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Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
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er einen schon wieder hinters Licht geführt. Jeremy Ridgecliff spielt mit Ihnen. Wenn Sie nicht aufhören, sich im Kreis zu drehen, und endlich anfangen, auf mich zu hören, werden wir ihn nie erwischen.«
    »Jetzt bin ich aber mal ganz Ohr«, sagte Folger.

KAPITEL 13
    Als ich vortrat, spürte ich die Blicke der Anwesenden ganz deutlich.
    »Erster Punkt …«, sagte ich. »Vergessen Sie das Obdachlosenlager. Da gibt es für ihn nichts mehr zu holen. Und die Suche in den anderen Stadtteilen können Sie auch abblasen. Ridgecliff wird Manhattan nicht verlassen.«
    »Was soll der Scheiß?«, regte Bullard sich auf. »Der Irre wird sich da verstecken, wo sich ihm eine …«
    »Halten Sie den Mund, Detective«, wies Folger ihn zurecht, warf Waltz einen kurzen Blick zu und richtete ihn danach auf mich.
    »Waltz hat mir schon von Ihrer Vermutung, Ridgecliff würde in Manhattan bleiben, erzählt. Ich halte diese These für vollkommen abwegig, doch ich gebe Ihnen jetzt die Gelegenheit, mich mit einem stichhaltigen Beweis davon zu überzeugen.«
    »Bei Ridgecliff gibt es keine Beweise, Lieutenant. Von daher verlasse ich mich auf mein Bauchgefühl, und das ist im Moment alles, was ich Ihnen bieten kann.«
    Bullard schlug auf den Tisch. »Scheiße, Ryder, wir sind das NYPD und brauchen Ihr Bauchgefühl nicht …«
    »Halten Sie die Klappe«, herrschte Folger Bullard an. »Erzählen Sie mir mehr über Ridgecliff, Ryder. Lassen Sie mich hören, was Ihnen Ihr Bauch rät.«
    Ich begann, auf und ab zu gehen, und ließ die Finger knacken. Meine Haut kribbelte, und mir standen die Nackenhaare zu Berge. Tief drinnen verspürte ich einen Hunger, der sich nicht mit einer Mahlzeit stillen ließ.
    Ich erlebte gerade das, was Harry den Rausch des Jägers nannte, bei dem der Geist den Körper auf die Jagd einstellt.
    »Ridgecliff wird Manhattan nur verlassen, wenn er sich in die Enge getrieben fühlt. Und da das nicht der Fall ist, ist er auch noch hier. Flucht ist für ihn gleichbedeutend mit Gesichtsverlust.«
    »Das klingt doch völlig unlogisch«, fand Bullard. »Wieso verliert er das Gesicht, wenn er nach Brooklyn oder Queens geht?«
    »Weil das ein Rückzug wäre und hieße, dass wir am Drücker sind.«
    »Also wieder diese Ego-Sache«, meinte Waltz.
    »Helfen Sie mir bitte mal auf die Sprünge«, bat Folger. »Wie viel Zeit haben Sie in den vergangenen Jahren mit diesem Typen verbracht?«
    Ich tat so, als müsste ich überlegen. »Knapp hundert Stunden, Lieutenant. Jedenfalls genug, um zu wissen, wie er denkt.«
    Bullard lachte höhnisch. »Wie Ridgecliff denkt? Herrgott noch mal. Wie lange sollen wir uns dieses Psychogequatsche noch anhören?«
    »Raus, Detective Bullard«, rief Folger.
    »Hä?«
    »Verschwinden Sie. Knöpfen Sie sich einen Ihrer anderen Fälle vor.«
    Bullard lief rot an und wollte schon Widerspruch einlegen, doch Folger hob den Finger und warf ihm einen warnenden Blick zu. Bullard trollte sich und funkelte mich wütend an, als wäre alles meine Schuld. Folger schloss die Tür hinter ihm, lehnte sich an die grüne Wand, verschränkte die Arme und musterte mich mit ihren braunen Augen.
    »Okay, Ryder, wir sind alle ganz Ohr. Jetzt verraten Sie uns mal Ihre Ansichten.«
    »Vergessen Sie, dass er in die Rolle des Penners geschlüpft ist. Noch mal kommt das nicht vor, weil das in seinen Augen eine Schmach ist. Zudem erhöht es die Chance, von der Polizei kontrolliert zu werden. Er wird in eine Rolle schlüpfen, deren sozialer Status höher ist als der eines Cops.«
    Cluff grunzte ungläubig.
    »Wen knöpfen Sie sich eher vor, einen Penner auf Drogen oder einen Mann in einem Armani-Anzug?«, gab ich zu bedenken.
    Cluff nickte widerwillig. »Der Anzugfritze könnte seinen gewieften Anwalt auf mich hetzen.«
    »Und das weiß Ridgecliff. Und er weiß auch, dass er Zeit gewinnt, wenn er sich wie ein vermögender Mann kleidet.«
    »Zeit, um dir ein Messer ins Herz zu rammen«, murmelte Cluff.
    »Dann wird er sich also nicht als Arbeiter verkleiden?«, schloss Folger.
    »Er wird sich als Geschäftsmann ausgeben, was ihm viel Spielraum lässt und erlaubt, sich herauszuputzen. Denn dies ist eine weitere Motivation: Ridgecliff läuft seit vierzehn Jahren in Anstaltsklamotten herum, was er hasst wie die Pest, denn er möchte gut aussehen.«
    »Wieder sein Ego«, meinte Waltz. »Langsam schnalle ich, wie der Bursche tickt.«
    Zum ersten Mal seit meiner Landung in LaGuardia hatte ich das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben.

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