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Besser

Besser

Titel: Besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Knecht
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gewesen, als sie ein paar Monate zuvor den lauten, wilden, unordentlichen Juri losgeworden war, der ihre Barbiepuppen entkleidet, entbeint und verstreut hatte, ihre punktgenau rund um das Märchenschloss aufgebauten Playmobilszenerien zerstört und die winzigen Möbel des Puppenhauses auseinandergenommen und zertreten hatte. Aber so ein glucksendes, süßes Babymädchen war okay für sie.

    An diesem Nachmittag hielten wir sie fast die ganze Zeit in den Armen, mit ihren Kuscheltieren. Juri protestierte, eiferte, versuchte, Adile von dem Schoß herunterzuschieben, auf dem sie gerade saß. Adam hatte Kuchen besorgt, mit viel Creme und Schokolade, und er hatte den Kindern Kakao gekocht. Er wollte, dass alles warm und süß war für sie, für uns alle. Adile lehnte müde an meiner Schulter, mit schweren Lidern, die ein plötzlicher Schrecken immer wieder aufriss, und dann brach sie in Tränen aus und war lange untröstlich. Und wie ich dort saß, das Kind auf den Knien, und wie ich Adam zusah, wie er Juri am Bauch kitzelte und die Kuchen essende Elena unablässig Adile streichelte, als wisse sie um das große, schreckliche Unglück des Kindes: Da liebte ich nicht nur meine Kinder und mein Leben und die arme Kleine, da liebte ich auch Adam. Ich war ihm nicht mehr nur dankbar, für den Schutz und die Sicherheit, die er mir bot, für seine Nettigkeit und Aufrichtigkeit, für die Großzügigkeit, mit der er seinen Wohlstand und sein Leben mit mir teilte und für seine Liebe: Ich liebte ihn. Ich liebte ihn, wie man normalerweise nur in Liebesliedern liebt und in Hollywoodfilmen. Ich liebte ihn vom Grunde meines Herzens. Mit allem, was von mir da war, und meine Seele sagte: gut.

    Am nächsten Tag wurde Adile von Alenkas Schwester abgeholt. Nach einer Nacht, in der sie immer wieder schreiend aufgewacht war und ich sie schließlich in mein Bett geholt und in meinen Arm gelegt hatte, in meinen schlaflosen Arm, in meine von schlechtem Gewissen und brutalen Schuldgefühlen zerquälte Nacht, weil ich mitverantwortlich war für das Unglück dieses Kindes, das nach seiner Mutter weinte, die niemals wiederkommen, sie niemals mehr streicheln, im Arm halten, drücken und küssen, die ihr niemals wieder Schlaflieder singen würde.
    Aber als der Morgen kam, als es Sonntag war und die Sonne in mein Bett schien, erwachte ich aus tiefem Schlaf, und Adile atmete ruhig und gleichmäßig neben mir, ihr kleiner Kopf fast verdeckt von dem Kuscheltuch, in das sie sich geschmiegt hatte.
    Zsusa hatte am Vormittag angerufen und war eine halbe Stunde später da. Zsusa ist drei Jahre älter als Alenka, man sieht die Ähnlichkeit, aber ihre Locken sind dunkler, ihr Gesicht ist herber, ihr Blick klar und unbestechlich. Sie ist mit einem Polen verheiratet, sie haben zwei Kinder, von denen eins schon ein Gymnasium besucht, sie leben seit mehr als zehn Jahren in Österreich. Zsusa ist eine patente, zupackende Frau, sie trauerte um Alenka, das Entsetzen und der Schmerz über den grausamen Tod ihrer kleinen Schwester hatte sich in ihrem Gesicht eingraviert. Aber sie war auch gefasst, Adiles wegen, der sie von nun an Mutter sein würde. Das war sie, man spürte es, ganz selbstverständlich, ohne einen Moment des Zögerns. Während ihr Mann, ein kleiner, drahtiger Glatzkopf mit freundlichen Augen, Adiles Sachen zusammenpackte und mit Adam das Gitterbett zum Auto trug, trank ich mit Zsusa einen Kaffee und sie erzählte mir, dass sie in Polen eine Banklehre gemacht hatte, ihr Mann war gelernter Tischler. Er hatte am Anfang, als sie nach Wien kamen, schwarz auf Baustellen gearbeitet, während sie ein paar Jahre lang illegal geputzt hatte, für Schwarzgeld, natürlich. Dann hatten sie gemeinsam eine Reinigungs- und Haushaltsreparaturfirma hochgezogen, ganz legal und offiziell. Sie zahlten Steuern, waren in ihrer Wohnung angemeldet. Ihre Kinder gehen hier zur Schule, sprechen akzentfreies Deutsch und haben gute Noten, und der Stolz, dass sie das alles allein und mit ihrer Hände Arbeit geschafft hatte, straffte ihr Rückgrat und ließ ihr Gesicht leuchten, trotz allem. Ich sah Adam an, der nun bei uns am Tisch saß, und ich wusste, dass er wie ich an seine Großmutter in New York dachte, wie Zsusa eine Immigrantin, die ihre Existenz auf dem Dreck anderer Leute aufgebaut hatte, den sie wegputzte. Die sich dann mit einer florierenden Reinigungsfirma den Respekt ihrer Nachbarschaft erkämpft hatte und die sich den ihr zustehenden Wohlstand, der ihr vor ihrer Flucht in

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