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Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
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als frisch gebackener weiblicher Detective in einer Absteige lebte, hat Prowsie ihr ein Haus gekauft. Zu dumm, dass sie ihre Muttergefühle ein klein wenig zu spät ausgelebt hat.«
    Das Geheimnis war gelüftet und ein Engel zum Vorschein gekommen.
    »Vangie wollte Alice nur beschützen. Du solltest dich nicht über ihre Bemühungen lustig machen.«
    »Auch ich habe mein Scherflein dazu beigetragen.« Wieder zwinkerte er. »Der gute Jimmy hat sich vor ein paar Abenden an der Tür von deinem Schätzchen zu schaffen gemacht, während ich in Ludis’ Taxi saß und ihr Haus beobachtete. Als sich an ihrem Fenster etwas bewegte, ahmte ich Hulk Hogan nach und rief: ›HE, SIE DA! WAS HABEN SIE DA ZU SUCHEN?‹ Du hättest sehen sollen, wie schnell Jimmy sich vom Acker gemacht hat. In dem Moment war mir klar, dass ich mir Miss Alice schnappen musste, bevor Jimmy zum Zuge kam. Wie sich herausstellte, ist er ja ein paar Stunden nach mir tatsächlich bei ihr aufgetaucht, was? Und hat nur die neugierige Dame von oben erwischt. Im Gegensatz zu mir war Vorsicht nie Jimmys Ding.«
    »Wieso hast du das getan, Jeremy? Du hast Vangie geholfen und nach ihrem Tod ihre Tochter gerettet. Meiner Meinung nach zeugt das von … Idealismus.«
    Mein Bruder ließ sich von einem Geräusch auf der Straße ablenken, trat ans Fenster und spähte hinaus. Er schwieg eine ganze Zeit lang. Und als er sich endlich umdrehte, wechselte er das Thema.
    »Ist Prowsies uneheliches Kind eine blöde Tussi, oder hat sie Köpfchen? Mir kommt sie ziemlich gescheit vor.«
    »Alice Folgers Steckenpferd ist das Wetter, Jeremy. Die Meteorologie. Sie wälzt Fachbücher, hat daheim eine professionelle Wetterstation und ist Mitglied eines Netzwerkes. Seit ihrer Kindheit fasziniert die Meteorologie sie schon. Und manchmal irritiert sie diese Faszination, weil sie ihr Interesse für eine Obsession hält, eine Krankheit.«
    Anscheinend gefiel ihm, was ich sagte, denn er nickte. »Die Mutter ist Wissenschaftlerin, und der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Die Gene kann man nicht überlisten. Sie gehorchen eigenen Regeln.« Er klatschte in die Hände und riss die Augen auf, als wäre ihm gerade etwas eingefallen. »He, wo wir gerade schon von Regeln sprechen – was hältst du davon, wenn wir Jimmy Day einen Besuch abstatten?«
    »Was? Du weißt, wo er steckt?«
    »Ich habe Prowsies Bombe schon nach fünf Tagen erschnüffelt und dann nur darauf gewartet, dass bei dir endlich der Groschen fällt.«
    Jeremy verließ das Apartment, und ich folgte ihm. Just in dem Augenblick, als ich die Tür zuziehen wollte, hielt ich kurz inne und neigte den Kopf. Ich hätte schwören können, dass ich etwas gehört hatte, ein verhaltenes Geräusch, dessen Echo verhallte.
    Weinte da jemand?
    Ich spitzte die Ohren, hörte nichts mehr und schloss achselzuckend die Tür. Kaum standen wir an der Bordsteinkante, tauchte wie von Zauberhand ein Taxi auf.
     

KAPITEL 40
    »Kennen Sie De Niro? Bobby und ich sind RICHTIG DICKE FREUNDE!«
    Jeremys wahnsinniger Lette heizte durch die Straßen, schaute permanent nach hinten und sprach abwechselnd mit Jeremy oder mit mir. Hin und wieder ereiferte er sich lautstark über etwas oder jemanden, dessen Existenz meinem Blick verborgen blieb. Manchmal schmetterte er ein Lied. Jeremy schaffte es, ihn zu ignorieren.
    »Wie hast du Day gefunden?«, wollte ich wissen. »Er gibt sich doch bestimmt für jemand anderen aus.«
    »Ja«, antwortete mein Bruder schmunzelnd. »Er verwendet den Namen Knight.«
    Mir fiel die Kinnlade herunter. Jeremy sagte: »Prowsie hat Thesen aufgestellt, die wir mit meiner Einschätzung von seinen Bedürfnissen zusammengeworfen haben. Wir waren ein richtig gutes Team, Carson.«
    »Day muss alles kontrollieren. Dessen bin ich mir auch bewusst.«
    »Ja, aber um die Kontrolle auszuüben, braucht er Jungs. Ganz besondere Knaben. Und so treibt er sich dort herum, wo einsame und schwierige Jungs abhängen, Carson. Wo Jimmy auf diesen einen ganz besonderen Knaben warten kann, der nur einmal alle zehn Jahre auftaucht.«
    »Sprichst du von einer Jugendstrafanstalt?«
    »Da ist viel zu viel los, Carson. Dort gehen Aufseher, Sozialarbeiter, Eltern, Bullen und Psychiater aus und ein. Zu viele neugierige Blicke. Wenn man aus einem Jungen einen Mann, einen ganz besonderen Mann machen will, muss man viel Zeit mit ihm allein verbringen.«
    »Und wohin fahren wir jetzt?«
    »Nach Long Island, was ein bisschen dauern wird. Verdammt, ich habe seit sieben

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