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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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verglich mich nicht mit Genevieve.
    »Ich auch nicht«, antwortete ich scheu und bemerkte dann erst meinen Schnitzer. »Ich meine, ich habe noch nie so für einen Jungen gefühlt.«
    »Weißt du noch, dass ich dir einmal gesagt habe, du hättest einen Lichtschein um dich gehabt, als ich dir das erste Mal begegnet bin? Ich glaube, es war einfach Liebe auf den ersten Blick.«
    Ich schlang die Arme um seinen Hals. »Mir ging es ganz genauso.«
    »Dann sag es mir«, drängte er.
    »Du zuerst.« Ich war so überwältigt, dass meine Stimme piepste.
    Er holte Luft, sah um sich, schluckte. »Katy   … ich liebe dich.«
    Ich war zu schüchtern, um ihn anzusehen. Mein Kopf war tief in seiner Achselhöhle vergraben, als ich flüsterte: »Ich liebe dich auch.«
    Merlin küsste mich aufs Ohr. »Aber wirst du mich auch immer lieben?«
    »Natürlich«, antwortete ich ohne Zögern.
    »Auch noch, wenn ich so alt bin wie Luke?«
    Ich kitzelte ihn an den Rippen. »Er ist doch erst einundzwanzig.«
    »Das ist uralt«, sagte Merlin frotzelnd, knöpfte seine Jacke auf und hüllte mich darin ein.
    Merlin liebt mich, Merlin liebt mich, Merlin liebt mich.
    Eine Stimme in meinem Kopf fing vor lauter Glück an zu singen und ich musste mich selber kneifen, damit ich glauben konnte, was geschah. Schlagartig wurde mir bewusst, dass sich die Dinge auch ganz anders hätten entwickeln können und ich kurz davor gewesen war, Merlin zu verlieren.
    Ich holte tief Luft. »Merlin? Wir sollten endlich unsere Übernachtung auf dem Campingplatz planen und sie nicht länger vor uns herschieben.«
    Er reagierte auf der Stelle. »Wie wäre es mit diesem Wochenende? Vielleicht   … kannst du dir ja ein Alibi dafür beschaffen?«
    Mir wurde flau im Magen. »Dieses Wochenende? Aber   … ich muss mich um mein Kursprojekt kümmern.«
    Merlins Enttäuschung spürte ich eher, als dass ich sie gesehen hätte, und ich hätte mich ohrfeigen können. »Vielleicht   … wenn ich   … ich meine, ja   … ich tue alles, dass es klappt.«
    »Echt?«
    »Echt.«
    »Kriegst du das hin?«
    »Ja«, antwortete ich spontan. »Wir sollten für den Augenblick leben   … es einfach durchziehen.«
    »Für den Augenblick leben«, wiederholte er und drückte mich dabei beinahe zu Tode.
    »Ich habe schon für optimale Voraussetzungen gesorgt   … ich hab Mum erzählt, dass Hannahs Eltern wegfahren und sie nicht allein zu Hause bleiben will.«
    »Dann kümmere ich mich um die Buchung«, antwortete Merlin eifrig. »Ich muss so tun, als ob ich achtzehn wäre, aber das ist kein Problem. Bist du okay, Katy? Du zitterst ja.«
    Er griff nach meiner Hand und unsere Finger verknoteten sich ineinander. »Versprich mir, dass du mir immer vertrauen wirst«, flüsterte ich so leise, dass er es gar nicht hören konnte.
     
    Die Erste, der ich an diesem Nachmittag im College begegnete, war Genevieve. Mit selbstgefälligem Lächeln saß sie in unserem Kursraum und arrangierte ihre Locken neu. Zielstrebig ging ich auf sie zu und konnte es mir nicht verkneifen, einen dummen Spruch zu machen.
    »Tut mir ja leid, dass ich nicht zu Hause war, als du angerufen hast«, sagte ich mit gespieltem Bedauern. »Du wolltest mit mir in die Stadt gehen und nach einem Geschenk für Nat suchen? Wie wär’s denn heute nach dem College?«
    Sie sollte merken, dass ich ihr auf die Schliche gekommen war, und sich tausend Ausreden einfallen lassen, warum sie keine Zeit hatte; aber sie sah mich   – kaum zu fassen   – mit ihren schillernden Augen an und meinte träge: »Warum nicht?«
    Es war der reine Horror. Ich hatte schon den Mund geöffnet, um mein Angebot zurückzuziehen, doch Hannah stand gerade hinter uns und hatte meinen Vorschlag mitgehört. Schnell fragte ich, ob sie uns nicht begleiten wolle, doch sie musste ihren kleinen Bruder von der Schule abholen. Was hatte ich da nur angezettelt? Da versuchteich, Genevieve zu meiden, wann immer es mir möglich war, nur um sie jetzt auf einmal aufzufordern, mit mir gemeinsam shoppen zu gehen. Und ausnahmsweise konnte ich sie nicht dafür verantwortlich machen   – in diese Situation hatte ich mich ganz alleine manövriert.

Kapitel 17
    D er Busfahrer drehte sich zu uns um. »Hallo, Mädels. Jetzt hab ich tatsächlich gedacht, ich sehe doppelt.«
    Es war frustrierend   – selbst Fremden fiel schon auf, dass wir uns immer ähnlicher geworden waren, und aus der Nähe entdeckte ich sogar noch mehr Gemeinsamkeiten. Genevieve trug neuerdings genau wie ich einen

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