Besser so als anders
tatsächlich schwul. Wenn ich mich recht entsinne, waren alle Jungs, die für den Spot für Tripledog zum Casting erschienen, ziemlich affektiert. Wahrscheinlich war er einfach der beste Cowboy, den ich an dem Tag in Manhattan auftreiben konnte.«
»Wow«, sagte Phil und stieß mit seinem Fuß sanft Hannahs Bein an. »Ich sitze hier mit der Frau, die den schwulen Tripledog-Cowboy gecastet hat! Ich sollte Sie um ein Autogramm bitten.«
Hannah stieß mit ihrem Fuß zurück. »Sie sind ja leicht zu beeindrucken!«
Phil grinste. »Nein, aber das ist doch wirklich eine tolle Sache. Ich weiß noch, dass ich vor Jahren mit meinem Bruder und seinen Freunden zu unserem jährlichen Angelausflug gefahren bin und wir diesen Werbespot gesehen haben. Er hat uns alle beeindruckt. Mein Bruder hat sogar versucht, ein Bud light mit dem Lasso zu fangen und die Hüften dabei zu schwingen. Wer will schon Filme casten, wenn man Spots für das Tripledog Steak House casten kann.«
»Na ja«, murmelte Hannah und fragte sich plötzlich, wo ihr BlackBerry war, »genau das ist es aber, was ich tun will. Filme für ein richtiges Publikum casten. Und ich bin ganz nah dran. Vielleicht caste ich nämlich einen Film mit Natalie Portman. Übrigens, wie spät ist es jetzt an der Westküste?«
»Mein Gott, der Job klingt toll«, sagte Phil und ignorierte ihre Frage. Er blickte auf seine und ihre Beine herab, die sich jetzt berührten, und trank sein Bier aus.
»Vermutlich ist es ein toller Job, wäre er nicht so stressig und gäbe es nicht so viel Konkurrenz«, stimmte Hannah zu. »Ich tue es übrigens gerade.«
»Was meinen Sie?«, fragte Phil verwirrt.
»Ich caste uns. Das mache ich ständig. So komme ich nicht aus der Übung. Ich caste uns. Ich caste die Jungs da drüben«, fuhr Hannah fort und deutete nicht gerade diskret auf die alten Männer, die sich schweigend vorgebeugt hatten, um so viel wie möglich von der Unterhaltung mitzubekommen.
Phil schmunzelte und sah zu dem Dreiergrüppchen hinüber. »Darf ich mal? Sie meinen doch, Schauspieler aussuchen, die diese Alten da in einem Film spielen könnten?«
»Machen Sie mal.«
Phil dachte einen Augenblick nach. »Wer war noch gleich der Typ in dieser alten Haferflockenwerbung?«
»Wilford Brimley?«
»Genau den meine ich! Den würde ich nehmen.«
»Weiter«, sagte Hannah. »Der kann nur einen spielen.«
»Also gut, wer war der Typ, der in Batman den Butler gespielt hat? Dieser Brite?«
»Sie meinen Alfred?«, fragte Hannah vergnügt.
»Genau. Der alte Knacker.«
»Kommt darauf an, welchen Batman -FilmSie meinen. In dem von Tim Burton wird Alfred von Michael Gough gespielt, aber der lebt bestimmt nicht mehr. In der neueren Version von Batman spielt ihn Michael Caine. Wenn ich Sie wäre, würde ich den nehmen, vorausgesetzt, Sie können es sich leisten, ihn unter Vertrag zu nehmen, Herr Castingdirektor.«
»Gut«, sagte Phil, »mir fallen keine alten Kerle mehr ein. Ich fürchte, mehr kenne ich nicht.«
»Und was ist mit uns?«, fragte Hannah.
»Wie meinen Sie das?«, antwortete Phil und erwiderte ihr diabolisches Grinsen mit einem ebenso teuflischen Blick.
»Casten Sie uns! Wer würde uns in diesem Film spielen?«
Phil lächelte. »Wenn ich gewusst hätte, dass ich heute in einem Film mitspielen soll, hätte ich meinen Anzug in die Reinigung gebracht.«
»Kommen Sie schon«, sagte Hannah. »Spielen Sie mit. Unser Leben ist ein Film. Wilford Brimley, Michael Caine, vielleicht Ed Asner für den Kerl, der noch übrig ist. Sie müssen nur noch sagen, wer uns spielen soll.«
»Komisch«, sagte Phil wie zu sich selbst. »Alle Actionhelden, die ich mag und die in meinen Lieblingsfilmen mitspielen, könnten mich nicht spielen, weil sie viel zu klein sind. Warum spielen eigentlich nur kleine Schauspieler Actionhelden?«
»Weil in Hollywood niemand groß ist. Die sind alle schmächtig, haben unproportional große Köpfe und sind unter einem Meter achtzig«, antwortete Hannah. »Ich finde es jedenfalls äußerst aufschlussreich, dass Sie von einem Actionheld gespielt werden möchten. Sind Sie etwa Agent beim FBI oder so? Oder ein Mann vom Geheimdienst – einer mit eigenem Buchmacher?«
Phil dachte an seine Camden-Yards-Uniform. »So was Ähnliches«, sagte er lachend. »Ich arbeite für einen Sicherheitsdienst.«
Dann sah er Hannah prüfend an und überlegte, mit welcher Schauspielerin er sie besetzen würde. Vielleicht eine der berühmten Frauen, an die er abends gern dachte …
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