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Besser

Besser

Titel: Besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Knecht
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aufgebrachter Stimme.
    Natürlich sprachen wir auch über Felis Schwangerschaft. Sie war angekommen mit einer neuen Brille auf der Nase, und es war, tadaaa, selbstverständlich eine Designer-Nerdbrille mit dickem, schwarzem Rahmen. Den ganzen Abend nippte sie an einem halben Glas Rotwein und ging oft auf die Toilette, schon in diesem angeberischen, zurückgelehnten Schwangerengang, dabei ist ihr Bauch noch immer so winzig, dass sie schon dieses sehr enge Kleid tragen musste, damit man überhaupt bemerkte, dass sie ein Kind kriegt. Sie war noch verklemmter und verkrampfter als üblicherweise und warf verletzte, unverstandene Blicke zu Karl und mir, als wir ein- oder zweimal zusammen in der halbgeöffneten Balkontür eine rauchten. Karl ignorierte das genauso wie ich, obwohl auch Adam mir einen genervten Muss-das-jetzt-wirklich-sein-Blick zuwarf. Erstaunlicherweise war es Sven, der ununterbrochen über die Schwangerschaft reden wollte, über Ultraschall und Nackendichtemessungen, über Vorbereitungskurse und die ideale Geburtsklinik und über Namen. Sie bekommen ein Mädchen. Die Aussicht, bald Vater einer Tochter zu sein, rötete Svens Backen. Ich hatte gar nicht gewusst, dass er Kinder wollte, aber jetzt scheint er über die Schwangerschaft so derart euphorisch, dass er erst recht nicht merkt, wie überhaupt nicht Felizitas zu ihm passt. Und er zu ihr. Anna bot ihnen gleich ihre Töchter als Babysitter an, es sei höchste Zeit, dass die Brut anfange, etwas zum Haushaltsbudget dazuzuverdienen, aber Feli murmelte etwas von einer Kinderfrau oder einem Au-pair-Mädchen, zumindest in der ersten Zeit. Sagte ich doch. Adam sagte, mit resigniertem Seitenblick zu mir, dass er das auch gern gehabt hätte, und ich lehnte mich zurück und zuckte gelassen die Schultern: Ging doch auch so, oder. Hatte ich im Gegensatz zur Pfitznerin eben nicht nötig, nicht mal mit zwei Kindern. Ich hab das drauf. Ich bin hier, meine Kinder schlafen, ohne Nanny. Aber wer eine Nanny braucht, der braucht sie eben.
    Sie gingen, nachdem Felizitas mehrmals hörbar Richtung Sven gegähnt hatte, alle kurz nach Mitternacht, und nachdem wir sie verabschiedet hatten, öffnete ich zum Lüften die Wohnzimmerfenster. Als ich hinunterschaute, sah ich Karl und Felizitas in ein Gespräch vertieft durch den Hof gehen und um die Ecke in den Durchgang nach draußen verschwinden. Ein paar Meter dahinter kamen Anna und, zwei Schritte zurück, Sven, aber vor der Ecke blieb Anna plötzlich stehen und dann sah ich, wie Sven von hinten die Arme um sie schlang und sein Gesicht an ihren Hals schmiegte. Sie drückte sich an seine Wange und streichelte ihm mit der Hand übers Gesicht, nur eine Sekunde lang. Dann ging sie, sich von ihm lösend und ohne sich umzudrehen, einfach weiter in den Durchgang. Sven folgte einen Moment später. Ich starrte hinab in den schwach erleuchteten Hof, auf die Stelle, an der es eben zu einem Moment vollkommener Zärtlichkeit gekommen war. Ungeahnter Vertrautheit. Ich hatte keine Ahnung gehabt. Ich wäre niemals auf die Idee gekommen. Jeder hat wohl sein kleines, unordentliches Geheimnis, ich bin nicht allein.

    «Da schau, da kommt der Gruber auch schon. Die Kaufmanns, die kennst du doch auch?»
    «Nicht so gut eigentlich, nur vom Sehen. Er hat diese Buchhandlung, oder?»
    «Die haben sich getrennt.»
    «Haben die nicht gerade erst geheiratet? Hab ich jedenfalls gehört.»
    «Ja. Und eine Wohnung mit Garten gekauft. Hat aber nicht geholfen.»
    «Ich heirate nie. Genau deswegen. Das legt einen bösen Fluch über jede Beziehung.»
    «Richtig, frag mich», sagt die Stecher. Geschieden, seit zwei Jahren, und deshalb für die Kaufmann gerade die ideale Kumpanin.
    «Wie lange bist du jetzt mit der Sarah schon zusammen?», fragt die Stecher.
    «Fünf Jahre. Fünf Jahre glücklich unverheiratet. Wird so bleiben. Seid ihr eigentlich verheiratet?» Fragt der Gruber mich.
    «Ja. Aber wir waren praktisch immer verheiratet, so gut wie von Anfang an.»
    «Und wie lange ist das? Und wie alt ist die Elena denn jetzt?»
    «Exakt, deshalb.»
    «Interessant, dass heutzutage noch jemand wegen eines Kindes heiratet.»
    «Es war nicht nur deswegen. Adam wollte es unbedingt. Mein alter Romantiker.»
    «Adam, ausgerechnet?»
    «Sicher, er gibt eben nicht so damit an.»
    «Haha. Adam. Romantisch. Adam ist möglicherweise der sachlichste Mensch, den ich kenne.»
    «Nennst du meinen Mann langweilig?»
    «Ich sagte, sachlich. Wo bleibt eigentlich mein Kaffee? Fräulein!»

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