Besser
jauchzt, ich entringe ihm die Flasche und hebe ihn hoch zum Waschbecken. Lasse warmes Wasser über seine Hände laufen, bis es nicht mehr schäumt, trockne ihn ab, zwinge ihn auf das Handtuch, schlinge eine Windel um ihn, links zu, rechts zu, fertig. Er ist aus dem Bad verschwunden, bevor ich mich am Heizkörper hochgezogen habe. Das Shampoo trocknet schon auf der warmen Heizung, ich wische es mit dem Waschlappen herunter.
«Juri! Pyjama!»
«Ich hole ihn, Mama!» Elena ist ein nettes Kind. Sie hilft gern. Sie ist wie Adam, auch so weich und hilfsbereit, auch so unnachgiebig ehrgeizig, wenn es darauf ankommt. Juri nicht. Beides nicht. Elena flitzt auf Juris Rutschauto an mir vorbei ins Kinderzimmer, quer durch den großen Raum. Juri hat sich unterm Esstisch vor mir versteckt. Scheint zurzeit sein Lieblingsplatz zu sein. Er hat’s auch lieber eng und klein, wie ich. Elena kommt zurückgefahren, steht von dem Auto auf und reicht mir einen gelben Babybody und einen Frotteepyjama mit Häschen drauf.
«Super, Elena, danke. Könntest du vielleicht noch Juris Socken für mich holen?»
«Wird gemacht.» Sie lässt sich wieder auf das Auto plumpsen, das Plastik knarzt gefährlich.
«Du wirst langsam zu groß für das Ding.»
«Geht doch!» Sie ist schon wieder weg.
Ich lass Juri noch ein bisschen unterm Tisch herumsitzen. Er hat sich aus seiner Windel befreit, sie liegt unter einem Sessel, noch trocken, ich bücke mich danach. Lass ihn mal. Er ist ein Baby, er ist gern nackt, sommers und winters. Es ist ja warm genug hier. Adam räumt Geschirr in die Spülmaschine. Ich gehe aufs Klo und hole mein Telefon heraus.
«würd ich gern, aber geht leider nicht. du wirst die knöpfe wohl abschneiden müssen. schade um das schöne hemd. raf wird sehr traurig sein. wie lange bist du in der stadt? kuss»
Als ich zurückkomme, sitzt Adam mit einem Glas Wein und einer Zeitschrift am Tisch und stupst Juri, der unter der Bank ein paar Autos gefunden hat, mit dem Fuß. Ich höre ihn unten kichern und glucksen. Ich schenke mir auch ein Glas Wein ein. Elena klettert über meinen Schoß auf die Bank, lässt sich in die Ecke fallen und drückt mir ein Paar grüne Babysocken in die Hand.
«Ich würde gern zu der Vanicek-Vernissage bei der Heliger gehen», sagt Adam. «Ich will vielleicht etwas kaufen.»
«Welche Vernissage?»
«Na, dieser Vanicek. Du kennst ihn doch, du hast an dem Abend bei Paul und Miranda länger mit ihm geredet.»
«Ach der. Ist ein Idiot.»
Elena schaut mit großen Augen zu mir herüber.
«Aha», sagt Adam.
«Irrsinnig eingebildeter Trottel.»
«Mama! Trottel sagt man nicht!»
«Ja, Elena, Entschuldigung, du hast recht. Hiasl, er ist ein irrsinnig eingebildeter Hiasl.»
«Hiasl darf man?»
«Ja, Hiasl darf man.»
«Aber der Hiasl kann was», sagt Adam, «der hat Talent. Bei dem, was ich bislang von ihm gesehen habe.»
«Du hast schon was von ihm gesehen?»
«Ja, in Venedig.»
«Echt? Der war schon in Venedig?»
«Im Arsenale.»
«Ach so.»
«Du wolltest ja nicht mitkommen.»
«Ich wollte schon mitkommen, aber ich geh mit Juri in keine Ausstellungen mehr, seit wir ihn von dem Hirst herunterholen mussten. Du erinnerst dich vielleicht.»
«Oh ja. Aber wir hätten die Kinder ja bei Astrid lassen können …»
«Das hatten wir doch schon durch. Ich wollte es nun mal auch nicht.»
«Zwei Nächte! Das hätten sie ausgehalten. Und Astrid hätte es getaugt.»
«Mir auch!»
«Ja, Elena. Aber ich lasse euch Mäuse nun eben nicht gerne über Nacht allein.»
«Sie wären nicht allein gewesen.»
«Aber ganz ohne uns. Später, bald mal, wenn sie größer sind.»
«Dieser Vanicek macht jedenfalls interessante Sachen, sehr speziell, sehr auf den Punkt, aus dem wird was. Die Heliger sagt es auch. Ich will was kaufen.»
«Hm. Wie du meinst. Dein Geld.»
«Bitte, Toni.»
«Wann ist die Eröffnung?»
«Übermorgen. Die Heliger lässt uns schon vorher rein. Du kommst also mit?»
«Ich rufe Astrid an.»
«Kommt Tante Astrid? Toll!»
«Mal sehen. Ich muss sie erst fragen, ob sie Zeit hat. Du geh jetzt mal Zähne putzen, ist schon spät. Juri?»
«Mama, darf Lilly morgen nach dem Kindergarten mit zu mir kommen?»
«Welche Lilly?»
«Sonnelilly.» Es gibt auch eine Igellilly, von den Zeichen in der Kindergartengarderobe.
«Ah, die Lilly Nowotny. Ja, wenn ihre Mutter ihr vorher den Kopf rasiert.»
«Was?»
«Nur ein Witz, vergiss es. Lilly kann kommen, wenn sie will, ich rufe nachher ihre Mama an,
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