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Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
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wie früher, Waltz. Das geht mir schwer gegen den Strich, aber so ist es nun mal. Deshalb verbringe jch notgedrungen viel Zeit am Schreibtisch und dachte mir, ich könnte mich ja ausnahmsweise mal nützlich machen. Außerdem hat mir Ryders Behauptung, Ridgecliff hätte keine Verbindung nach New York, nie so richtig eingeleuchtet.«
    »Hört sich ganz plausibel an, Detective«, meinte Waltz und klopfte an die Trennwand. »Nur weiter so.«
    Waltz konnten Cluffs Zweifel nur recht sein. Je länger einer wie Cluff an seinem Schreibtisch saß und uralte Akten wälzte, desto geringer war die Chance, dass Jeremy Ridgecliff gefunden wurde. Und umso größer die Chance, dass Folger überlebte.

KAPITEL 39
    »Mann, Jeremy, jetzt spuck es schon aus. Was hatte Day gegen Vangie in der Hand?«
    Mein Bruder sprang auf, ging zum Kamin, setzte sich auf die gemauerte Feuerstelle, lehnte sich zurück und verschränkte elegant die Beine. Er hatte eine Kerze an die Öffnung des Kamins gestellt, deren Flamme im Luftzug zitterte.
    »Jimmy hält große Stücke auf quid pro quo, Carson. Prowsie hat sich zum Handlanger des FBI gemacht und moi , Jim Days Sohn, ausgeschaltet.«
    »Quid pro …?«
    »VERFLUCHT NOCH EINS – QUID PRO QUO, CARSON! Ich wiederhole es noch mal ganz langsam: Prowsie … hat … Jimmys … Sohn … ausgeschaltet. Und wie lautet nun der Umkehrschluss? Wie zahlt er ihr das heim?«
    »Day muss Prowse’ Tochter umbringen?«
    Jeremy zwinkerte lasziv. »Sieh mal an, es geht doch.«
    »Ich habe keinen Schimmer, wovon du redest.«
    »VON DEINEM SCHÄTZCHEN, CARSON.«
    »Meinem Schätzchen … meinst du etwa Alice Folger?«
    »Jimmy hat Prowsies Akten studiert und ist dabei auf die kleine Alice gestoßen. Muss ihm wie ein Lotteriegewinn vorgekommen sein. Prowsies Tochter in seinem Revier. WAS FÜR EIN UNGLAUBLICHER ZUFALL! Nein, kein Zufall … Für Jimmy war es wahrscheinlich ein Zeichen Gottes.«
    Als ich endlich begriff, was er da sagte, kam ich mir wie ein Trottel vor und starrte meinen Bruder ganz benommen an.
    »Willst du etwa behaupten, Alice ist …«
    »Die Hinterlassenschaft unserer stolzen Prowsie.« Jeremy grinste. »Mama Prowse hat die Kleine vor zweiunddreißig Jahren ausgespuckt. HALLO, MAMI, DA BIN ICH, GIB MICH WEG!«
    »Weggeben? Du meinst …« Ich stand noch immer auf der Leitung.
    »Adoption, Bruder. Prowsie fürchtete, ein Kind würde sie behindern. Sie stand zwar auf den Vater, aber falls er davon erfuhr, würde er ihr Steine in den Weg legen. Prowsie hatte eine beachtliche Karriere in Aussicht. Sie war zu Höherem bestimmt und hatte keine Zeit, einem kleinen Wurm die Brust zu geben.«
    In dem Moment fiel mir ein Gespräch ein, das ich vor ein paar Tagen mit Waltz geführt hatte …
    »Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen, Shelly. Es liegt ihr im Blut.«
    »Oder sie legt sich so sehr ins Zeug, damit sich diese Gene endlich ausbilden … Ich war immer der Meinung, dass Familie mehr mit Gewohnheiten und Tradition als mit Blutsverwandtschaft zu tun hat.«
    Damit hatte Waltz angedeutet, dass Folger gar nicht mit dieser Familie, deren Mitglieder alle die Polizeilaufbahn eingeschlagen hatten, verwandt war, sondern nur versuchte, ihre Erwartungen zu erfüllen. Als ich das Foto von Folgers Eltern betrachtet hatte, war mir aufgefallen, wie langweilig sie im Vergleich zu der aufgeweckten, patenten Alice wirkten. Und nun, wo ich Bescheid wusste, hatte Folger meines Erachtens mehr Ähnlichkeit mit Vangie als mit Waltz, obwohl sie auch ein bisschen nach dem Vater kam.
    »Prowsies Stecher war Bulle. Myrtle und Johnny Folger waren enge Freunde von Prowsies Vater. Die Folgers waren gute Leute, wenn auch ein bisschen alt und einfach gestrickt. Als Prowsie ihren Bauch nicht mehr verstecken konnte, ging sie in eine andere Stadt, um dort zu ›recherchieren‹. In Wahrheit hat sie dort die kleine Alice zur Welt gebracht und sie kurz nach der Geburt den Folgers gegeben. Und damit war das Thema erledigt.«
    »Nein, es verfolgte sie zeitlebens.«
    »Ein schlechtes Gewissen lässt sich nicht so leicht abstellen. Prowsie hatte das Gefühl, herzlos zu sein, weil sie das Kind weggegeben hatte, weil sie die Karriere dem Kind, den Job der Liebe vorgezogen, weil sie den Samenspender hintergangen hatte … all diese kleinbürgerlichen Klischees. Und so hat Prowsie ihre Tochter aus der Ferne im Auge behalten und darauf geachtet, dass das kleine Päckchen, das sie in New York zurückgelassen hatte, sich gut entwickelte. Und als Alice

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