Besser verhandeln - Das Trainingsbuch
genannt hat.«
»Du hast auch keinen andern Namen, ich erinnere mich an keinen andern«, sagte ich. Der traurige Blick verschwand. »Danny«, sagte sie, und ihre Miene heiterte sich auf, »dabei soll's zwischen uns beiden bleiben, immer. Wir wollen Freunde sein.«
Ich ergriff ihre Hand. »Wir sind Freunde, Sarah«, sagte ich ruhig. Bald darauf war Ben mit einem Topf voll heißer Suppe zurückgekommen. Ich kostete etwas davon, schlief aber bald wieder ein. Als ich erwachte, war Sarah gegangen und Ben saß neben meinem Bett. »Ist sie schon weg?« fragte ich und blickte suchend durch den Raum.
Er nickte. »Ihr Boß, Mr. Fields, erwartet sie am Nachmittag zurück. Sie hat bei ihm viel zu tun.«
Ich stimmte ihm zu. »Er ist ein sehr einflußreicher Mann.« Er zögerte einen Augenblick, dann räusperte er sich. »Sie sagt, daß Sie den Sommer über hier arbeiten wollen.« Ich nickte.
»Ich kann mir's aber nicht leisten, viel zu zahlen«, sagte er beinahe entschuldigend, »ich weiß noch nicht, wieviel wir dafür festlegen können.«
»Machen Sie sich deswegen keine Sorgen«, sagte ich, »mir ist nicht wichtig, wis Sie mir bezahlen. Wichtig ist nur, daß ich euch beiden das vergelten kann, was ihr für mich getan habt.« Plötzlich grinste er übers ganze Gesicht und streckte mir die Hand entgegen. »Wir werden gut miteinander auskommen, Danny«, hatte er damals gesagt.
Und so war es auch gewesen, jetzt schon fast zwei Monate lang. Sarah kam einmal in der Woche, um uns zu besuchen. Das
Geschäft ging recht gut, Ben konnte seine Kosten decken und war darüber sehr glücklich. Und auch ich war glücklich, weil ich mich außer Fields Reichweite befand.
Als Sarah in der folgenden Woche herausgekommen war, fühlte ich mich wieder ganz wohl. Außer einer gewissen Empfindlichkeit im Arm fehlte mir nichts mehr. Sowie wir einen Augenblick allein waren, fragte ich sogleich, was mit Spit und dem anderen geschehen war.
In den Zeitungen hatte die ganze Woche über keine Zeile gestanden.
Sie befanden sich in der Privatklinik eines Arztes, den Fields gut kannte. Der Kassierer hatte von meinem Fußtritt einen gebrochenen Kiefer, und Spit mußte an der Stelle, in die das Messer eingedrungen war, mit neun Stichen genäht werden. Eineinhalb Zoll weiter - und das Messer wäre ihm ins Herz gedrungen. Irgendwie war ich froh und erleichtert. Die Aussicht auf eine lange Gefängnishaft oder den elektrischen Stuhl wäre entsetzlich gewesen. Fields war außer sich vor Wut. Er hatte geschworen, mich noch zu erwischen, und dann solle ich es büßen. Ehe die Nacht um war, hatte er die ganze Nachbarschaft durchgekämmt, um mich zu finden. Nach einer Woche tobte er noch immer.
Im Laufe der Zeit hatte er aber, wie Sarah erzählte, immer weniger über mich gesprochen. Fields war überzeugt, daß ich mit dem Geld aus der Stadt geflohen war. Ich war froh, daß er das annahm. Ich hatte oft den Wunsch, Sarah zu bitten, ob sie über Nellie und meine Familie etwas in Erfahrung bringen könnte, wagte es aber nicht. Ich versuchte nicht einmal ihnen zu schreiben, denn Fields hatte sie lange Zeit überwachen lassen, wie mir Sarah berichtete. Ich hätte gern gewußt, ob Papa das Geschäft mit dem Geld gekauft, ob Mimi eine Anstellung hatte, wie es Mama ging, ob sie mich vermißten und ob sie sich kränkten, daß ich verschwunden war. In der Nacht lag ich auf meinem schmalen Bett und dachte an sie. Manchmal, wenn ich die Augen schloß, stellte ich mir vor, ich sei wieder zu Hause, Mama koche gerade das Abendessen, und im Haus verbreite sich der köstliche Duft einer Hühnersuppe. Dann kam wohl Papa nach Hause, und Bitterkeit stieg wieder in mir auf. Ich öffnete die Augen, und alle waren wieder verschwunden. Ein anderes Mal dachte ich an Nellie. Ihr Gesicht stand in der Nacht deutlich vor meinen Augen, wie sie mir mit warmem zärtlichem Blick lächelnd in die Augen sah. Ich überlegte, ob sie wohl verstand oder erriet, weshalb ich weggehen mußte. Ich fragte mich, ob sie sich meiner Worte erinnerte: »Was immer auch geschieht, Nellie, vergiß nie, daß ich dich liebe.« Und dann nickte sie in der Dunkelheit, und ich konnte beinahe ihr Flüstern wieder hören: »Und ich liebe dich, Danny, was immer auch geschieht.«
Dann schloß ich die Augen wieder, und das sägende Schnarchen Berts schläferte mich ein. Wenn ich am Morgen erwachte, schien mir die Sonne bereits strahlend in die Augen. So wie sie jetzt schien, während ich, auf dem Rücken liegend, im
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