Bestie Belinda
gekommen. Und danach dann hatte sie es geschafft, ihn zu kontrollieren und auch kontrolliert einzusetzen.
Nicht allein, denn es war zu einem Zusammentreffen gekommen, das sie niemals vergessen würde.
Morgana Layton. Frau und Wölfin. Eine, die es bis zur Perfektion gebracht hatte. Die ihre Ver- und Rückverwandlung selbst lenkte, so etwas wie ein magisches Wunder.
Und das schaffte sie inzwischen auch. Leider war es mit Schmerzen verbunden. Die allerdings wollte Belinda in Kauf nehmen, weil es einzig und allein um die Sache ging.
Sie hatte sich bereits in die dunkle Ecke gepresst. Weiter ging es nicht mehr zurück.
Und hier – eingeklemmt zwischen den Mauern – erlebte sie ihre Metamorphose. Sie vertraute darauf, nicht gehört und nicht gesehen zu werden. Sie konnte das Heulen nicht völlig unterdrücken und auch die zuckenden Bewegungen nicht kontrollieren.
Wieder hatte sie das Gefühl, sterben zu müssen. Sie begann sich zu fassen. Tränen rannen über ihr Gesicht. Sie schluchzte und heulte zugleich, aber sie wusste auch, dass sie sich in einen normalen Menschen zurückverwandelte, der nur eine kurze Strecke zu laufen hatte, um zu seinem Van zu gelangen.
Eine knappe halbe Stunde später saß sie hinter dem Lenkrad. Normal angezogen und auch perfekt geschminkt.
Bereit für den letzten Teil der blutigen Rache...
***
SIEBEN – so hieß die Bar.
Es gab sieben Hocker, sieben Tische und vierzehn Stühle dazu. Sieben kleine Fenster waren ebenfalls in das Mauerwerk des Ecklokals eingelassen.
Die Bar öffnete um sieben Uhr abends und schloss um sieben Uhr am Morgen. Über dem Eingang war eine Sieben zu sehen. Eine große Zahl, die hell leuchtete und die Gäste anlocken sollte. Nicht zu weit entfernt schob sich der Potomac durch das Bett. Zwischen Bar und dem Fluss hatten sich kleine Läden an den Straßen und Flanierwegen angesiedelt. Platanen und Ahorns, die im Sommer das Sonnenlicht durch ihr Laub filterten, sahen jetzt kahl aus und wirkten auf manche Menschen wie moderne Kunstwerke.
In der dunkleren Winterzeit hätte der Besitzer – er hieß Reza Widman – die Bar eigentlich früher öffnen können, aber er blieb seinem Grundsatz treu, erst um 19 Uhr seinen Laden den Gästen zugänglich zu machen, und so kam es, dass das Lokal eigentlich immer gut gefüllt war.
Auf einem der sieben Hocker an der Theke saß ein Mann, der eine braune Lederjacke trug. Clint Walker hatte sich dort hingesetzt, von wo er einen guten Überblick besaß. Eine alte Angewohnheit von ihm, sich den Rücken frei zuhalten. Einer wie er befand sich irgendwie immer im Dienst. Man konnte nie wissen.
Er hatte sich einen Whisky bestellt und dazu Sodawasser. Sechs der sieben Tische waren besetzt. Zumeist von Paaren, und einige kannte Walker vom Sehen. Zwischen den Fenstern war noch genügend Platz für kleine Bilder, die der Besitzer dort aufgehängt hatte.
Seine Mutter stammte aus dem Iran. Der Vater – ein Amerikaner – konnte auf eine deutsche Abstammung zurückschauen und war sehr blond gewesen, so besaß Reza Widman beinahe blonde Haare und dazu eine leicht dunklere Haut, was ihn irgendwie interessant machte.
Er hatte bereits in Filmen mitgespielt. Immer in einer Rolle als Barmann, das konnte er am besten.
Seit elf Jahren führte der 40jährige Reza Widman sein Lokal jetzt und war mit dem Umsatz durchaus zufrieden. Er war stets gleich angezogen.
Eine schwarze Hose, ein helles Hemd und eine schwarze Weste, die er nie zugeknöpft hatte. Er war zu allen Gästen freundlich und zugleich unverbindlich, so kam er mit den Leuten stets gut zurecht. Berufe der Gäste interessierten ihn nicht, obwohl er wusste, womit die meisten, die fast jeden Tag in sein Lokal kamen, ihr Geld verdienten.
Verheiratet war er nicht. Er hatte aber eine Freundin, die hin und wieder im Lokal aushalf. Sie hieß Carmen, stammte aus Mexiko und war eine rassige Schönheit mit unwahrscheinlich dichten, rabenschwarzen Haaren. An diesem Abend war sie nicht da. Zur Hand ging Widman ein Student, den er hin und wieder engagierte. Es war ein blasser Knabe mit vielen Sommersprossen, der von den Mädchen als Schlaftablette bezeichnet wurde, aber er konnte arbeiten. Nur das zählte für Widman.
Clint Walker nuckelte an seinem Drink. Er hatte an diesem Abend allein sein wollen und war trotzdem unter Menschen gegangen. In der Wohnung wollte er nicht bleiben. Sein Alleinsein schloss andere Menschen nicht aus, aber er musste sich mit ihnen nicht unbedingt unterhalten, wenn
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