Besser so als anders
Reaktion auf eine Pille.«
»Was für eine Pille?«, hakte Vicki besorgt nach.
»Passt schon«, sagte Hannah nur, atmete schwer und stützte dabei die Hände auf die Hüften, als hätte sie soeben einen Marathon beendet. »Geht jetzt. Ich komme schon zu euch, wenn ich was brauche.«
»Okay«, sagte Vicki zögernd. »Hör zu, wir haben Zimmer Nummer 104, falls wir uns später aus den Augen verlieren sollten. Ich habe den Schlüssel vergessen, wir müssen uns an der Rezeption also einen neuen besorgen. Übrigens, wo ist eigentlich dein Gepäck?«
»Oben im Turm bei den Sachen der anderen Brautjungfern. Bitte erinnere mich daran, dass ich es hole, bevor wir gehen.«
Hannah sah zu dem Tisch, an den sie sich setzen sollte. Sie war der neunte Gast an einem Tisch für acht Personen, eingepfercht zwischen den anderen Brautjungfern und ihren jeweiligen Begleitern. Dawn und ihr Mann hatten bereits Platz genommen. Er schien um die dreißig zu sein, untersetzt und gerade eifrig damit beschäftigt, Butter auf ein Brötchen zu schmieren.
»Ich verstehe das nicht«, maulte Hannah leise und gab ihrer Eifersucht nach. »Wie kommt es überhaupt, dass du neben Bees Onkel sitzt? Habt ihr beide denselben Tisch zugewiesen bekommen?«, schmollte sie, während Vicki Joe per Handzeichen zu verstehen gab, dass sie gleich bei ihm sein würde.
»Wir haben einfach gegen die Regeln verstoßen«, grinste Vicki. »Eigentlich hätte Joe am Tisch mit den Geschäftspartnern von Bees Dad sitzen sollen, aber ich habe ihn davor gerettet. Rob kommt sowieso nicht, also nimmt Joe seinen Platz ein. Danke vielmals, Rob.«
Hannah blickte finster drein. Wenn es schon einen freien Stuhl neben Vicki gab, so stand er ihr zu. Sie beobachtete Vicki, die wieder Blickkontakt mit Joe aufgenommen hatte. Er hob eines der Gläser in die Höhe zum Zeichen, dass sie zu ihm kommen solle. Hannah seufzte, und ihr wurde bewusst, dass es wohl kaum einen guten Grund gab, Robs Platz einem Mann zu verwehren, den Vicki ganz offensichtlich in ihrer Nähe haben wollte.
»Na schön«, sagte Hannah und gab sich geschlagen. »Dann werde ich wohl den Anwälten aus den Südstaaten beim Brötchenessen zusehen. Amüsier dich mit Scott Bakula. Wer sitzt übrigens noch an deinem Tisch? Du sitzt doch nicht etwa neben Tom, oder?«, fragte Hannah und kniff ängstlich die Augen zusammen.
»Nein, Bee ist doch nicht so dumm und setzt mich in Toms Nähe! Ich sitze bei den Brüdern des Bräutigams und irgendwelchen Cousins.«
»Warte mal – sitzt du etwa neben dem sexy Bruder?«, fragte Hannah, löste die Hände von ihrem Bauch und presste sie auf ihre Brust. »Sitzt du neben Jimmy Fee?«
»Keine Ahnung«, sagte Vicki. »Warum? Wer ist Jimmy Fee?«
»Das wirst du schon noch sehen«, sagte Hannah, nun erneut eifersüchtig. »Ich habe ihn gestern Abend beim Probeessen getroffen. Er sieht toll aus, genau wie seine Freundin. Ich würde seine Rolle mit Justin Timberlake besetzen. Bitte behalte ihn für mich im Kopf.«
»Mach ich«, versprach Vicki und sah Hannah noch ein letztes Mal besorgt an. »Hannah, ist wirklich alles in Ordnung? Du wirkst … so erhitzt. Was für eine Pille war das denn?«
»Nur ein Benadryl gegen meine Allergien. Es geht mir gut. Ich komme dann an deinen Tisch. Amüsier dich.«
»Okay«, willigte Vicki zögernd ein. »Aber sag mir Bescheid, wenn es dir nicht gut gehen sollte.«
Hannah blinzelte und sah sich nach ihrem Platz am Tisch der Brautjungfern um. Sie ging auf den leeren Stuhl zwischen Dawn und der netten Lisa zu, mit der sie vor Monaten auf der Junggesellinnenabschiedsparty in Löffelchenstellung geschlafen hatte. Neben Lisa saß ihr Verlobter, ein blasser Rotschopf mit fleckigem Ausschlag auf seinem Stiernacken. Hannah musste sofort an Cory Monteith aus Glee denken. Lisas Verlobter kratzte sich am Hals und verzog das Gesicht, als seine Haut dunkelrot anlief.
»Er hat Hitzewallungen«, flüsterte Lisa, als sie bemerkte, dass Hannah ihn anstarrte. »Heute ist es total schwül, er erstickt fast in seinem Anzug.«
»Lisa!«, zischte er verlegen, als er hörte, dass seine Verlobte von ihm wie über ein Kleinkind sprach.
»Tut mir leid«, antwortete Lisa kleinlaut. »Ich wollte es doch nur erklären … «
Hannah wandte den Blick ab, um den Konflikt zu entschärfen.
Gegenüber der Hortensie, die in der Mitte des Tisches prangte, saß Jackie und stocherte schweigend in ihrem Salat herum. Sie blickte auf und sah Hannah an. Dann verzog sie ihre Lippen und hob
Weitere Kostenlose Bücher