Besitze mich! (Band 2)
würde unser Fabien wohl dazu sagen?", fragte er und küsste mich auf die Wange.
Central Park Solitüden
kam bei der Presse gut an und Dani Oliviers Bewunderer waren zahlreich in die Buchhandlung gekommen, um einen Abzug oder ein Buch zu kaufen. Die Atmosphäre war ganz anders als bei der Signierstunde von
Belleville im April
, dem Roman von Adrien Rousseau. Die Kunden waren nicht in einem verliebten Hypnose-Zustand. Sie waren vielmehr darauf aus, mit dem Fotografen, der Momentaufnahmen des Seelenlebens festhalten konnte, Kontakt aufzunehmen. Das schienen die Fotos von Dani auszudrücken: die Seele hört nicht auf, sich zu verkleiden, sich zu verschleiern und nur wenige flüchtige Augenblicke im Leben legen den Blick frei für etwas Wesentliches. Dani wollte seine Leser nicht verführen, sondern mit ihnen in einen echten Dialog treten. Ich beobachtete, wie er sich Zeit nahm, eine Frage zu beantworten, einer schüchternen Kundin zuzulächeln oder einem Kunden ein Bild zu signieren, der ihm dabei seine Lebensgeschichte erzählte. Dani hörte mit einer seltenen und echten Aufmerksamkeit zu, die weit entfernt war von Adriens distanzierter Haltung.
Aber dann änderte sich plötzlich Danis Blick, als er Camille in Begleitung von Adrien hereinkommen sah. Das konnte nicht wahr sein ... Ich brachte gerade Champagnergläser zurück, als ich plötzlich Adrien gegenüberstand, der mir die Hand küsste.
„Da ist ja die Heldin des Tages, man spricht mehr über Ihr Portrait, als über mein Buch ...“, sagte er, während er sich über mein aufgelöstes Gesicht amüsierte.
Dann richtete er sich an Dani.
„Dani, du fragst dich sicher, was wir hier machen, nicht wahr? Ich würde dir gerne das Foto von dem Pärchen abkaufen. Du weißt schon, der Mann und die Frau auf einer Bank. Es wäre perfekt für die Fortsetzung von
Belleville im April
.“
Das war ganz schön perfide, dachte ich. Aber das Leben ist viel komplexer als die menschlichen Gefühle. Und wie mir Dani erklärt hatte, konnte man kein Leben oder Wesen bedauern, das man verabscheut hätte. Seine Beherrschung verblüffte mich.
„Welche Überraschung! Camille, Adrien! Alle Wege führen in die Buchhandlung
Des Sens
. Zudem haben wir hier die schönste Gastgeberin.“, sagte er und sah mich intensiv an, zweifelsohne um Camille zu provozieren. „Ich habe ihr Portrait gelesen, es ist fabelhaft. Es macht beinahe Lust darauf, dein Buch zu lesen ...“
Dann schwieg er kurz und fuhr fort:
„Ich warte auf ein finanzielles Angebot für das Foto. Es ist teuer, denn es ist sehr wertvoll. Vielleicht hast du inzwischen die Bedeutung dieses Wortes kennengelernt? Ich muss mich verabschieden, es warten Leser auf mich.“
Nichts ließ die innere Aufruhr erahnen, die in ihm herrschen musste. Dani besaß die kühle Ruhe eines Außenreporters. Er konnte sich beherrschen. Mit einer beängstigenden Perfektion. Neben ihm wirkte Adrien beinahe zahm. Ich wohnte diesem Austausch bei und beobachtete die Reaktionen von Camille, die zwischen diesen zwei Männern stand, und den kühlen Blick, mit dem Dani sie ansah. Ich konzentrierte mich zudem auf alle Gesten, die mir mehr über die wahre Verbindung zwischen Adrien und ihm verraten konnten. Er flüsterte ihm etwas ins Ohr, bevor er sich mir näherte.
„Dani, ich leihe mir Alice kurz aus, ich muss ihr etwas sagen ...“
Er fasste mich am Arm, während Camille zu dem Foto des Pärchens ging, das ihr bereits zu gehören schien.
„Alice, ich habe noch immer den Geschmack Ihrer Muschi im Mund und auf meinen Lippen. Ich zähle die Stunden bis Berlin. Wir setzen den Unterricht im Stil fort, der Ihnen gut getan hat, nicht wahr, Alice? Ich habe die Treffen mit den Buchhändlern so weit wie möglich begrenzt. Ich habe da ein anderes Programm im Kopf. Ich muss mich jetzt verabschieden, wir haben einen Abend bei einem Schriftsteller vor uns, den ich verabscheue. Ein Autor von Camille ...“
Ich liebte und ich hasste jedes seiner Worte. Welche Arroganz und welche Ergebenheit dieser Camille gegenüber. Ich fand das grotesk und so unmännlich. Aber das hielt mich nicht davon ab, Verlangen nach ihm zu haben und nichts, als nur noch ihn zu sehen, seit er aufgetaucht war.
Ich sah, wie sich Camille Dani näherte und versuchte, ihre Unterhaltung um das Foto herum auszudehnen. Dann ging Adrien zu ihr und sie verschwanden, ohne sich zu berühren, mit der Sicherheit eines Paares, das es gewohnt ist, bewundert zu werden.
„Was für eine Wichtigtuerei.“,
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