Besser verhandeln - Das Trainingsbuch
Kaugummiautomaten, dachte ich müde; das einzige, was man bei der U-Bahn brauchen könnte, wären ein paar von meinen Getränkeautomaten. Die könnten wahrhaftig ein Bombengeschäft sein. Plötzlich traf ich mitten ins Schwarze. Ich erinnerte mich an etwas, das ein Mädel einmal zu mir gesagt hatte, als ich noch am Sodaautomaten arbeitete. Ich erinnerte mich auch an das Mädel. Sie hatte einen ganz tollen Busen, und ich erinnerte mich auch an die Art, mit der sie mir dieses Prachtstück über den Bartisch entgegenhob. »Auf der U-Bahn sollte es Stellen geben, wo man ein Coca-Cola bekommen kann, wenn man durstig ist«, hatte sie gesagt.
Ich starrte verwundert auf das Plakat. Wenn man von Idioten spricht, kriege ich bestimmt den ersten Preis! Die ganze Zeit war es hier unter meiner Nase gewesen, und ich hatte es nicht bemerkt! Der beste Platz der Welt: die New Yorker U-Bahn. Ich brauchte nichts andres zu tun, als einen Vertrag mit der Stadtverwaltung abzuschließen und war ein gemachter Mann. Ich brauchte mein ganzes Leben keinen Finger mehr zu rühren. Alle Leute im Zug waren verschwitzt und durstig. Vor meinem geistigen Auge sah ich, wie sie ihre Fünfcentstücke in meinen Coca-Cola-Automaten warfen. Zum Teufel, es handelte sich nicht bloß um kalte Getränke! Im Winter konnte ich sie mit heißem Kaffee bedie nen.
Ich war ganz aufgeregt. Ich konnte mir's nicht leisten, diese Sache zu überschlafen. Das war der große Wurf, nach dem ich die ganze Zeit ausgeschaut hatte! Jetzt war ich froh, daß mein Wagen gestreikt hatte. So etwas mußte erst geschehen, um einen aufzurütteln. Wollte man wirklich Geld scheffeln, dann mußte man sich unter die große Masse mischen. Wo sie ist, ist auch Geld zu verdienen. Woolworth hatte die richtige Idee: nimm die fünf Cents und die zehn Cents. Gelingt dir das, dann bist du ein gemachter Mann. Und die fünf Cents und die zehn Cents in der U-Bahn würden zusammen mehr einbringen als alle Warenhäuser der Fifth Avenue.
Ich drückte ungeduldig auf die Glocke und sah auf Nellie hinab, die in dem matten Licht der Hallenbeleuchtung neben mir stand. Ich drückte nochmals auf die Glocke und betrachtete sie lächelnd. Sie gefiel mir ausnehmend gut. Ihr leicht gewölbter Leib ließ sie nicht weniger attraktiv erscheinen.
»Ich verstehe noch immer nicht, weshalb du durchaus hierherkommen wolltest, um mit Sam zu sprechen«, sagte sie in leicht verärgertem Ton. »Das hättest du auch noch morgen tun können.« Ich hatte für ihren Unmut Verständnis. Es war heiß und sie fühlte sich sehr unbehaglich. »Vielleicht«, antwortete ich, »aber da ich die Idee hatte, ist's wahrscheinlich, daß sie auch jemand anderer bekommt, und daher duldet die Sache keinen Aufschub. Wirmüs.« Ich unterbrach mich, als sich die Türe öffnete. Mimi stand vor uns.
Als sie uns erblickte, glitt ein überraschter Ausdruck über ihr Gesicht. »Danny! Nellie! Wir haben euch gar nicht erwartet.« Sie wich lächelnd zurück, um uns eintreten zu lassen. Ich trat ungestüm in die Halle. »Ich bin gekommen, um mit Sam ein Geschäft zu besprechen«, erklärte ich und suchte ihn mit den Blicken im Wohnzimmer. »Ist er zu Hause?« Sams laute Stimme, die irgendwo aus dem Innern der Wohnung kam, gab mir die Antwort. »Wer ist's denn, Mimi?«
»Danny und Nellie«, antwortete Mimi, »Danny will dich sprechen.« Sie wandte sich wieder zu uns zurück. »Kommt herein«, lud sie uns ein, »Sam kommt in einer Minute herunter.« Wir folgten ihr ins Wohnzimmer. »Wie fühlst du dich?« fragte sie Nellie teilnehmend.
»Wunderbar«, sagte Nellie glückstrahlend. »Hätte der Arzt mir nicht gesagt, daß ich ein Kind bekomme, hätte ich's nicht für möglich gehalten, so wohl fühle ich mich.«
»Da hast du aber Glück«, sagte Mimi, »ich fühle mich immer hundeelend.« Ihre Stimmen senkten sich zu dem vertraulichen Geflüster, in das Frauen immer verfallen, wenn sie sich über ihre Schwangerschaften unterhalten.
»Wo steckt denn Sam?« fragte ich, sie ungeduldig unterbrechend. Ich hatte die Geschichte von Mimis Schwangerschaften schon unzählige Male gehört, seit Nellie ihr die große Neuigkeit mitgeteilt hatte.
»Er duscht«, erwiderte Mimi, er kann die Hitze nicht vertragen, du weißt ja, wie dick er geworden ist.«
Ich nickte und begann die Treppe hinaufzusteigen, die das Doppelappartement verband. »Ihr beiden Schönen, laßt euch nur nicht stören und quatscht ruhig weiter«, rief ich über die Schulter zurück, »ich kann
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