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Besser so als anders

Besser so als anders

Titel: Besser so als anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Goldstein
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liegen, und daran, dass sie nach ihrer Rückkehr aus den Bars in der Marshall Street immer geduscht hatte und dann nach Vanille und Babypuder duftend aus dem Badezimmer gekommen war. Er erinnerte sich, wie unbeschwert sie miteinander reden konnten, wie er es manchmal vermieden hatte, etwas zu trinken, wenn er bei ihr übernachtete, nur damit er ihren Gesprächen besser folgen konnte. Er erinnerte sich auch an die kalten Morgen und den emotionalen Schutzwall, den Hannah sofort wieder hochzog, sobald die Sonne aufging. Diese Morgen hatte er immer gefürchtet.
    Rob wusste nicht, ob er seine Gefühle für sie damals aus Angst, Bee zu verletzen, verleugnet hatte oder weil er fürchtete, von Hannah zurückgewiesen und mit jenem eisigen Blick bedacht zu werden, den sie ihm immer zuwarf, wenn er bei ihr aufwachte. Selbst wenn Hannah damals mehr von ihm gewollt hätte, war Rob sich nicht sicher, ob er das als Zwanzigjähriger wirklich in Erwägung gezogen hätte. Er war an der Syracuse ein schwieriger Fall gewesen, manchmal auch richtig gemein. Damals mochte er sich selbst nicht besonders und hätte Hannah niemals gestanden, dass er sich auf die Nächte mit ihr freute. Er hatte sich irgendwann wortlos von ihr zurückgezogen und war nicht mehr in ihre Wohnung gekommen, um sich den Abgang von der Schule zu erleichtern.
    Rob wusste, dass Hannah ihm, wäre sie hier gewesen, versichert hätte, dass er alles Menschenmögliche für Liz getan hatte. Sie hätte die richtigen Worte gefunden, genau wie er ihr auf dieser schrecklichen Hochzeit in Annapolis hätte zur Seite stehen können. Doch er war meilenweit entfernt, und ein ganzes Jahrzehnt war seit ihrer damaligen Liaison vergangen.
    »Nein, da muss ich allein durch«, sagte Rob pathetischer, als ihm lieb war, zu der Tierärztin. Zögernd nahm er ein Taschentuch von einer Krankenschwester mittleren Alters an, die sich ihm mit einer Schachtel Kleenex genähert hatte.
    »Was passiert jetzt mit der Leiche?«, fragte er betont gefasst, um so sein unnatürliches Verhalten und seine Tränen zu kompensieren.
    »Nun, Sir«, sagte die Tierärztin, die immer noch auf dem Boden hockte, »manche Familien begraben ihre Hunde. Wir sind mit zwei Hundefriedhöfen in der Gegend in Kontakt. Ich kann Ihnen einen Katalog mit den Preislisten mitgeben, wenn Sie das wollen. Falls Sie sich dafür entscheiden sollten, können Sie Liz hier lassen, sie wird dann abgeholt.«
    Rob schüttelte den Kopf bei dem Gedanken, dass ein Fremder den Hund holen und vergraben würde. »Das werde ich selbst machen«, sagte er. »Ich werde sie in meinem Garten begraben.«
    Der Boden hinter seinem Haus war härter, als Rob es sich vorgestellt hatte. In Filmen, dachte er, war die Erde immer so locker, dass man problemlos Mafiamitglieder oder ermordete Ehegatten verbuddeln konnte. Doch in der Realität war es diesen Monat ungewöhnlich kalt in Austin gewesen und der Boden äußerst hart und trocken. Auch schien sein einfacher Plastikspaten nicht wirklich geeignet; er war vermutlich eher für leichtere Gartenarbeit gedacht.
    Rob brauchte eine Stunde, um ein neunzig Zentimeter tiefes Loch zu graben. Er sah es sich an und versuchte sich selbst davon zu überzeugen, dass es tief genug für ein Grab wäre, doch dann schüttelte er den Kopf und gestand sich ein, dass er unrecht hatte. Die vorgeschriebene Mindesttiefe von Gräbern wird wohl einen Grund haben, dachte er und stellte sich vor, wie eine Überschwemmung Liz’ Überreste an die Erdoberfläche spülte. Also grub er weiter.
    Noch eine Stunde verging, bis er das Loch für tief genug befand. Liz’ Körper lag in ein schwarzes Tuch gewickelt ein paar Meter von dem offenen Grab entfernt. Rob setzte sich neben sie und zündete sich eine Zigarette an. Er stieß den Rauch aus und versuchte den Moment so gut es ging zu genießen. Während er rauchte, ließ er seine Hand auf Liz’ Bauch liegen und wünschte, ihr Körper würde sich durch das Tuch hindurch nicht so kalt anfühlen. Er versuchte sich die Umrisse ihres Leibes vorzustellen, die weiche Mulde an ihrem Bauch, die er immer gekrault hatte, bevor sie beide einschliefen.
    Das Loch zuzuschaufeln war einfach. In weniger als einer halben Stunde war es wieder aufgefüllt und Liz’ Körper von trockener Erde bedeckt, die Rob mit seinen Händen glatt klopfte. Er hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen, auch wenn er der einzige Anwesende war.
    »Ich liebe dich, mein Mädchen … «, fing er an, hörte dann aber wieder auf. Er

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