Besser so als anders
erklärte er ihr. »Alle, die auf Collegemannschaften wetten, haben diesen Spruch drauf. Wenn man die Woche über verloren hat und eine letzte Wette abschließen will, um die Verluste auszugleichen, kann man aufgrund der Zeitverschiebung noch auf das Spiel in Hawaii setzen. Wenn sie in Schwierigkeiten stecken, sagen die Zocker daher – zumindest tun das mein Bruder Mickey und seine Freunde – , dass man ebenso gut am Samstagabend sein Geld auf die Rainbows setzen und dann schlafen gehen kann. Man schläft drüber und hofft darauf, dass man gewonnen hat, wenn man aufwacht.«
»Oder man wacht auf und sitzt noch tiefer in der Klemme«, sagte Hannah. »Wenn die Rainbows nämlich verlieren.«
»Oder so«, sagte Phil. »Aber das ist, wie gesagt, nur so ein Spruch. Ich habe noch nie auf die Rainbows gesetzt, jedenfalls nicht, um mich aus der Klemme zu befreien.«
»Dann setzen Sie doch heute auf die Rainbows«, sagte Hannah bedächtig und mit noch glasigerem Blick als vor fünf Minuten. »Mir würde das gefallen. Klingt wie in einem alten Countrysong.«
Phil lächelte und sah Hannah zu, wie sie wieder eine Serviette vom Tresen nahm und sich gänzlich unbefangen eine weitere Schweißschicht abwischte.
»Jetzt, wo wir uns kennen«, sagte er, »muss ich Ihnen schon sagen, dass Sie ein wenig neben der Spur wirken. Ist wirklich alles in Ordnung? Sie schwitzen sehr. Sie sehen aus, als hätten Sie auch auf das Spiel gesetzt.«
Hannah runzelte die Stirn und fasste sich an den Bauch.
»Ach du Schande«, sagte Phil, als er ihren Gesichtsausdruck sah. »Tut mir leid. Ich hätte nicht fragen sollen. Es geht mich nichts an.«
»Nein, nein«, sagte Hannah. »Ich bin nicht sauer. Aber das Thema Rainbows war mir lieber.«
»Ist schon in Ordnung. Irgendwem geht es auf einer Hochzeit immer schlecht«, sagte Phil. »Und normalerweise ist das meist eine der Brautjungfern, hab ich recht? Auf allen Hochzeiten, auf denen ich war, gab es immer eine Frau, die in Tränen aufgelöst ins Bad rannte.«
Hannah nickte belustigt. »Na ja, es war ein langes Wochenende. Und es sind Leute auf dieser Hochzeit, denen ich lieber nicht begegnet wäre. Und ich hab zu viel getrunken und Pillen genommen, die mir nicht verschrieben worden sind. Vielleicht sollte ich auch besser auf die Rainbows setzen und schlafen gehen.«
»Vielleicht sollten Sie das tatsächlich tun«, sagte Phil in flirtendem Ton, für den er sich aber sogleich schämte. Er räusperte sich und schnitt ein neues Thema an, damit die Unterhaltung weiterging. »Ich nehme an, Sie sind wie Braut und Bräutigam eine erfolgreiche Anwältin?«
»Ich? Nein. Ich war nur am gleichen College wie Bee. Auf der Syracuse. Ich habe Bee zu Beginn des Studiums im Wohnheim kennengelernt. Sie hat Jura studiert. Ich bin Castingdirektorin in New York.«
»Casting? Etwa für Filme?«, fragte Phil und machte jetzt so wie Hannah zuvor bei dem Buchmacherthema große Augen.
»Genau. Na ja, bis jetzt waren es nur kleine Independentfilme. Dafür aber gute. Und Werbespots. Viele Werbespots.«
»Werbespots?«, rief Phil überrascht, als wäre das Casten für Werbespots beeindruckender als die Suche nach Talenten für Filme. »Haben Sie denn irgendwelche Spots gedreht, die ich gesehen haben könnte? Für Bier zum Beispiel?«
»Für Bier nicht«, sagte Hannah etwas verwirrt darüber, dass dieser Mann offenbar genau den Teil ihrer Arbeit toll fand, den Tom immer sehr kritisch beäugt hatte. »Aber einmal habe ich für das Tripledog Steak House eine Crew gecastet.«
Phil versuchte sich an die Werbespots für Tripledog zu erinnern. In seiner Stadt gab es im Umkreis von zehn Minuten zwei Steakhäuser dieser Kette. Manchmal aß er dort mit seiner Mutter, wenn sie zu müde schien, um etwas zu kochen. Er schloss die Augen und summte leise die Erkennungsmelodie.
»Da fällt mir ein Werbespot mit einem Cowboy ein. Das war irgend so ein schwuler Cowboy, der ein Schwein mit dem Lasso fängt, das eine Familie dann am Picknicktisch verzehrt.«
»Ich habe den schwulen Cowboy gecastet«, sagte Hannah, lehnte sich zurück und stützte sich mit den Ellenbogen auf den Tresen. »Er sollte übrigens gar kein schwuler Cowboy sein, sondern einfach nur ein Cowboy. Ich weiß nicht, ob seine sexuelle Ausrichtung für den Werbespot irgendwie wichtig ist.«
»Na ja, ich fand ihn ziemlich schwul. Meine Freunde haben sich alle über den Werbespot lustig gemacht.«
»Schön.« Hannah lümmelte auf ihrem Stuhl. »Vermutlich war er
Weitere Kostenlose Bücher