Besitze mich! (Band 2)
meiner Schritte, über die ich keine Kontrolle mehr zu haben schien. Meine innere Aufregung ließ mir keine Zeit zum Nachdenken. Ich konnte mir keine Gedanken darüber machen, wie wir uns begrüßen oder ob wir uns küssen würden.
Letztendlich war er es, der die Entscheidung traf. Adrien küsste mich leidenschaftlich, als er mich sah. Seine Lippen berührten meine, ohne ein Wort an mich zu richten. Er nahm mich in seine Arme. Adrien war glücklich, mich zu sehen, das war offensichtlich. Und zum ersten Mal erschienen mir die Dinge so einfach und klar. Endlich.
Er sprach kaum und lächelte fortwährend, während er mich umarmte. Seine Gesten verrieten mir, dass er ebenso wie ich den Abflug kaum erwarten konnte. Durch sein Glück wuchs meines umso mehr. Ich wusste, dass auf dieser Reise das geschehen würde, was geradezu offensichtlich war. Er nahm meine Hand, und wir fanden uns schließlich in einem beschaulichen Café wieder, wo wir auf den Flieger warteten. Ich war versunken in seinem Blick und achtete jedes Wort, das mir über Lippen kommen würde...
– Adrien, vielen Dank für das Foto. Ich habe noch nie ein Geschenk erhalten, das so...intensiv war. Intensiv durch die Kraft der Emotionen, die von ihm ausgingen. Ich konnte dieses Foto nicht aus den Augen lassen, seitdem ich es in der Buchhandlung entdeckt hatte. Und jetzt, gehört es mir.
Ich achtete darauf, den Namen Dani nicht auszusprechen, um unseren ersten Austausch nicht mit all den Trennungswogen zu überschatten.
– Ich weiß, ich habe es gesehen. Ich habe gesehen, wie Sie dieses Foto in der Buchhandlung betrachtet haben. Ich mag den Gedanken, dass ein Foto Sie derart berühren kann. Ich würde es lieber bei Ihnen sehen als auf dem Deckblatt meines nächsten Buches. Das scheint mir angemessener, gerechter. Eine Selbstverständlichkeit. Dieses Klischee passt zu ihrer Sanftmut und Ihrer Ehrlichkeit. Ich komme nur selten mit dem Echten in Berührung, Alice.
Adrien selbst verschwieg auch, dass er sich ganz offensichtlich mit Camille über dieses Foto ausgetauscht haben musste, das sie sich für die Fortsetzung von
Belleville im April
wünschte. Sie hatten diesbezüglich mit Sicherheit eine Diskussion geführt. Er machte auch keine Andeutungen zu seinem eigentlichen Reiseziel und seine Absicht, mir anzubieten, ihn auf dieser Reise zu begleiten. Und natürlich hätte Dani Olivier nicht ahnen können, dass sein Negativ immer noch in meinem Besitz war. Seltsame Geschichten um dieses Foto, das allein aus dem Grund aufgenommen wurde, um weitere Geschichten entstehen zu lassen. Es inspirierte alle, die in seine Nähe kamen. Der Zauber von Danis Aufnahme entfaltete seine Wirkung.
Ich beobachtete Adrien. Er war ganz anders. In diesem Café am Flughafen, in dem der Pariser Verhaltenskodex bereits völlig belanglos war, kam er mir so wehrlos vor. Das Faszinierende an Flughäfen ist, dass sie uns so schnell den Kodex vergessen lassen, der uns in unserer heimischen Umgebung fest im Griff hat. Je weiter wir uns entfernen, umso mehr streifen wir unsere Gewohnheiten von uns ab. Adrien zeigte ganz neue Schwächen, sogar Schwächen körperlicher Art. Er riskierte hin und wieder ein Lächeln. Das Zögern in seinen Gesten und Blicken zeugte von einer Zerbrechlichkeit, die ich bis dahin nicht erahnen konnte. Er hatte seinen gekünstelten Dress-Code abgelegt und stand vor mir, fast nackt. Ich sah einen anderen Mann, der an
Echtheit gewonnen
und seinen geheimnisvollen Ausdruck wiedererlangt hatte. War das nur Schmeichelei? Ich kannte Adrien noch zu wenig, um zu wissen, dass er auf einmal mit seinem Herzen sprach. Er sah mich mit einem Schweigen an, das ich an ihm nicht kannte. Und ich verlor ein wenig dieses Misstrauen, das ich ihm gegenüber haben sollte. Natürlich dachte ich auch an die Warnungen von Fabien und Dani. Wie konnte dieser Mann, der die Frauen so leiden ließ, plötzlich so aufrichtig vor mir stehen?
Wir mussten an Bord gehen. Im Flugzeug holte Adrien Bücher, Texte zum Korrigieren, Artikel, Stifte in mehreren Farben und andere Texte mit Anmerkungen hervor. Was mich anging, so wollte ich nichts anderes tun, als ihn zu beobachten, alle Einzelheiten dieser Szene sehen, aufsaugen. Sie würden mich in ihren Bann ziehen, das wusste ich. Ich musste also den Eindruck erwecken, als sei ich beschäftigt. Letztendlich sollte dies der Fall sein.
Seit der Veröffentlichung meines Portraits hatte ich mehrere Themenvorschläge für verschiedene Zeitschriften erhalten. Man
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