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Besser so als anders

Besser so als anders

Titel: Besser so als anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Goldstein
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wusste, dass er Liz das nicht zu sagen brauchte; es gab keinen Grund für solche dämlichen Bekundungen seiner Loyalität und Zuneigung. Selbst wenn sie noch am Leben gewesen wäre, hätte er es ihr nicht sagen müssen. Sie wusste, was er für sie empfand. Wahrscheinlich war er einigen Menschen in seinem Leben eine Erklärung oder Entschuldigung schuldig geblieben, doch Liz hatte nie Zweifel an seinen Absichten haben müssen. Ihre Bedürfnisse hatten bei ihm immer an oberster Stelle gestanden.
    Statt die Grabrede fortzusetzen, dachte Rob an Liz Phairs Song, der im Radio gelaufen war, als er die Hündin aus dem Tierheim geholt und der ihn zu ihrem Namen inspiriert hatte. Zum zweiten Mal an diesem Tag fing er zu singen an und gab sein Bestes, sich an den Text von »Supernova« zu erinnern, einem Song, den er eigentlich nicht besonders mochte. Er fühlte sich ein wenig besser und sang anschließend der Reihe nach alle Lieder, zu denen Liz in der Wohnung herumgesprungen war – nicht nur »Hurricane«, sondern auch Bruce Springsteens »Rosalita« und »Born to Run«. Schließlich fröstelte es ihn, und er stand auf und ging mit »Love Sick« von Bob Dylan auf den Lippen ins Haus zurück.
    Robs Handy blinkte auf dem Tisch neben der Eingangstür. Vier entgangene Anrufe von Hannah waren darauf. Er lächelte schwach beim Anblick ihres Namens und schlang die Arme um seine Brust.
    Er war versucht sie zurückzurufen und ihr zu sagen, was passiert war, doch der Gedanke daran erdrückte ihn irgendwie. Er sah sich im Wohnzimmer um. Die Zeitschriften waren von der Couch auf den Boden gefallen, und eines seiner wackeligen Regale war eingestürzt, vermutlich aufgrund der Wucht, mit der er die Eingangstür zugeschlagen hatte, als er zum Krankenhaus geeilt war. Die herausgefallenen Bücher bildeten einen kleinen Berg. Zwei Plastikschrauben von IKEA waren in die Mitte des Zimmers gerollt.
    Rob hatte nicht mehr die Kraft, das Zimmer aufzuräumen. Er überlegte, heiß zu duschen, um sich zu säubern, doch dann fiel ihm ein, dass die Badewanne voller Scherben und Hundeblut war.
    Das kleine Haus war allzu still. Ohne Liz gab es kein Tappen auf dem Holzboden und keine schweren Atemzüge, die aus dem Schlafzimmer drangen. Rob ging in die Küche und sah auf den halb leer gefressenen Napf mit Trockenfutter herab, dessen Inhalt Liz teilweise in ihr Wasserschälchen geschubst hatte. Kleine aufgeschwemmte Stücke schwammen dort herum. Er schloss die Augen und überlegte, welche Optionen er nun hatte. Schlafen war keine. Er fühlte sich zwar erschöpft, doch gleichzeitig auch überdreht. Dann wusste er plötzlich, was er tun wollte. Bedächtig ging Rob zu seinem Laptop und fuhr ihn hoch.

Vicki
    J oe betrachtete sie aufmerksam, er konnte seine Augen nicht von ihr abwenden. Aber er benimmt sich nicht anzüglich, dachte Vicki, während Joe ihr von seinen aufregenden Wochenenden in der Mojave-Wüste erzählte.
    »Sie sollten sich das auch mal anschauen«, sagte er und hielt noch immer ein Glas Wein in der Hand. »Für Ostküstler ist das ein regelrechter Kulturschock. Man ist plötzlich in der Wildnis und hat das Gefühl, in einem alten Western gelandet zu sein.«
    Vicki beugte sich vor, während er weitersprach und von einem Restaurant in der Nähe seines Apartments erzählte, in dem Kakteen auf der Karte standen. Sie biss von ihrem scharf gewürzten Krabbenküchlein ab. Eine Brise strich durch das Zelt und blies ihr das Haar ins Gesicht. Sie meinte, Salzwasser zu riechen.
    »Merken Sie das auch?«, unterbrach sie ihn. »Hier drinnen riecht es wie am Strand.«
    Joe lächelte schüchtern. Er legte seine Hand auf den Tisch, sodass Vickis kleiner Finger seinen berührte. Sie zog ihre Hand nicht weg.
    Die Aufmerksamkeit, die Joe ihr schenkte, war zwar nicht romantischer Natur, doch auch nicht rein väterlich, dachte Vicki. Joe war ein Freund zum Flirten, wie sie sie am College gehabt hatte. Er war der Typ Mann, der ihr genug Aufmerksamkeit schenkte, um in ihr das Bedürfnis zu wecken, sich verlegen das Haar hinter die Ohren zu streichen. Ihre Unterhaltung barg Andeutungen, nicht mehr, die Art Spannung, die entsteht, wenn zwei Menschenaufeinandertreffen, die sich auf Anhieb verstehen.Am College, als sie alle noch jung und munter, hübsch und ungebunden gewesen waren, hatte jeder mit jedem genau so geredet: intensiv, voller Vertrauen und Zuversicht. Sie hatten hemmungslos gelacht und sich nie gelangweilt, auch nicht in den langen, eisigen Nächten, in

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