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Besser so als anders

Besser so als anders

Titel: Besser so als anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Goldstein
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als sie im Flur verschwand. Hinter ihm fingen Wilford Brimley, Michael Caine und Ed Asner leise zu applaudieren an.

Rob
    D ie Tierärztin kam durch die weiße Flügeltür auf Rob zu, der mit hängenden Schultern gegen einen Süßigkeitenautomat gelehnt auf dem Linoleumfußboden saß.
    Rob holte tief Luft und fand dann den Mut, ihr in die Augen zu sehen. Er war bereit zu betteln, die Frau so lange anzuflehen, bis sie ihm sagte, was er hören wollte. Mit zitternden Händen zog er seinen abgewetzten Ledergeldbeutel aus der Hosentasche. Drei Quittungen und eine Dollarnote fielen heraus. Er suchte nach seiner silberfarbenen Kreditkarte, doch seine Finger fummelten nur ungeschickt herum.
    »Geld spielt keine Rolle«, rief er forsch, bevor die Tierärztin etwas sagen konnte. Niemand würde ihn dazu bringen, Liz einschläfern zu lassen. »Ich habe eine Kreditkarte, wir können sie belasten. Ich meine, wie viel wird so eine Operation kosten, vielleicht einen Tausender? Das geht schon.«
    »Sir, sie ist tot«, sagte die Tierärztin sanft.
    Rob riss den Kopf hoch. »Was? Wie meinen Sie das?«
    Die Tierärztin ging neben Rob in die Hocke und legte ihm sanft die Hand auf die Schulter. »Mr Nutley, es tut mir wirklich sehr leid.«
    »Ich verstehe nicht! Wollen Sie mir sagen, dass ich sie einschläfern lassen muss?«
    »Mr Nutley«, fuhr die Frau fort und schloss kurz die Augen. »Sie ist bereits tot. Ihre Zeit war gekommen.«
    Rob spürte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. Seit Jahren schon hatte er nicht mehr geweint. Die Nässe auf seinem Gesicht fühlte sich fremd an. Er packte sein T-Shirt am Ausschnitt und wischte sich die Wangen ab.
    »Ihre Zeit war noch gar nicht gekommen!«, sagte er wütend. »Ein Medizinschränkchen ist auf sie draufgefallen, das ist keine natürliche Todesursache.«
    Rob bemerkte einen Mann mittleren Alters mit seiner Tochter, die ihn von der anderen Seite des Wartezimmers her anstarrten. Das Mädchen hielt einen schlafenden Hasen auf dem Arm. Ihre Augen waren rot, auch sie schien auf ähnlich schlimme Neuigkeiten gefasst zu sein.
    »Sir«, sagte die Tierärztin und rutschte so vor ihn, dass sie in sein Gesicht blicken konnte. »Es war nicht nur der Unfall. Sie war sehr krank. Selbst wenn das Schränkchen nicht auf sie draufgefallen wäre, hätte sie nicht mehr lange zu leben gehabt. Sie haben getan, was Sie konnten. Aus der Akte habe ich entnommen, dass Sie ihr zu einem langen Leben verholfen haben, und das ist bestimmt mehr, als jeder andere Besitzer getan hätte. Sie müssen sie jetzt gehen lassen.«
    »Dieser beschissene IKEA -Schrank«, sagte Rob. Seine Schultern zitterten, und Tränen liefen seine Wangen hinunter. »Ich habe ihn nur an einer einzelnen verdammten Schraube aufgehängt. Er muss um die zwanzig Kilo gewogen haben. Ich weiß auch nicht, was ich mir dabei gedacht habe.«
    »Viele Besitzer hätten sie schon vor Monaten einschläfern lassen. Sie haben sich sehr gut um sie gekümmert. Sie trifft keinerlei Schuld. Sie hat jetzt keine Schmerzen mehr. Sie ist bei Gott.«
    Rob spähte auf das kleine goldene Kreuz, das die Tierärztin um den Hals trug. Er war noch nie religiös gewesen, doch die Annahme der Tierärztin, dass Liz nun bei Gott im Himmel sei, tröstete ihn irgendwie. Er glaubte nicht, dass es für Menschen einen Himmel gab, doch als Liz krank geworden war, hatte er sich gern vorgestellt, dass sie vielleicht ein besseres Leben nach dem Tod erwartete, in dem sie Hundekekse essen konnte, ohne sich zu erbrechen, und keine Krampfanfälle mehr hatte.
    »Haben Sie eine Ahnung, wie lange sie noch gelebt hätte, wenn der Unfall nicht passiert wäre?«, fragte Rob die Tierärztin leise. »Wann wäre sie eines natürlichen Todes gestorben?«
    »Das kann man nicht genau sagen. Vielleicht in einem Monat. Vielleicht in einem Jahr. So etwas kann man nicht voraussagen. Mr Nutley, sollen wir jemanden für Sie anrufen? Der herkommt und mit Ihnen entscheidet, was mit dem Körper Ihrer Hündin passieren soll? Haben Sie jemanden, der Sie nach Hause begleiten kann?«
    Rob dachte an Lucy, doch die war schon lange fort. Und selbst wenn sie noch da gewesen wäre, hätte sie ihm kaum beigestanden. Lucy Barber hatte für Schwache kein Mitgefühl.
    Dann musste Rob an Hannah denken, die sich jetzt vermutlich gerade in Maryland in ihrem Selbstmitleid suhlte und ein Glas »Prosciutto« nach dem anderen trank. Plötzlich sehnte er sich nach ihr. Er erinnerte sich an das Gefühl, neben ihr im Bett zu

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