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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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fünfundzwanzig Cent in meine Tasche und fülle den Rest des Kleingelds in das Glas oberhalb des Spültisches.
    Mama hat mir dabei zugeschaut. Jetzt sagt sie: »Geh hinauf, Danny und wasch dich. Das Abendbrot wartet.«
    Papa sitzt schon am Tisch. Er sagt nichts, ebensowenig wie ich. Wir wissen aber beide, was in uns vorgeht. Ich bin zufrieden. Denn ich bringe tagtäglich das kleine Häufchen Kleingeld nach Hause, und am Samstag, wenn ich einen ganzen Tag von sieben Uhr morgens bis elf Uhr nachts gearbeitet habe, gibt mir der Geschäftsführer meinen Wochenlohn. Dreieinhalb Dollar. In guten Wochen verdiene ich zusammen mit den Trinkgeldern zehn Dollar. Es ist gut, daß ich in der Schule so leicht lerne, denn meistens schlafe ich bei meinen Hausaufgaben ein und muß sie am nächsten Tag während der Pause fertigmachen. Ich sinke immer ins Bett und schlafe den Schlaf des Erschöpften, wenn ich aber am nächsten Morgen erwache, bin ich wieder frisch und munter. Mir kommt die unerschöpfliche Kraft der Jugend zugute.
    Natürlich gibt's Zeiten, in denen ich gern mit den andern Jungen mitspielen möchte, besonders, wenn sie auf der Straße Fußball spielen. Manchmal erwische ich so einen Fußball, den einer verfehlt hat. Dann hebe ich ihn auf und streiche mit den Fingern zärtlich über das weiche glatte Schweinsleder. Ich erinnere mich, wie heftig ich mir gewünscht hatte, ins Schulteam aufgenommen zu werden. Dann werfe ich den Ball zurück. Ich sehe ihm nach, wie er spiralenförmig durch die Luft segelt, bis er in die Hände des andern Jungen gelangt. Dann wende ich mich ab. Ich habe keine Zeit für Spiele. Ich bin in düsterer, gedankenvoller Stimmung, denn ich bin an einem weit größeren Spiel beteiligt. Ich arbeite, um mein Heim zu schützen und es mir zu erhalten.
    Aber es sind Kräfte am Werk, von denen ich nichts ahne. Der kalte, leidenschaftslose Mechanismus des Finanz- und Kreditwesens, von Handel und Verkehr, der das Niveau aller Gesellschaftsschichten im Gleichgewicht hält, bedeutet für mich nichts als Worte aus einem Lehrbuch. Aber es gibt Menschen, die diesen Mechanismus aufmerksam beobachten.
    Es sind Menschen, genauso wie Papa und Mama, wie Mimi und ich. Sie sind gleichermaßen Opfer wie Vollzugsorgane. Sie sind den Niveaugesetzen ebenso unterworfen wie die Menschen, auf die sie sie anwenden. Ist das Niveau zu stark aus dem Gleichgewicht geraten, notieren sie etwas auf einem Blatt Papier. Diese Notiz geben sie an andre Leute weiter. Stimmt sie mit den Aufzeichnungen der ersten Beobachter überein, werden wieder andre Papiere ausgefüllt und abgeschickt. Und dann entfallen alle Regeln. Denn das, was sie tun, stört das Gleichgewicht so sehr, daß es unmöglich ist, die Balance wiederzufinden.
    Dann werden wir zur Statistik. Statistiken sind sehr kalte Angelegenheiten. Hier handelt sich's um Balancen ganz andrer Art. Und danach werden viele Entscheidungen getroffen, Begründungen werden daraus abgeleitet, und Schlüsse gezogen, so auch die Ursache für unser Versagen, in unserm Wirtschaftsleben ein gleichmäßiges Niveau aufrechtzuerhalten. Aber nichts davon rechnet mit meinen Gefühlen und Stimmungen, wenn ich von diesem Versagen höre. Weder mit meinen noch mit denen meiner Familie. Denn sie interessieren sich lediglich für ihre Kalkulationen, nicht aber für das, was wir fühlen. Und bestimmt nicht für die Art der Gefühle, die ich Ende Oktober an jenem Abend empfand, als ich nach Hause zurückkehrte und meine Mama weinend vorfand.
    ICH WAR NICHT DABEI, ALS...
    Mama sah auf die Uhr. In wenigen Minuten würde es Zeit für den Lunch sein. Sie überlegte, wo der Vormittag hingekommen war. Sie war mit so bösen Vorahnungen, mit dem unabweisbaren Gefühl bevorstehenden Unheils, das sie bedrohte, erwacht, daß sie sich die ganze Zeit zu einer Beschäftigung zwingen mußte, um ihren Gedanken zu entrinnen. Sie hatte jeden Winkel des Hauses durchstöbert und geputzt, ja sie war sogar in den Keller hinuntergestiegen und hatte die Asche durchgesiebt, um die halbverbrannten Kohlestückchen, die beim Rütteln des Rostes durchfielen, herauszuklauben. Aber trotz aller Geschäftigkeit war sie das unheimliche Gefühl nicht losgeworden.
    Sie kehrte in die Küche zurück, stellte einen Topf Wasser auf den Herd und zündete das Gas an. Vom Flur her hörte sie ein Geräusch. Es war Rexie, die unter dem Küchentisch hervorgekrochen und zur Türe gelaufen war, wo sie schweifwedelnd stehenblieb und Mama ansah.
    »Du willst

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