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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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das alles nur   … vorgestellt habt?«
    »Das muss ein Irrtum sein«, rief ich, »oder es hat uns jemand einen üblen Streich gespielt. Du hast ja keine Ahnung, was mir in letzter Zeit passiert ist   … jemand hatmeine Projektarbeit absichtlich zerstört und das ist nicht einmal das Schlimmste   …«
    Mum ignorierte meinen Ausbruch. »Also, Katy? Wolltest du wirklich heute Abend bei Hannah übernachten, weil ihre Eltern weggefahren sind?«
    »Ja.«
    »Hör auf, mich für dumm zu verkaufen«, brummte sie böse. »Ich habe längst Hannahs Mum angerufen, die mir bestätigt hat, dass sie nicht weggefahren sind und nichts davon weiß, dass du bei ihnen übernachten wolltest. Also   … was hast du dazu zu sagen?«
    »Es ist nicht so, wie es aussieht«, murmelte ich kraftlos.
    Mum verschränkte die Arme auf eine Weise, die mir bedeutete, dass sie es ernst meinte. »Seit du diesen Jungen kennst, Katy, habe ich herausgekriegt, dass du rauchst, hast du deine Arbeit fürs College in den Sand gesetzt und jetzt lügst du mich auch noch an und planst, mit ihm eine Nacht zu verbringen. Und um dich zu verteidigen, schiebst du die ganze Schuld sogar noch auf ein anderes Mädchen. Ich kenne meine eigene Tochter nicht mehr. Du widerst mich an.«
    Sie drehte sich auf dem Absatz um und ließ mich im Halbdunkel der Diele stehen. Ich war viel zu eingeschüchtert, als dass ich mich hätte rühren können.
    Aber es kam noch schlimmer, denn Mum machte noch einmal kehrt. »Du hast bis auf absehbare Zeit Hausarrest und außerdem will ich, dass du mir jetzt sofort dein Handy gibst.«
    Meine Hand fuhr entsetzt an meinen Mund. Merlin! Erwartete doch schon die ganze Zeit am Bahnhof auf mich. Ohne Handy konnte ich ihm keine Nachricht übermitteln.
    Es war gewagt, aber ich hatte nichts mehr zu verlieren. »Selbst Gefangene dürfen noch ein letztes Mal telefonieren.«
    Mum presste die Lippen aufeinander, kniff die Augen zusammen und sagte: »Du hast genau eine Minute, ich stoppe die Zeit.«
    Ich ließ das Handy fallen, hob es wieder auf und vertippte mich ständig, weil meine Finger zitterten und starr und unbeweglich waren, als ob ich Handschuhe anhätte. Aber ich schickte Merlin lieber eine SMS, denn seine Stimme zu hören und dann getrennt zu werden hätte mir das Herz zerrissen.
    Mum weiß alles. Es tut mir leid, Merlin. Ich habe Hausarrest und muss mein Handy jetzt gleich abgeben. PS Ich liebe dich. X
    Dann rannte ich nach oben in mein Zimmer, warf mich aufs Bett und schluchzte in mein Kopfkissen. Ich war sauer, auf mich und auf die ganze Welt und ich fragte mich, was Merlin jetzt von mir denken mochte. Irgendwann wurde mir klar, wie egoistisch das eigentlich war. Denn nicht nur Merlin und ich waren ja in die Sache involviert   – auch Hannah würde Schwierigkeiten bekommen, denn sie hatte mir das Alibi verschafft. Hoffentlich war sie clever genug, mir die Schuld in die Schuhe zu schieben und zu behaupten, dass sie nichts von meinem Plan gewusst habe. Beschämt ließ ich den Kopf hängen, wenn ich daran dachte, was Hannahs Mutter jetzt von mir halten mochte.
    Mum setzte den ganzen Abend keinen Fuß in meineNähe und fragte auch nicht, ob ich Hunger hätte. Vom vielen Weinen war ich so erschöpft, dass ich um acht Uhr schon in einen unruhigen Schlaf fiel, mal fror, mal furchtbar schwitzte und die Decke von mir schleuderte. Ich träumte fiebrig, in Fragmenten. Stundenlang lief ich von hier nach da, doch nirgendwo konnte ich mich verstecken; jedes Gebäude, jede Mauer fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen, sobald ich angekommen war, und jeder Winkel war von einer riesigen Taschenlampe angestrahlt. Dann stolperte ich in eine Art Theaterraum hinein, befand mich plötzlich auf der Bühne. Reihe für Reihe des Zuschauerraums wurde erhellt und die Plätze füllten sich mit Menschen, deren Gesichtszüge alle auf gleiche Weise ausdruckslos wirkten, aber deren Augen aus grünem Glas waren und mir Lichtstrahlen entgegenschleuderten. Die Strahlen versetzten mir Stiche wie von winzig kleinen Schwertern und ich rollte mich zu einer Kugel zusammen, um ihnen auszuweichen, doch bald schon war ich nur noch ein weinendes blutbeflecktes Etwas, in dessen Ohren Genevieves Lachen hallte.
    In derselben Sekunde, in der ich wach wurde, stürzte jede winzige und grauenvolle Einzelheit des vergangenen Tages auf mich ein. Das Morgenlicht tat mir in den Augen weh und der Gedanke, mich noch mal umzudrehen und im Bett zu bleiben, war enorm verführerisch, aber ich

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