Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Erwachsenen laut durcheinander, einer trachtete den andern zu überschreien, alle sprachen auf einmal, als hätten sie nie wieder Gelegenheit, miteinander zu reden, und ihre Stimmen hallten dumpf bis zu mir. Doch hier unten standen alle Jungen auf einer Seite des Raums und die Mädchen auf der andern Ihre Stimmen klangen gedämpft und verlegen. Es war keineswegs wie dort oben.
    Als ich mich zu den Jungen gesellte, trat mir mein Cousin Joel entgegen. Er war etwa anderthalb Jahre älter als ich, und sein Gesicht war mit Pickeln übersät. Ich hatte über diese Sache schon Geschichten erzählen gehört und hoffte, sie nicht auch zu bekommen. »Hallo, Joel«, sagte ich verlegen. »Unterhältst du dich, he?« Er nickte höflich, ließ aber die Mädchen auf der andern Zimmerseite nicht aus den Augen. »Natürlich«, antwortete er hastig - zu hastig. Ich folgte seinem Blick. Er sah zu Marjorie Ann hinüber. Als sie bemerkte, daß auch ich sie ansah, flüsterte sie meiner Schwester etwas zu, die sofort zu kichern begann. Ich ging zu ihr hinüber, Joel folgte mir auf dem Fuß.
    »Was ist denn so komisch?« fragte ich kriegerisch. Ich hatte das unangenehme Gefühl, daß sie über mich lachten. Mimi schüttelte schweigend den Kopf und kicherte wieder. Marge lächelte höhnisch. »Wir haben auf dich gewartet, damit du die Gesellschaft ein bißchen in Schwung bringst«, sagte sie. Ich zwang mich zu einem Lächeln und sah mich um. Alle Kinder blickten mich ernst und feierlich an. Sie hatte recht, die Party lag in den letzten Zügen. Die Erwachsenen amüsierten sich, aber die Kinder wußten nichts miteinander anzufangen. »He«, rief ich und hielt die Hände in die Höhe, »spielen wir doch was.«
    »Was sollen wir denn spielen?« rief Mimi herausfordernd. Ich sah sie stumm an. Daran hatte ich nicht gedacht. Ich sah mich hilflos im Zimmer um.
    »Wie wär's, wenn wir erst einmal >Postamt< spielen?« schlug
    Marge vor.
    Ich zog ein schiefes Gesicht. Das war genau die Art Spiel, die ich nicht spielen wollte. Kindisches Zeug! »Was willst du sonst spielen?« schnauzte sie mich sarkastisch an, nachdem sie meinen Gesichtsausdruck gesehen hatte, »vielleicht Fußball?«
    Ich wollte etwas sagen, aber Joel unterbrach mich, »'s ist okay«, sagte er eifrig. »Ich bin einverstanden.«
    Ich sah ihn voll Abscheu an. Ich wußte genau, woher er seine Pickel hatte: Mädchen! Ich hätte gern mit ihm zu streiten begonnen, aber alle andern Kinder nahmen den Vorschlag begeistert auf. Als wir im Halbkreis am Boden saßen, sah ich mürrisch auf meine gekreuzten Beine und wünschte, daß mir ein anderes Spiel eingefallen wäre. Joel hatte Marge in den kleinen Feuerungsraum gerufen, der uns als Postamt diente. Ich war überzeugt, daß sie mich verlangen würde, wenn die Reihe an sie kam.
    Ich behielt recht. Die Türe zum Feuerungsraum öffnete sich und Joel stand vor mir. Er machte mit dem Daumen eine ruckartige Bewegung zur geschlossenen Tür hin. Ich spürte, wie ich rot wurde, während ich mich erhob. »Was für'n Prachtmädel!« flüsterte er mir zu, als ich an ihm vorbeiging.
    Ich sah zu Mimi hinunter. Sie blickte mich nachdenklich an, und ich fühlte, wie meine Wangen brannten.
    Ich zögerte einen Moment vor der Türe, dann öffnete ich sie und trat ein. Ich lehnte mich gegen die Türe, die ich hinter mir geschlossen hatte und versuchte den düsteren Raum mit meinen Blicken zu durchdringen. Das einzige Licht kam durch ein winziges Fenster in der Ecke.
    »Da bin ich, Danny.« Marges Stimme kam von der anderen Seite des Ofens.
    Ich hielt die Türklinke noch immer umklammert. Jetzt fühlte ich, wie mein Puls in den Schläfen zu hämmern begann. »Was. was willst du?« stotterte ich mit heiserer Stimme.
    Plötzlich hatte ich Angst vor ihr. »Wozu hast du mich rufen lassen?« Jetzt begann sie zu flüstern. »Was glaubst du, wozu ich dich gerufen hab?« Ihre Stimme hatte einen höhnischen Klang. »Ich wollte bloß feststellen, ob du tatsächlich ein Mann bist.« Ich konnte sie nicht sehen. Sie stand hinter dem Ofen. »Warum läßt du mich nicht in Ruh?« fragte ich erbittert und rührte mich nicht von der Türe weg.
    Ihre Stimme klang jetzt sehr entschieden. »Wenn du mit dieser Sache fertig werden willst, dann wär es besser, du kämst zu mir 'rüber.« Ich hörte ihr beinahe stimmloses Lachen. »Ich werd dir schon nicht weh tun, mein kleiner Danny.«
    Ich ging um den Ofen herum. Sie lehnte lächelnd dagegen. Ihre Zähne blitzten in dem trüben Licht.

Weitere Kostenlose Bücher