Besser verhandeln - Das Trainingsbuch
früher gesagt? Wir hätten gemeinsam einen Ausweg gefunden.«
Sie sah mich dankbar an, und ich nickte ihr lächelnd zu. Dann wandte sie sich wieder zu ihrem Bruder. »Ich hatte Angst vor ihm, Ben, und da hab ich mich nicht getraut.«
Bens Stimme klang zuversichtlich. »Nun, von jetzt an brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen. Wir werden diese Burschen der Polizei übergeben, und dann können wir losfahren! «
»Das können wir nicht tun, Ben!« rief sie angstvoll. Ich unterstützte sie sogleich. »Man würde euch bloß hier zurückhalten, und dann kämet ihr überhaupt nicht mehr weg«, sagte ich, »am besten ist's überhaupt, ihr haut jetzt sofort ab. Ich werde schon für alles sorgen, nachdem ihr abgefahren seid.«
»Ist das wirklich in Ordnung?« fragte Ben zögernd. »Aber natürlich«, sagte ich rasch, »beeilt euch jetzt, und bringt euer Gepäck in den Wagen.«
Spit sagte mit gedämpfter Stimme: »Danny, ich kann's so nicht mehr aushalten, darf ich mich umdrehen?«
»Aber gewiß«, sagte ich und griff nach einem Stück Draht, das auf einem Regal lag. »Nur noch eine Minute.«
Ich zog seine Hände nach hinten und wickelte den Draht fest um seine Gelenke. Dann drehte ich ihn zu mir um. Seine Augen
blitzten mich wütend an.
»Nimm Platz, Spit, mach's dir bequem«, sagte ich, hieb ihm krachend aufs Kinn und warf ihn aufs Bett.
Zornbebend setzte er sich wieder auf, sagte aber kein Wort. Ich blickte über meine Schulter. Fast alle Gepäckstücke Bens waren bereits im Wagen, nur ein kleiner Koffer war noch zurückgeblieben. Ben ergriff ihn und zögerte. »Bist du ganz sicher, Danny, daß du mit ihnen allein fertig wirst?«
Ich grinste. »Ganz sicher, Ben. Jetzt hau aber schon ab!« Er trat auf mich zu und fuhr mir mit der Hand über die Schulter. »Auf Wiedersehen, mein Junge«, sagte er, »und danke für alles!«
»Ich danke dir, Ben«, sagte ich, »auf Wiedersehen!« Er drehte sich um und trat gerade aus der Tür, als Sarah hereinkam. Sie eilte auf mich zu und sah mir in die Augen. Es war ein seltsam gespannter Blick.
»Willst du bestimmt nicht mit uns kommen?« fragte sie mit steifen Lippen. Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Kann jetzt nicht«, antwortete ich. »Bin gerade ein wenig beschäftigt.« Sie versuchte über meinen Scherz zu lachen, es gelang ihr aber nicht. Sie drehte sich halb um, dann sah sie mich aber doch wieder an. »Danny!« rief sie und stürzte sich in meine Arme. »'s ist besser, du gehst jetzt, Sarah«, sagte ich traurig, »auf die Art bist du die ganze Angelegenheit ein für allemal los. Nichts bleibt in deiner Erinnerung, und niemand wird dich an diese Zeit erinnern.«
Sie nickte und sah zu mir auf. Ich sah Tränen in ihren Augen. Sie küßte mich flüchtig auf die Wange, dann eilte sie auf die Türe zu. »Adieu, Danny, und viel Glück«, sagte sie und war verschwunden, ehe ich zu antworten vermochte.
Ich wandte mich wieder Spit zu. Er hatte mich scharf beobachtet. »Wir haben dich überall gesucht, Danny, bloß hier nicht«, sagte er, »wir hätten's uns aber denken können. Ronnie war in jener Nacht auch nicht zu Hause. Jetzt erinnere ich mich daran.« Irgend etwas an ihm war verändert. Zuerst hatte ich's nicht bemerkt, jetzt sah ich es aber. Er hatte etwas mit seinem Mund machen lassen. Die Hasenscharte war verschwunden, und er verspritzte auch keinen Speichel mehr, wenn er sprach.
Er bemerkte, daß es mir jetzt aufgefallen war, und seine Augen leuchteten auf. »Ich hab vergessen, mich bei dir zu bedanken, Danny, du hast mir dazu aber keine Gelegenheit gegeben. Wie du mich damals zu Brei geschlagen hast, ist meine Lippe noch weiter aufgeplatzt, und der Doktor hat eine Plastik machen müssen, und weil er schon dabei war, hat er die ganze Geschichte repariert.«
»Gern geschehn, Spit«, sagte ich grinsend und hob drohend die Faust, »kannst du jederzeit wieder haben!«
Er wich entsetzt vor mir zurück. »Was willst du jetzt mit mir tun?« fragte er ängstlich.
Ich holte mir noch ein Stück Draht. »Leg dich auf den Bauch«, befahl ich ihm, »du wirst's gleich sehen.«
Widerwillig streckte er sich auf dem schmalen Bett aus. Ich schnürte seine Fesseln rasch zusammen, zog seine Füße hoch, führte den Draht durch seine Handfesseln und knüpfte beide Drähte fest aneinander. Dann richtete ich mich wieder auf und blickte auf ihn hinunter. Auf diese Art war er bestimmt für längere Zeit unschädlich.
Er lag ganz still da, und ich beugte mich wieder über den
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