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Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
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die Plastikwannen mit den Waren durch, bis er fand, was er suchte. Hoffentlich reichten die 130 Lumen – was immer es damit auf sich haben mochte.
    »Entschuldigung«, fragte er den Verkäufer. »Haben Sie zufällig auch dickes Garn? Ich bräuchte etwa sechzig Zentimeter.«
    Der Angestellte verkaufte ihm für einen Dollar ein Briefchen Nähzeug mit schwarzem und weißem Faden und einer Nadel. Nach kurzem Überlegen erstand Jeremy noch einen billigen Füllfederhalter. Vor dem Laden testete Jeremy den Faden und befand ihn für dick genug.
    Als Jeremy an den Ort zurückkehrte, war der Mann immer noch da. Der FDR Drive verlief hinter einer Stützmauer aus Beton, so dass der ganze Verkehr sich durch einen engen Korridor zwängen musste. Etwa dreißig Meter weiter drüben flackerte eine Straßenlampe einsam vor sich hin.
    Jeremy schlich durch die Schatten, lehnte sich vier Meter von dem Mann entfernt an einen Baum, drehte den Kopf und sah zum Fluss hinüber.
    »Das ist ja interessant.«
    Der Mann riss den Kopf zu Jeremy herum. »Was zum Teufel haben Sie gesagt?«
    Jeremy schaute immer noch in die andere Richtung. »Ich habe mir angehört, was Sie denken«, sagte er leise. »Und das finde ich höchst interessant.«
    Wie eine gereizte Schlange richtete der Mann sich auf, kniff die Augen zusammen und ließ bei jeder Bewegung die Muskeln spielen. Dann hob er die geballte Faust, als wollte er Jeremy in den Beton rammen. »Scheiß auf Ihre Lügen«, meinte er.
    Jetzt erst drehte Jeremy sich zu dem Mann um und begann zu sprechen: »Ari oba denda see … a mani an satano bayt manio …« Während er sich dieser längst vergessenen Sprache bediente, blinkte ein weißes Licht in seinem Mund. Seine Zähne wirkten durchscheinend, und seine Zunge erinnerte an einen sich windenden Aal. Seine Stimme klang wie das Echo eines Zuges, der durch eine ins Eis geschlagene Schneise Richtung Hölle fuhr.
    »… ronda nul beljus empet … larati doma castara …«
    Das Licht aus Jeremys Mund fiel auf den Mann, der inzwischen sprachlos vor Angst war. Er fiel auf die Knie und senkte den Kopf, als warte er auf das Fallen des Beils.
    »Aro tomani memow … syntbicus wala pemb …«
    Jeremy streckte den Arm nach unten. Das Licht aus seinem Mund fiel auf ein nichtssagendes Symbol, das er sich unter der Armbeuge auf die Haut gemalt hatte und das einen Halbmond darstellte, der von einem Speer aufgespießt wurde. Der Mann erheischte einen kurzen Blick auf das Zeichen, verkrampfte sich wie ein Epileptiker und legte schützend die Hände über die Augen.
    »W-was wollen Sie?«
    »Ich bin der Diener einer Entität«, intonierte Jeremy im Stehen. »Und diese Entität hat mich zu dir geschickt.«
    Jeremy unterdrückte ein Grinsen. Selbstverständlich hätte er auch den Begriff Geist, Dämon oder Wesen verwenden können, doch das Wort Entität besaß Magie.
    Die Hälfte dieser Irren glaubte tatsächlich, sie stünden mit Entitäten auf gutem Fuß.
    »Der Name der Entität …«, flüsterte der Mann, »lautet er … Asmodäus?«
    Falls Jeremy sich nicht täuschte, war Asmodäus der gefallene Engel in Das verlorene Paradies. Da hatte er mit seiner Einschätzung also ganz richtiggelegen und jemanden gefunden, der einem religiösen Wahn verfallen war, einen Mann, der an gebrochene Heilige und gefallene Engel glaubte, einen gefährlichen und entrückten Mann.
    Perfekt.
    Während der Mann auf dem Asphalt kauerte, wandte Jeremy sich ab und zog an dem dünnen Faden, der aus seinem Mundwinkel hing. Der Minischlüsselanhänger mit dem LED-Licht – laut Werbetext kleiner als ein Weinkorken, aber garantiert mit 130 Lumen! Heller geht es nicht! – kam unter seiner Zunge hervor. Er schaltete es aus und steckte es in seine Tasche, damit er an dem idiotischen Ding nicht erstickte.
    »Steh gerade und verhalte dich ganz normal«, sagte er. »Spione sind in der Nähe.«
    Widerstrebend erhob der Mann sich. Seine prallen Muskeln zuckten. Er wandte den Kopf ab, als würde ein weiterer Blick auf Jeremy augenblicklich zum Tod führen. Jeremy senkte die Stimme und tippte auf das Symbol auf seinem Arm.
    »Asmodäus hat mich geschickt, dir ein Zeichen zu geben und Grüße auszurichten.« Dann legte er aus dramaturgischen Gründen eine Pause ein. »Und er hat eine Aufgabe für dich.«
    »Eine Aufgabe?« Jetzt getraute der Mann sich, Jeremy in die Augen zu blicken. Er konnte sein Glück gar nicht fassen. »Asmodäus hat eine Aufgabe für … mich?«
    »Eine Aufgabe, die er sich schon vor

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