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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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diese altmodischen Italiener sind. Immer heißt's nur, drüben in der Heimat macht man das so und jenes so.« Sie sah mir in die Augen. »Ich sollte eigentlich von der Arbeit direkt nach Hause kommen, denn ich bin zwar alt genug, um denen im Geschäft wegen meinem Alter was vorzulügen und Geld nach Hause zu bringen, aber um mit einem Burschen auszugehen, bin ich noch lange nicht alt genug. Wenn er wüßte, daß ich mit Ihnen hier bin, würde er mich wahrscheinlich erschlagen.«
    Ich sah sie nachdenklich an und überlegte, was sie mit dieser langen Geschichte eigentlich bezweckte. »Warum sind Sie dann überhaupt gekommen?« fragte ich.
    Sie lächelte. »Vielleicht hab ich's satt, immer nur in der >alten Heimat< zu leben. Vielleicht ist's Zeit, daß er endlich begreift, daß Amerika ein neues Land ist. Hier lebt man eben ganz anders.«
    »Ist das der einzige Grund?« fragte ich und blickte sie unverwandt an.
    Sie errötete unter meinem prüfenden Blick. »Nein«, gestand sie und schüttelte leicht den Kopf. »Ich wollte mit Ihnen ausgehen. Ich wollte herausbekommen, wie Sie wirklich sind.«
    »Und - gefällt Ihnen das, was Sie von mir zu sehen bekommen?« Sie nickte stumm und wurde noch röter. »Und gefalle ich Ihnen?« fragte sie scheu.
    Ich langte über den Tisch und ergriff ihre Hand. Das schien ja ein ganz einfacher Fall zu sein. »Natürlich, Nellie«, sagte ich nachdrücklich, »natürlich.«
    Unter der Lampe an der Straßenecke blieb sie stehen. »Es ist besser, Danny«, sagte sie und sah zu mir auf, »wenn Sie jetzt gehen. Mein Vater könnte vor dem Haus auf mich warten.«
    »Sie lassen mich ja ganz nett abfahren«, sagte ich kalt. Ein Schatten überflog ihr Gesicht. »Nein, Danny, nein«, sagte sie ernst. »Wirklich nicht. Aber Sie kennen meinen Vater nicht.« Ich konnte mir nicht helfen, ich glaubte ihr. »Ich weiß natürlich«, sagte ich leichthin, »daß das ein uralter Trick ist, aber ich fall ganz gern drauf rein. Beinahe könnte ich Ihnen sogar glauben.« Sie ergriff meine Hand. »Sie müssen mir glauben, Danny«, sagte sie rasch. »Ich würde Sie nie anlügen, nein, wirklich nicht.« Ich hielt ihre Hand fest. »Was werden Sie denn sagen, warum Sie so spät heimkommen?«
    »Ich werde ihm sagen, daß ich im Geschäft bleiben mußte. Er weiß, daß wir manchmal länger arbeiten.«
    »Wird er sehr wütend sein?«
    »Nein«, erwiderte sie. »Daraus macht er sich ja nichts. Er kümmert sich nie drum, wenn ich auch bis spät in die Nacht Überstunden mache.«
    Ich ließ ihre Hand los und trat in den tiefen Flur eines Ladens und aus dem Bereich der Straßenbeleuchtung. »Komm her zu mir«, sagte ich.
    Sie sah mich eine Sekunde an, dann machte sie zögernd einen Schritt auf mich zu. Ihre Stimme klang plötzlich nervös. »Wozu?« Ich sah sie unverwandt an. »Du weißt, wozu«, sagte ich ruhig. »Komm her!«
    Sie tat noch einen kleinen Schritt, dann blieb sie stehen. Ein seltsam schmerzlicher Ausdruck breitete sich über ihr Gesicht. »Nein, Danny. ich gehör nicht zu dieser Sorte.«
    »Dann ist's also doch eine glatte Abfuhr«, sagte ich in schneidendem Ton.
    Ich nahm eine Zigarette aus der Tasche und steckte sie zwischen die Lippen. »Okay, Baby, verdufte! Deinen Spaß hast du ja gehabt!« Ich zündete das Streichholz an und hielt es an die Zigarette. Als ich aufsah, blickte sie mich noch immer stumm an. In ihrer ganzen Haltung lag eine merkwürdige Gespanntheit, wie bei einem Reh vor der Flucht. Die Straßenbeleuchtung ließ in ihrem Haar bläulichschimmernde Lichter aufflammen.
    Ich blies ihr eine Rauchwolke entgegen. »Worauf wartest du noch? Geh nach Haus! Dein Alter wartet!«
    Sie machte wieder einen Schritt auf mich zu. »Danny, so hab ich mir's nicht vorgestellt. Ich kann's nicht ertragen, daß du auf mich bös bist.«
    Jetzt wurde ich wütend. Wenn ich eine Abfuhr bekam, nun gut, dann hatte ich sie eben weg und damit basta. Ich habe nie erwartet, einen großartigen Roman zu erleben. Warum macht sie jetzt deswegen ein solches Theater? Ich äffte ihr nach: »Danny, so hab ich mir's nicht vorgestellt!« Ich lachte voll Bitterkeit. »Warum, zum Teufel, glaubst du, hab ich dich ausgeführt?« stieß ich rauh hervor. »Um an der Straßenecke eine Abfuhr zu bekommen? Ich kann Mädchen haben, soviel ich will, ich brauch nicht auf dich zu warten.« In ihren Augen standen jetzt Tränen. »Danny, ich hab geglaubt, daß du mich auch gern hast«, sagte sie mit einer ganz kleinen Stimme, »ich hab dich nämlich

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