Besser verhandeln - Das Trainingsbuch
grau aus, nachdem wir die abnehmbaren Türen wieder eingepaßt, verriegelt und versperrt hatten. »Herrgott«, rief er erschöpft, »ist das eine Bruthitze!«
»Ich hab Kaffee gemacht«, sagte ich, »komm 'runter.«
Ein Lächeln breitete sich über sein müdes Gesicht. »Okay, Danny, kann eine Tasse Kaffee gut brauchen, ehe ich nach Hause geh.« Während Mike müde auf einen Stuhl sank, stellte ich den Kaffee auf den Ofen, um ihn aufzuwärmen, »'s ist jetzt das dritte Mal in zwei Wochen, daß ich dich rufen mußte«, sagte er. Ich schwieg. Mike war ein braver Bursche, man half ihm gern, weil man wußte, daß auch er gleich da wäre, wenn man ihn einmal brauchte.
Seine Stimme nahm einen scharfen Ton an. »Eines Tages werd ich meinen Bruder mit einem Fußtritt in den Hintern 'rausschmeißen müssen! Wenn er in die Nähe einer gottverdammten Flasche kommt, verwandelt er sich in einen Schwamm.« Ich stellte zwei Tassen auf den Tisch und goß
Kaffee ein. Er war pechschwarz und dampfend heiß. Ich goß etwas Milch dazu. »Hier«, sagte ich und reichte Mike die Tasse. »Du wirst dich gleich besser fühlen.«
Er sah mich über den Rand der Tasse mit seinen klugen Augen an. »Ich habe die ganze Sache satt, Danny. Diesmal mache ich ernst. Ich weiß, ich hab's schon oft geschworen, aber diesmal bleib ich dabei.« Er schlürfte seinen Kaffee. »Sowie ich einen Burschen finde, dem ich vertrauen kann, fliegt er raus!«
Ich trank schweigend meinen Kaffee. Dasselbe Lied hatte ich schon zahllose Male gehört, und dann hatte Mike seinen Bruder doch immer wieder zurückgenommen. Ich zog an meiner Zigarette, und der Rauch stieg mir scharf und belebend in die Nase. Plötzlich schlug Mike mit der flachen Hand auf den Tisch. »Ich bin doch ein Trottel«, rief er, und als er mich ansah, hatte sein Gesicht einen ungeheuer komischen Ausdruck. »Was ist denn los?« fragte ich.
»Ich such jemanden«, sagte er hastig, »und dabei sitzt er die ganze Zeit hier vor meiner Nase.« Er lehnte sich eifrig über den Tisch. »Wie wär's mein Junge? Willst du mit mir kommen?« Ich sah ihn überrascht an. Daran hatte ich nie gedacht, und das konnte ich auch nicht tun. »Ich würde gern kommen, Mike«, sagte ich rasch, »aber ich kann Ben jetzt nicht im Stich lassen.«
»Die Saison dauert nur noch zwei Wochen, Danny«, sagte er, »solange kann ich mir schon helfen. Ich meine nachher, wenn ich den Winter über mit dem Glücksrad in den Süden gehe. Hast du für diese Zeit schon Pläne?« Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte für den Winter noch keinerlei Pläne gemacht. Ich hatte überhaupt nicht darüber nachgedacht. Der Sommer war so rasch verflogen, daß ich einfach keine Zeit dazu gehabt hatte.
»Dann komm mit mir, mein Junge«, drängte Mike, »in der Woche nach dem Labor Day machen wir hier Schluß, dann ruhen wir zwei Wochen aus und schließen uns in Memphis am 2. Oktober Petersens Tent Show an.«
»Das klingt verlockend«, sagte ich zögernd. Plötzlich hatte ich Heimweh. Bis jetzt war es bloß so gewesen wie in vielen ändern Sommern. Und nachher, hatte ich wahrscheinlich immer gehofft, würde ich ja doch wieder nach Hause zurückkehren können. Aber jetzt wußte ich, daß es ganz anders war. Ich hatte kein Zuhause mehr.
Mike grinste mich verschmitzt an. »Dir wird's dort unten großartig gefallen, mein Junge«, sagte er, »und die hübschesten Mädels laufen dir dort im Süden wie die Karnickel über den Weg.« Auch ich lächelte, zögerte aber noch immer. Ich wollte es zuerst mit Sarah besprechen, ehe ich mich entschloß. Vielleicht hatte sie andre Pläne. »Kann ich's dir in zwei Tagen sagen, Mike?« fragte ich, »ich muß zuerst noch Verschiedenes überlegen.«
Am nächsten Abend wartete ich, bis wir allein waren, ehe ich es ihr erzählte. Sie hörte mir schweigend zu. Als ich geendet hatte, zündete sie sich eine Zigarette an.
»Wenn der Sommer vorbei ist, gehst du also nicht nach Hause zurück?« fragte sie.
Ich sah sie überrascht an. »Hast du's denn angenommen?« fragte ich.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, im Ernst hab ich's nicht geglaubt«, antwortete sie zögernd, »und doch hab ich's für möglich gehalten.«
»Selbst wenn ich nach Hause zurück könnte und mein Vater mich hereinließe, was glaubst du, wie lange es dauern würde, bis Fields herausbekäme, daß ich wieder zurück bin?« fragte ich. »Wie lange, glaubst du, hätte ich dann noch zu leben?«
Sie nickte zustimmend. »Ich glaube auch, daß du nicht zurück
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