicht folgen, doch das tat sie nicht. Es war noch vor sieben und das einzige Auto, das auf der Hauptstraße fuhr, war der Lieferwagen des Milchmanns aus unserem Viertel. Er drehte sich nach mir um, als er mich in meinem Abendkleid sah, lächelte und zockelte weiter. Es gab nur einen einzigen Ort, an den ich wollte, das wusste ich sofort. Die umgebaute Scheune lag am Stadtrand auf einem Stück Land, das etwa zwei Quadratkilometer maß und Weidefläche für gerade mal ein Pferd bot. Ich kletterte über einen Zaunübertritt und nahm die Abkürzung über die Felder, die so tief verschneit waren, dass der Saum meines Kleides bald schon durchnässt war und riss. Auch die feinen Satinschuhe waren im Nu ruiniert und ich rutschte gefährlich in ihnen herum, weil sie sich mit Wasser füllten und sich ein Absatz löste. Ich konnte nur langsam vor mich hin staksen, was anstrengend war, und so war ich froh, als

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