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Besser

Besser

Titel: Besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Knecht
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die Skelette von Fahrrädern, aufgeweichte, wellige Kartons voller Flaschen auf einem ungemähten, von Unkraut zerstörten Rasen. Ein Haus genau wie das, in dem ich aufgewachsen bin. Ich stand vor Jennys perfektem Haus in Jennys perfektem Garten, aber ich sah nur dieses andere Haus und konnte den Moder und den Schimmel riechen, der seine Bewohner vergiftete. Ich muss nur einen Fuß aufs Land setzen, ich muss nur so ein Haus sehen, schon kann ich es wieder riechen, schon ist es wieder da. Das Land bringt das Schlechteste aus mir heraus, es macht mich unbeholfen und klein. Das Land sagt: Ah, da bist du ja wieder, hab mich schon gefragt, wo du bleibst. Schau dich an, zischelt das Land, du hast dich gar nicht verändert, bist noch ganz die Alte, hier gehörst du her, du kommst schon noch, dich krieg ich.

    Ich dachte tatsächlich kurz daran, Juri und Elena wieder ins Auto zu packen und zurück in die Stadt zu fahren. Aber dann hörte Elena auf zu kotzen und erholte sich schlagartig, als drei kleine, wenige Wochen alte Katzen die Stiegen der Veranda herunterkugelten. Juri hüpfte von meinem Arm. Jenny verriegelte das Gartentor.
    «Die Sachen kannst du später aus dem Auto holen, jetzt trinken wir erst einmal einen, setz dich schon mal unter den Baum in den Schatten und mach’s dir bequem.»
    «Wo ist Luna?»
    «Noch bei ihrem Vater. Am Wochenende bringt er sie wieder zurück.»
    «Oh. Elena wird enttäuscht sein.»
    «Na, zum Glück gibt es ersatzweise die Babykatzen.»
    Jenny lief die Treppe hoch und verschwand im Dunkel des Hauses.
    «Juri! Nicht so grob! Du musst lieb sein zu der Katze, die ist noch ein Baby!»
    Vorsichtig entwand ich ihm die Katze, ein orange getigertes Kätzchen, das sich in meinen Händen sträubte.
    «Da schau, du musst sie so unter dem Bauch halten, ganz vorsichtig und zart.»
    «Man kann sie aber auch im Nacken nehmen», sagte Elena, die im Gras saß, einen flauschigen, grauen Knäuel auf den ausgestreckten Beinen.
    «Ja, das kann man», sagte ich, «aber das lasst ihr mal lieber. So, Juri, genau, das machst du gut. Ganz zart, ja? Das hat sie gern, schau, wie sie schnurrt. Wenn du so lieb zu ihr bist, kratzt sie dich auch nicht.»
    Jenny war aus dem Haus getreten, mit einer Decke über dem Arm, in der einen Hand einen großen, rechteckigen Henkelkorb voller Gläser und einen Saftkrug, in der anderen eine Flasche Champagner, die in der Wärme anlief.
    «Hast du mir die Zigaretten mitgebracht?»
    «Na klar.» Ich ging ein paar Schritte durch die Wiese, ließ mich in den Spagettisessel an dem runden, roten Blechtisch fallen und kramte in meiner Tasche nach den zwei Päckchen Marlboro lights, die Jenny bestellt hatte.
    Sie riss sofort eins davon auf.
    «Großartig. Auf die hab ich mich jetzt richtig gefreut. Magst du auch eine?»
    «Nein, danke. Ich rauche lieber meine eigenen.»
    Der Rauch der Zigarette zwischen ihren Lippen stieg Jenny in die Augen und ließ sie blinzeln, während sie mit beiden Händen die Champagnerflasche öffnete. Es tat einen kaum hörbaren Plopp. Wenn Jenny etwas wirklich gut kann, dann Champagnerflaschen aufmachen. Und Sektflaschen. Und Proseccoflaschen. Und Vodkaflaschen, glaube ich, auch. Wir kämpfen alle mit unseren Dämonen.
    «Elena, Juri, kommt doch mit den Katzen zu uns, ich hab euch eine Decke mitgebracht!» Jenny legte ihre Zigarette im Aschenbecher ab und breitete die Decke im schattigen Gras neben uns aus, zog an den Ecken, strich sie glatt.
    «Kommt her Kinder, hier im Schatten ist es kühler!»
    Elena lief mit einer Katze in jeder Hand zu uns herüber, Juri drückte seine an die Brust und stolperte hinter ihr. Die Katze wehrte sich verzweifelt gegen seinen Griff und er ließ sie einfach fallen, als er auf der Decke stand.
    «He, Juri, nicht so brutal.»
    Jenny füllte ein altes, mit einem Melonenmuster verziertes Wasserglas mit Champagner, fast bis an den Rand, dann noch eins.
    «Ich mag diese Flöten nicht», sagte sie.
    «Ist mir recht.»
    «Zum Wohle, schön, dass ihr da seid.»
    «Danke für die Einladung. Cheers!»
    «Habt ihr auch Durst, Kinder?»
    «Nein.»
    «Vielleicht später!»
    Die Katzen waren jetzt wichtiger. Sie hatten sich auf die Decke gesetzt, die Katzenbabys zwischen sich, sie gaben ihnen Namen und versuchten sie am Weglaufen zu hindern. Dem roten gelang die Flucht. Juri gellte erbost. Ich stand auf und fing die Katze wieder ein.
    «Hört mal, Kinder.» Ich ging in die Knie.
    «Da drüben ist ein Pool. Das ist sehr gefährlich. Du kannst ja

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