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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Wangen, aber ich weinte noch nicht.
    Ich trat ins Haus zurück und stieg, ohne zu überlegen, in mein Zimmer hinauf. Ich lehnte die Schaufel an die Wand und trat zu der Stelle, wo mein Bett gestanden war. Beim hellen Mondlicht, das durch die Fenster strömte, konnte ich die Stelle auf dem Boden genau erkennen, auf der Rexie unter meinem Bett geschlafen hatte. Da fiel ich auf den Boden, und jetzt weinte ich. Es waren bittere salzige Tränen, die mir in den Mund liefen, als mein Körper endlich auf meinen Schmerz reagierte.
    Als ich völlig erschöpft war, stand ich schwerfällig auf und verließ, ohne nochmals zurückzuschauen, das Zimmer, schritt die Treppe hinunter und hinaus.
    Der fette Freddie Conlon trat gerade aus seinem Haus, als ich den Fahrweg entlangging. Er sah mich überrascht an. »Danny! Was machst denn du hier?« fragte er. »Hast wahrscheinlich was zurückgelassen, nicht?«
    Ohne zu antworten, ging ich an ihm vorbei und ließ ihn verdutzt auf der Straße stehen. Ja, ich hatte etwas zurückgelassen. Mehr als ich geahnt hatte.
    Die Uhr im Schaufenster des Juweliergeschäfts nahe der Kreuzung der Clinton und Delancey Street zeigte neun Uhr, als ich um den Häuserblock kam. Ich bewegte mich wie im Traum. Menschen drängten sich an mir vorbei, und überall herrschte Lärm und Durcheinander, aber ich sah und hörte nichts. Im Körper tobte ein dumpfer Schmerz, und eine Gesichtshälfte, dort, wo mich der Schuh getroffen hatte, war überaus empfindlich. Ich befand mich bereits auf den Stufen unseres
    Wohnhauses, als ich plötzlich aufwachte. Ich hörte den Verkehrslärm wieder und die Stimmen der Menschen. Ich blickte um mich, als sähe ich das alles zum erstenmal. Das Licht der Konditorei an der Ecke schien mir zu winken. Eine Bande junger Burschen lungerte noch immer davor herum. Ich stieg die Stufen wieder hinunter und ging auf die Kreuzung zu. Dort blieb ich stehen und sah mir die Bande vor dem Geschäft aufmerksam an. Er war nicht darunter. Nachdem ich sie einige Minuten unauffällig beobachtet hatte, war ich eben im Begriff, wieder wegzugehen, als ich ihn bemerkte. Er war im Innern des Ladens, saß vor der Theke und trank eine Schokolade.
    Ich schlenderte in das Geschäft. Er kehrte der Türe den Rücken und konnte mich daher nicht sehen. Ich tippte ihm leicht auf die Schulter. Er drehte sich um, und ein Blitz des Erkennens überflog sein Gesicht?
    »Komm 'raus«, hieß die unmißverständliche Gebärde meiner Hand.
    Er sah mich an, dann die andern Burschen im Laden. Ich ließ ihm keine Zeit zum Überlegen und klopfte ihm wieder auf die Schulter, diesmal recht kräftig. »Komm 'raus!« sagte ich mit harter tonloser Stimme.
    Da schob er seine Tasse über die Theke und stand auf. »Heb mir das auf, Moishe«, sagte er zu dem Mixer hinter der Theke in anmaßendem Ton. »Bin gleich wieder zurück.«
    Ich ergriff die Tasse und schüttete ihren Inhalt in den Ausguß hinter der Theke. Die Schokolade vermischte sich mit dem schmutzigen Wasser.
    »Vergiß es, Moishe«, sagte ich mit derselben tonlosen Stimme. »Er wird's nicht mehr trinken.«
    Ich kehrte ihm den Rücken und trat auf die Straße. Seine Schritte hallten hinter mir auf dem Betonboden. Am Straßenrand blieb ich stehen und drehte mich um. »Und jetzt heb deine Pfoten«, sagte ich beinahe gleichgültig.
    Er sah mich einen Moment an, dann trat er dicht an mich heran. Seine Lippen hoben sich über seinen Zähnen, und es klang beinahe wie ein Knurren. »Zäher Bursche, was? Glaubst wohl, du bist zäh, he?« fragte er höhnisch.
    Das seltsame Gefühl, das ich den ganzen Tag im Leib verspürt hatte, machte sich jetzt in einer sinnlosen Wut Luft. »Ja, für dich zäh genug.« begann ich, doch dann erinnerte ich mich wieder. Ich trat rasch zurück, doch nicht rasch genug. Sein Knie traf mich in der Leistengegend, und während er mir gleichzeitig mit der Faust ins Gesicht schlug, stürzte ich vornüber auf Hände und Knie. Ich sah noch, wie sich sein Schuh meinem Gesicht näherte, versuchte ihm auszuweichen, doch seine Schuhspitze erwischte mich hinterm Ohr, und ich stürzte der Länge nach auf das Pflaster.
    Der Verkehrslärm schien nur noch von weit her zu mir zu dringen, und mein Kopf war wie betäubt. Ich schüttelte ihn heftig, und es gelang mir, mich wieder auf die Knie zu erheben. Und er. er lachte mich bloß aus. »Zäher Junge, was?« Ich klammerte mich an den Hydranten, der sich neben mir befand und zog mich wieder in die Höhe. Ich schüttelte den

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