Besser verhandeln - Das Trainingsbuch
Ding«, murmelte er, »was hat sie meinetwegen alles durchmachen müssen!« Er sah mich wieder an. »Wo und wie hast du sie
kennengelernt?«
»Ich wurde von diesem Burschen da überfallen und verletzt. Sie kam dazu und hat mich gerettet.«
Er fragte mich damit zum erstenmal, was in Wirklichkeit mit mir geschehen war. Bisher hatte er geglaubt, ich sei in jener Nacht aus ihrem Wagen gestürzt, als sie mich hierherbringen wollte, um für ihn zu arbeiten. »Sie ist ein gutes Mädel«, sagte ich. Er sah mich unverwandt an und suchte die Wahrheit von meinem Gesicht abzulesen. Langsam entspannten sich seine Züge. »Wie steht's aber mit dem andern Burschen dort draußen?« fragte er. »Laß mich nur machen«, sagte ich und beugte mich wieder über den Kassierer. Er atmete schwer, als ich seine Jacke öffnete und den Revolver aus dem Schulterhalfter entfernte. Ich richtete mich wieder auf und hielt ihn vorsichtig in der Hand. Ich wollte keinen Unglücksfall herbeiführen.
Ben starrte auf den Revolver. »Das erklärt eine Menge«, sagte er überrascht, »deshalb wollte sie so eilig fort von hier. Deshalb konnte sie nicht hier warten, bis ich mit allem fertig bin, wollte sie mich erst knapp vor Antritt unserer Reise abholen. Und deshalb kehrte sie immer wieder in solcher Hast zu ihrer Arbeit zurück. Sie wollte nicht, daß ich's erfahre!«
»Ja«, sagte ich, »genauso war es.«
Plötzlich hörten wir das Geräusch eines Autos, das vor der Türe stehenblieb. Wir drehten uns um und sahen einander an. Ich winkte Ben, sich neben das Bett zu stellen, ich selbst trat wieder hinter die Türe. Wir standen beide vollkommen regungslos. Dann hörte ich, daß sich die Eingangstüre öffnete. Spit sprach sehr leise. »Hallo, Baby! Maxie hat uns hinter dir hergeschickt, weil er bemerkt hat, daß deine Sachen verschwunden sind.« Ich konnte beinahe hören, wie sie den Atem heftig einzog. Dann schrie sie auf: »Ben! Was habt ihr mit Ben gemacht?« Spits Stimme klang beruhigend. »Er ist okay,
Ronnie. Der Kassierer hat ihn ins Hinterzimmer gebracht, damit er in keine Ungelegenheiten kommt.«
Ich hörte, wie sie durch das Zimmer stürzte, dann öffnete sich die Türe. »Ben! Ben!« schrie sie, »ist dir nichts geschehen?« Ben stand lächelnd vor ihr. Spit folgte ihr in das Zimmer. Ich trat sofort hinter ihn und drückte ihm den Revolver ins Rückgrat.
»Keine Bewegung, Spit!« sagte ich. »Ich bin sehr nervös und habe bisher noch nie so'n Ding in der Hand gehabt!« Eines muß ich zu seinen Gunsten sagen. Spit war im Laufe des Sommers zweifellos erwachsener und vor allem mutiger geworden. Er wandte den Kopf nicht, rührte nicht einmal einen Muskel. Seine Stimme klang vollkommen beherrscht. »Danny?« Ich stieß ihm den Revolver in den Rücken. »An die Wand hinüber, Spit!« sagte ich, »bis du mit der Nase an die Mauer stößt!« Er stieg behutsam über den Kassierer hinweg. »Bist schon wieder bei deinen alten Tricks, hm, Danny?« fragte er. »Erst verschwindest du mit Maxies Geld, und jetzt mit seinem Mädel?« Ich nahm den Revolver in die andre Hand und schlug ihm übers Gesicht. Er taumelte ein wenig, und ich stieß ihn gegen die Wand. Er landete mit einem dumpfen Schlag an der Mauer. Dann drückte ich ihm den Revolver wieder in den Rücken und holte sein Messer aus der Scheide.
»Das wird Maxie aber kaum gefallen, Danny«, sagte Spit in drohendem Ton, »einmal bist du ja noch davongekommen, aber er wird's kaum dulden, daß du seine Leute nochmals so zurichtest!« Ich lachte. »Es wird ihm sogar noch weniger gefallen, wenn sie tot sind«, sagte ich kalt. »Oder verfügt Maxie sogar über eine direkte Telefonverbindung mit der Hölle?«
Er stand schweigend mit dem Gesicht zur Wand. Ich drehte mich um und blickte hinter mich. Ben hatte seinen Arm um Sarah geschlungen. Sie lag, herzzerreißend schluchzend, an seiner Brust. »Weine nicht, mein Herz«, sagte er, »du brauchst jetzt nie wieder für diesen Mann zu arbeiten!«
Sie hörte sofort zu weinen auf und sah mich fragend an. »Weiß er alles, Danny?« fragte sie leise, mit verängstigter Stimme, »haben sie. ?«
»Ich hab ihm erzählt, was für ein Mann das ist, für den du als Sekretärin arbeiten mußtest, Sarah«, unterbrach ich sie rasch. »Ich habe ihm auch gesagt, daß er dich nicht weglassen will, weil du über die Art seiner schmutzigen Geschäfte zuviel weißt.«
»Ja, Sarah«, sagte Ben, »jetzt weiß ich Bescheid über ihn. Aber warum hast du's mir nicht schon
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