Besser verhandeln - Das Trainingsbuch
Wasser dahintrieb. Mein Körper glitt leicht durch die Wellen, ich paddelte ein wenig mit den Händen, und die Wellen plätscherten sanft an mir vorbei. »Danny!« Eine vertraute Stimme rief mich vom Ufer. Als ich mich hastig umdrehte, bekam ich den Mund voll Wasser. Sarah stand am Strand und winkte mir. Ich winkte zurück und schwamm froh ans Ufer.
2
Sie hatte mein Handtuch gefunden und warf eben ihren Bademantel daneben, als ich aus dem Wasser kam. Ich grinste freudig. »Was tust du heute schon hier?« fragte ich, »wir haben dich erst übermorgen erwartet.«
»Maxie hat außerhalb der Stadt zu tun«, erklärte sie, »so hab ich das ganze Wochenende zu meiner Verfügung.« Ich war neugierig. »Was ist denn passiert?«
Sie schob ihre Haare unter die Bademütze. »Woher soll ich das wissen?« sagte sie achselzuckend. »Es geht mich nichts an, und bei der ganzen Sache interessiert mich einzig und allein, daß ich das Wochenende mit dir verbringen kann.«
Ich erfaßte die volle Bedeutung ihrer Worte erst, als wir wieder im Wasser waren. Sie hatte nichts von Ben gesagt, sie hatte nur von mir gesprochen. Ich wandte ihr mein Gesicht zu und sah sie an. Sie hatte einen recht annehmbaren Kraulschlag, mit dem sie rasch vorwärtskam.
»Hast du schon mit Ben gesprochen?« rief ich ihr zu. »Ja«, erwiderte sie, »er hat mir gesagt, daß du hier bist.« Sie hörte auf zu schwimmen und begann Wasser zu treten. »Das Wasser ist wunderbar«, rief sie, »aber ich bin ganz außer Atem.« Ich schwamm zu ihr hinüber und schob meine Hände unter ihre Achseln. »Ruh dich einen Moment aus«, sagte ich, »dann wirst du gleich wieder ruhig atmen können.«
Ich fühlte die Festigkeit ihres Körpers, während uns die Wellen hin und her schaukelten. Eine wohlbekannte Wärme stieg in mir auf, und ich ließ sie rasch wieder los.
Sie drehte sich im Wasser herum und sah mich an. Sie hatte es wohl auch gefühlt. »Warum hast du mich so plötzlich losgelassen, Danny?« fragte sie.
»Die Wellen waren mir zu stark«, erklärte ich verlegen. Sie schüttelte den Kopf. »Und was war der wirkliche Grund?« Ich starrte sie an. Ihr Gesicht unter der gelben Bademütze war klein und unschuldig, ihre Augen waren jung und klar, so als hätte das Wasser alles weggeschwemmt, was ihr je geschehen war, alle Kränkungen, alle bitteren Erfahrungen. Es hatte keinen Sinn, ihr etwas verbergen zu wollen. Einen Freund kann man nicht täuschen. »Ich hab's mir leichter machen wollen«, sagte ich
aufrichtig. »Inwiefern?« fragte sie beharrlich weiter.
Ich starrte sie noch immer an. »Ich bin nicht aus Holz«, sagte ich, »und du bist schön.«
Ich bemerkte, daß meine Worte sie freuten. »Sonst nichts?« fragte sie.
»Was sollte sonst noch sein?« Ich war verwirrt. Sie zögerte einen Moment. »Was ich bin«, sagte sie langsam. Ich schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Du bist mein Freund«, sagte ich. »Nichts andres zählt.«
Sie umklammerte meinen Arm und hielt sich an mir fest, während ihre Augen mein Gesicht durchforschten. »Bestimmt nicht, Danny?«
Ich nickte. »Bestimmt nicht.« Ich atmete tief ein. »Ich möchte unsre Freundschaft nicht aufs Spiel setzen, das ist alles.« Sie sah ins Wasser. »Du meinst, wenn du mich küssen würdest, könnte das unsre Beziehung zerstören? Ist's das, Danny?«
»Es wäre immerhin möglich.«
Sie sah mir wjeder in die Augen. »Weil du in jemand andern verliebt bist, Danny?« Ich nickte stumm.
Ein schmerzlicher Ausdruck trat in ihre Augen. »Aber wie kannst du's wissen, Danny, wenn du's nicht einmal versuchst?« fragte sie. »Es gibt soviel verschiedene Arten der Liebe, von denen du vielleicht nicht einmal etwas ahnst.«
Ihre Lippen zitterten, und in ihren Augen schimmerte eine Feuchtigkeit, die nicht nur vom Salzwasser kam. Ich zog sie näher an mich und küßte sie. Ihr Mund war weich, er schmeckte salzig und war dennoch süß und warm. Sie schloß die Augen, während ich sie küßte, und lag willenlos in meinen Armen. Ich sah ihr ins Gesicht. Doch sie wandte den Kopf ab und blickte aufs Meer hinaus. Ich beugte mich nahe zu ihr, um zu verstehen, was sie sagte, denn sie sprach sehr leise. »Ich weiß, daß du mich nie so lieben wirst, wie du sie liebst, Danny, und so soll's auch sein. Aber auch wir können einander etwas geben. Vielleicht ist's nicht sehr viel und nicht für sehr lange, aber was es auch ist, solange es dauert, soll's uns wichtig sein.«
Ich antwortete nicht. Es gab keine Antwort. Sie wandte
Weitere Kostenlose Bücher