Besser verhandeln - Das Trainingsbuch
seine Seite des Bettes ging und fühlte gleich darauf wie es unter seinem Gewicht nachgab.
Sie lag sehr still, ihr Körper war auf einmal stocksteif und so eiskalt, daß ihre Zähne beinahe zu klappern begannen. Einen Moment herrschte tiefe Stille, dann berührte er ihre Schulter leise mit der Hand. Sie preßte die Zähne fest aufeinander. Dann hörte sie ihn flüstern: »Mimi.« Sie zwang sich zu einer Antwort. »Ja, Sam.«
»Mimi, dreh dich zu mir.« Sein Flüstern klang beinahe flehentlich. Sie beherrschte ihre Stimme gewaltsam und antwortete leise. »Sam, bitte nicht heute, es tut so weh.«
Seine Stimme klang weich und verständnisvoll. »Wir werden's heute nicht wieder versuchen. Ich möchte bloß, daß du deinen Kopf an meine Brust legst. Ich will nicht, daß du Angst vor mir hast. Ich liebe dich, Baby.«
Plötzlich standen ihre Augen voller Tränen. Sie drehte sich rasch zu ihm. Ihre Stimme war ganz klein. »Wirklich, Sam? Hast du mich wirklich noch lieb, nach allem was ich dir angetan habe?« Sie fühlte, wie sein Atem über ihr Haar strich. »Natürlich, Baby. Du hast doch nichts getan, und beim erstenmal ist's allen anständigen Mädchen so zumute.«
Langsam lockerte sie sich in seinen Armen, sie hob ihr Gesicht zu ihm und küßte ihn leicht auf den Mund; es war beinahe so, wie wenn ein kleines Mädchen seinen Vater küßt. »Danke, Sam«, flüsterte sie voll Dankbarkeit. Sie schwieg einen Moment, dann sagte sie langsam und zögernd. »Sam, wenn du willst, bin ich bereit, es wieder zu versuchen.«
»Willst du das wirklich, mein Herzchen?« Es klang erfreut und beglückt.
»Ja, Sam«, antwortete sie leise.
Sie schloß die Augen und fühlte, wie seine Hände über ihr Haar strichen. Seine Lippen berührten leicht ihre Wange und wanderten weiter zu ihrem Nacken. George hatte das auch immer getan. Ärgerlich schob sie die auf sie einstürmenden Gedanken beiseite. Warum mußte sie gerade in diesem Augenblick an ihn denken? Das war Sam gegenüber nicht fair. Er war für das, was geschehen war, nicht verantwortlich. Es war ihre Schuld. Sie hatte es von Anfang an so gewollt, von dem Moment an, als sie und Nellie zu ihm gegangen waren. Zerknirscht hob sie die Hand und strich ihm über die Wange. Sein Gesicht war ganz glatt. Er hatte sich rasiert, ehe er zu Bett ging. Seine Lippen suchten ihren Mund. Sie waren sanft und angenehm warm. Da erwiderte sie seinen Kuß.
Einen flüchtigen Augenblick war sie vor Angst wie erstarrt, als sie seine Hand leicht und kühl unter ihrem Nachthemd fühlte. Seine Berührung war zart und sehr erfahren. Langsam wich ihre Verkrampfung, ihr Körper wurde weich und fügsam und leistete keinen Widerstand. Sein Herz schlug an dem ihren. Langsam stieg eine köstliche Wärme in ihr auf, ihr ganzer Körper begann zu prickeln. Das hatte sie schon früher gefühlt. Woran dachte sie nur.? Es tat wohl, und sie war froh, daß sie imstande war, jetzt so zu fühlen.
Er küßte die zarten Knospen ihrer Brüste. Sie war jetzt sehr glücklich, und während sie seinen Kopf mit beiden Händen hielt, küßte sie ihn auf die Stirn. Sie schloß die Augen und dachte an George. So wäre es auch mit ihm gewesen. Mit ihm wäre es aber leichter gewesen, denn vor ihm hatte sie keine Angst gehabt. Er flüsterte ängstlich und besorgt: »Fühlst du dich auch ganz wohl, mein geliebtes Herzchen?« Sie nickte heftig mit dem Kopf, da sie nicht zu sprechen wagte.
Sam lag still neben ihr und strich sanft über ihre erhitzte Wange. Aus seiner Stimme klang heimlicher Stolz, als er flüsterte: »Siehst du, Liebling, es ist doch gar nicht so, daß man
sich davor fürchten muß, nicht wahr?«
Sie verbarg ihr Gesicht an seiner Brust. »Nein«, flüsterte sie, doch im tiefsten Herzensgrund wußte sie, daß sie log. Sie würde ihn immer anlügen müssen, denn sie würde immer Angst haben. Es war nicht sein Bild, das im Moment höchster Erfüllung vor ihren Augen stand. »Oh, Gott«, betete sie still, »muß ich mein ganzes Leben so verbringen? Immer in Angst?«
Eine innere Stimme antwortete ihr. Sie war tief und gewichtig, und die Worte waren aus der Hochzeitszeremonie: »Sprich meine Worte nach, mein Kind. >Ich, Miriam, nehme dich, Samuel, zu meinem rechtmäßig angetrauten Ehegatten, um dich in guten wie in bösen Tagen, in Krankheit wie Frohsinn zu lieben, zu ehren und dir in allem beizustehen, bis der Tod uns scheidet.«« Jetzt schlief er, und sein Atem war tief und regelmäßig. Sie betrachtete sein stilles
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