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Besser so als anders

Besser so als anders

Titel: Besser so als anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Goldstein
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seinem Gesicht. Ihr Blick wanderte nach oben zu seinem Haaransatz, um zu sehen, ob ihm weitere Haare ausgefallen waren. Das war immer seine größte Angst gewesen, als sie noch zusammen waren.
    »Kontrollierst du etwa meinen Haaransatz?«, fragte er mit ungläubigem Gesicht.
    »Ach Quatsch«, sagte Hannah abwehrend und versuchte ihren Blick wieder auf sein Gesicht zu richten.
    »Mir sind seit damals keine Haare mehr ausgefallen«, sagte Tom in dem Ton, den er früher meistens dann draufgehabt hatte, wenn sie darüber stritten, wer das Bad zu putzen oder den Backofen nicht ausgemacht hatte.
    »Ich habe doch gar nicht gesagt, dass dir die Haare ausgegangen sind, Tom!«
    Beide schwiegen einen Augenblick, starrten einander an, er lenkte schließlich ein.
    »Hör zu, ich wollte einfach nur Hallo sagen«, sagte Tom. »Das alles ist natürlich ziemlich unangenehm, und ich wollte die Situation ein wenig entschärfen. Außerdem wollte ich mit dir reden und hören, wie es dir so geht … « Er verstummte.
    Hannah runzelte die Stirn. Sie wollte gar nicht, dass irgendetwas entschärft wurde. Sie wollte, dass es so weh wie möglich tat, damit Tom sein schrecklicher Fehler bewusst würde.
    »Wie es mir geht?«, fragte sie, und ihre Hände zitterten.
    »Ach, Hannah, ich weiß doch auch nicht! Ich will einfach nicht, dass du sauer bist. Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht einmal, warum du überhaupt so wütend auf mich bist. Eigentlich müsste ich doch derjenige sein, der … «
    Hannah stoppte seinen Redefluss. »Ich kann das nicht«, unterbrach sie ihn, woraufhin er erstaunt schwieg. Sie spürte, wie die Tränen in ihr aufstiegen, und wollte verschwinden, bevor sie wie ein Kind zu heulen anfinge. Sie machte einen Schritt von ihm weg und suchte den Weg nach draußen. Sie hörte, wie Tom irgendwas hinter ihr her rief, doch sie verstand die Worte nicht mehr. Sie fühlte sich überhitzt und schwach auf den Beinen. Einen Augenblick lang fragte sie sich, wann sie eigentlich das letzte Mal etwas gegessen hatte.
    Sie beschloss, Vicki zu suchen, um gemeinsam mit ihr abzuhauen, und lief auf den Tisch zu, wo sie und Joe gerade mit Jimmy Fee und Matts Cousins plauderten, doch dann überlegte sie es sich anders und änderte ihren Kurs, weil sie ganz plötzlich das Bedürfnis nach einem Ortswechsel verspürte. Sie verließ das Zelt und ging zum Clubhaus, wo die Gäste vor der Toilette Schlange standen. Hannah wand sich an der Schlange vorbei in einen schmalen Gang, der schließlich in einer Bar endete. Es war ein gemütlicher Raum mit dunkler Ledergarnitur und niedrigen Tischen.
    Drei weißhaarige Männer in Golfkleidung saßen in den Klubsesseln, sahen auf den großen Flachbildschirm, der über dem Tresen hing, und nippten an den Getränken in ihren Gläsern. Hannah nahm an, dass sie Clubmitglieder waren, die am heutigen Tag zufällig hier ein bisschen relaxten. Sie lächelte dem einen Mann zu, der sie bemerkt hatte. Er nickte zurück. Dann sah Hannah zum Tresen. Dort stand ein jüngerer Mann, vielleicht Ende dreißig oder Anfang vierzig, der auf einem Barhocker saß und eine Flasche Bier in der Hand hielt. Auch er starrte auf den Fernseher und folgte dem Spiel, das dort gezeigt wurde. Obwohl er ziemlich zusammengekrümmt dasaß, wirkte der Körper des Mannes viel zu groß für die Bar. Er musste weit über einen Meter achtzig groß sein.
    Hannah stellte sich neben ihn, sodass sie sein Gesicht sehen konnte. Er sah gut aus und hatte eine starke maskuline Ausstrahlung, die Hannah nicht gewöhnt war. Die meisten Schauspieler, die maskuline Rollen übernahmen, waren in Wirklichkeit nämlich nicht sonderlich männlich. Und sie kannte auch nicht viele Schauspieler, die größer als einen Meter sechzig waren. Instinktiv ging Hannah im Geiste ihre Kartei von Filmstars durch, die diesen Mann in einem Film hätten spielen können. »Matthew McConaughey«, murmelte sie. Nein. Das stimmte nicht. Die Stirn dieses Mannes war mit kleinen Fältchen übersät, als würde er sich ständig Sorgen machen. Sie brauchte jemanden, der ernsthafter wirkte. »Clive Owen«, murmelte Hannah und schüttelte bald darauf erneut den Kopf. Zu seriös, dachte sie. Dieser Riese hier war zwar ein ganzer Kerl, wirkte aber irgendwie auch seltsam jungenhaft. Er war der Typ Mann, der selbst dann noch jung aussah, wenn er eigentlich schon älter sein müsste.
    Er trug einen zerknitterten Anzug mit einem orangefarbenen Fleck am Ellenbogen, wie Hannah jetzt auffiel. Er war also

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