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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Heftpflaster auf den Arm klebte, um die Stichwunde zu versorgen. Dann ließ er mich wieder allein.
    Ich saß fast vier Stunden in der Zelle, ehe sich wieder jemand zeigte. Ich war schrecklich müde, konnte aber nicht schlafen. Meine Augen waren schwer, wollten sich aber nicht schließen. Ich mußte immerfort denken. Und ich sah nichts andres vor mir als ein kleines rotbraunes Hündchen, das versuchte, hinter mir die Grubenwand hinaufzuklettern.
    Die Zellentür öffnete sich klirrend, und ein Polizist stand vor mir. »Dein Vater ist hier, um dich abzuholen, mein Sohn«, sagte er freundlich.
    Ich stand auf und nahm meinen Rock von der Pritsche. Mir war es fast so, als hätte ich das schon oft getan, aber ich war völlig stumpf und keines Gefühls fähig. Langsam folgte ich ihm über den grau gestrichenen Korridor und eine Treppe hinauf. Er öffnete eine Tür und winkte mir. Mein Vater und ein andrer Mann saßen in dem Raum. Papa sprang bei meinem Anblick hastig auf. »Ich bin gekommen, um dich nach Hause zu holen«, sagte er.
    Ich starrte ihn einen Moment verständnislos an. Nach Hause? In diese Wohnung? Für mich wird sie niemals ein Zuhause sein. Der Mann neben meinem Vater stand gleichfalls auf und sah mich neugierig an. »Da hast du aber Glück gehabt, mein Junge, daß wir herausgekriegt haben, was in Wirklichkeit passiert ist. Der Bursche, den du verprügelt hast, wird wochenlang im Krankenhaus liegen müssen. Aber er ist ein Lump, und vielleicht hast du uns sogar einen Gefallen getan. Jetzt geh und gib uns weiterhin keinen Anlaß zu Klagen.«
    Ich antwortete nicht, sondern ging stumm auf die Türe zu. Hinter mir hörte ich die Stimme meines Vaters, der sich bei dem Mann für das, was er getan hatte, bedankte. Ich ging immer weiter durch die ganze Polizeistation und hinaus auf die Straße, wo mich mein Vater einholte und neben mir herging. Bei der Delancey Street mußten wir auf das grüne Licht warten.
    »Deine Mutter und ich haben uns um dich sehr geängstigt, Danny. Wir konnten uns nicht erklären, was mit dir geschehen war.« Seine Stimme klang heiser, doch er versuchte unbekümmert zu sprechen. Sein im allgemeinen frisches Gesicht sah im Licht der Straßenbeleuchtung leichenblaß aus. Mir war es, als hätte ich diese Worte schon einmal gehört. Zu einer andern Zeit, an einem andern Ort. Ich antwortete nicht.
    Die Ampel wechselte, und wir überquerten die Straße. Er begann wieder zu sprechen. »Warum hast du das getan, Danny?« fragte er mit besorgter Miene. Denn es hatte sich etwas ereignet, was er nicht verstehen konnte. »Es sieht dir doch gar nicht ähnlich, so etwas zu tun.«
    Vielleicht hatte das früher gestimmt, aber jetzt war alles verändert. Ich lebte in einer andern Welt, und vielleicht war ich auch ein andrer Danny Fisher. Ich wußte es nicht. Und auch diesmal antwortete ich nicht.
    Er versuchte nochmals etwas zu sagen, dann schwieg er gleichfalls. Wir gingen noch zwei Häuserblocks weit, dann bogen wir in unsre Straße ein. An der Ecke zögerten wir einen Augenblick, sahen einander an und hastig wieder weg.
    Die Straße war jetzt leer und schmutzig und angefüllt mit allen Abfällen, die sich tagsüber angesammelt hatten. Unsre Schritte hallten auf dem Gehsteig.
    Es hatte zu schneien begonnen. Ich schlug den Kragen meiner Jacke hoch und sah dabei verstohlen meinen Vater an, der neben mir herging. Da tauchte zum erstenmal eine flüchtige Vision vor meinem geistigen Auge auf, wie es weiterhin sein würde: mein Vater und ich waren Fremde geworden, die schweigsam und stumm nebeneinander durch die Nacht schritten.
    Das zweite Buch Mein Alltagsleben
    1
    Während wir aus dem dunklen Hausflur auf die Straße traten, sah Papa nervös auf seine Uhr. Er steckte sie rasch wieder in die Tasche und sah mich verlegen an. »Schon dreiviertel drei«, murmelte er, »ich muß mich beeilen, sonst komm ich zu spät.« Ich sah ihn völlig uninteressiert an. Wir hatten jetzt fünf Monate hier gelebt, doch es war, als hätten uns Jahre getrennt. Seit dem Tag unsres Umzugs war nichts geglückt. Papa hatte jetzt allerdings eine Anstellung in einem Drugstore der Delancey Street und erhielt dreiundzwanzig Dollar in der Woche. »Gehst du in meiner Richtung?« fragte Papa. Ich nickte stumm. Kann ich auch machen. Ich war mit meiner Bande verabredet, an der Ecke, in der Nähe des Fünf- und Zehn-Cent-Warenhauses. Ich beschleunigte meine Schritte, um mich ihm anzupassen, der hastig vorwärtsstrebte.
    Die Erinnerung an diese

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