Besser
schon ein bisschen schwimmen, Elena, aber Juri, du würdest untergehen wie ein Stein. Ihr geht nicht in die Nähe des Wassers, keiner von euch, habt ihr mich verstanden? Nur, wenn Jenny oder ich dabei sind, ist das klar? Und dann nur mit Schwimmflügeln.»
«Ist klar!», sagte Elena.
«Juri? Ich mein das sehr ernst, das ist sehr wichtig, Juri. Nicht zum Pool, Juri, hörst du mich? Ihr dürft nur bis zu der kleinen Mauer da drüben gehen, nicht weiter, ist das klar? Siehst du die Mauer? Nur bis zu der Mauer. Nicht weiter!»
«Ja», murmelte Juri, während er nach der Katze grabschte, die wieder abhauen wollte. Ich griff sein Kinn und zwang ihn, mich anzusehen.
«Versprochen?»
«Jaha!» Ich würde ihn sowieso nicht aus den Augen lassen, trotzdem.
«Ich hab dir nachgeschenkt», sagte Jenny.
«Gut», sagte ich.
Drei Tage lang waren wir unter den Bäumen gesessen, hatten in der Hängematte geschaukelt, im Pool geplantscht, Beeren gepflückt. Ich war mit den Kindern auf der Decke gelegen und hatte ihnen vorgelesen, und während Jenny mit ihrem Laptop im Schatten der Veranda saß und arbeitete, hatte ich versucht, das Haus auf der anderen Seite des hellen Zauns zu ignorieren, die Drohung, die von ihm auszugehen schien. Nur ein Haus, Toni, ist nur ein altes Haus. Wir hatten gekocht und gegrillt, hatten unter Apfelbäumen gepicknickt und müde, glückliche Kinder ins Bett gebracht. Wir hatten lange Abende im Schein von Kerzen auf der Veranda Wein getrunken und geredet, den ganzen Freundeskreis besprochen, die Kaufmanns und ihre bevorstehende Hochzeit, den Moser, Adam, Moritz’ merkwürdige Anwandlungen, und wir unterhielten uns über Felizitas, und warum Jenny sie mag, denn im Unterschied zu mir kann Jenny mit so was gut umgehen. Magst du sie halt nicht, ich mag sie. Während ich versuchte, sie auf meine Seite zu ziehen, in einem angetschecherten, missionarischen Redeschwall, für den Jenny mich auslachte. Wir hatten über Jenny geredet, und wie es ihr jetzt geht, nach der Trennung, der letzten Trennung. Sie sei jetzt richtig glücklich, so mit sich und mit sich alleine, hatte Jenny gesagt, sie fühle sich ganz, vollständiger fast als mit einem Kerl, der sie ja doch nur ständig in irgendeiner Weise in Frage stelle. Jaja. Ich stimmte ihr zu, während ich ihr heimlich einen Monat allein gab, höchstens zwei, dann würde ein Neuer kommen, bei dem Jenny sich endlich vollständig fühlen würde, gänzlich aufgehoben. Ich hatte nichts gesagt, während wir die Fledermäuse beobachtet hatten und die Sterne betrachtet, und gegen Mitternacht waren wir ins Bett gegangen und ich hatte trotz der warmen Nacht die Fenster und Läden geschlossen, damit das Haus nicht hereinschauen konnte zu mir und zu den Kindern. Dann, an einem Vormittag, hatte Jenny gesagt: Geh doch mal in den Wald. Lass die Kinder bei mir, ich hab heute eh nichts zu tun. Mach einen Spaziergang, im Wald gibt es einen wunderschönen Weg den Bach entlang.
«Ich bin nicht so ein Naturmensch.»
«Gib der Natur eine Chance, dich dazu zu machen, es ist wirklich sehr schön. Und du hast dir ein paar kinderfreie Stunden verdient.»
«Bist du dir sicher?»
«Ich bin mir sicher.»
«Aber Juri ist anstrengend, das hast du ja gemerkt, pass auf.»
«Ich hab auch ein Kind, falls du das vergessen hast.»
«Aber keinen Juri.»
«Mit dem werde ich schon fertig. Wir kennen uns jetzt ja.»
«Dann. Okay. Gut.»
«Warte, ich hol das Insektenmittel, sonst fressen dich die Bremsen auf.»
Ich zog mir die Turnschuhe an und hielt mir die Nase zu, während Jenny mich mit Insektenspray einsprühte.
«Brav sein, Kinder! Ich nehm das Handy mit, falls was ist.»
«Nimm es mit, aber du wirst die meiste Zeit keinen Empfang haben.»
«Trotzdem.»
«Okay.»
«Ich bin spätestens Mittag wieder da.»
«Lass dir Zeit. Wir kommen schon zurecht.»
«Danke. Wo ist meine Sonnenbrille?»
Ich ließ das Gartentor hinter mir einschnappen, holte eine Schirmkappe aus dem Auto und ging los. Ein Kiesweg führte eine Anhöhe hinauf. Rechts stieg der Laubwald an, links fiel der Hang immer steiler ab. Nach ein paar Minuten wurde der Weg schmaler und führte flach in den Wald hinein, dann ging es abwärts und nach einiger Zeit wieder bergauf. Schweiß stand auf meiner Stirn und meinen Schultern, als ich die Anhöhe erreichte, ich zog die Kappe vom Kopf und wischte ihn mir mit dem Unterarm vom Gesicht. Ich hörte die Vögel und einen leisen Wind durch die Blätter streichen. Wenn Adam jetzt hier
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