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Bestie Mensch: Tarnung - Lüge - Strategie (German Edition)

Bestie Mensch: Tarnung - Lüge - Strategie (German Edition)

Titel: Bestie Mensch: Tarnung - Lüge - Strategie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Müller
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als Mitarbeiter und nicht als Störenfried, als Möglichkeit, eine andere Betrachtungsweise zu bekommen, und nicht als denjenigen, der den Erfolg für sich verbuchen will. Der Erfolg gibt den Schweizer Behörden recht und nicht dem Kriminalpsychologen, sie konnten den Fall klären, nicht ich. Es ist Peter Stettler und seinem Team zu verdanken, dass die Tausenden kleinen Einzelinformationen dazu geführt haben, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Aber die kriminalpsychologische Betrachtungsweise änderte vielleicht das Verhalten desjenigen, der in seinem Leben schon mehrere Überfälle, ja sogar Tötungsdelikte begangen hatte. Wenige Tage nach der Pressekonferenz wurden an sechs verschiedenen Orten nördlich von Bern Briefe aufgegeben, in denen der Täter begonnen hatte, die Polizei an der Nase herumzuführen. Er hatte teilweise Phantombilder oder Robotbilder, wie sie in der Schweiz genannt werden, händisch verändert und sich auf einen Umstand bezogen, der nicht zufällig war. Die Phantombilder, die angefertigt worden waren, weil jetzt mehr und mehr lebende Opfer durch die Handtaschenüberfälle bekannt wurden, hatte man im Wissen, dass die Eitelkeit derartiger Personen eine sehr große Rolle spielt, leicht verändert, wissend, dass in der Regel die Personen auf dieses Bedürfnis ein Verhalten zeigen, indem sie darauf eingehen und, wie im vorliegenden Fall, zu schreiben beginnen. Die Schriftzüge auf den Kuverts der eingeworfenen Briefe wurden abermals analysiert und die Empfehlung war ganz klar: Personen zu finden, die diese Schriftzüge kennen, Personen zu finden, die den Täter kannten, aber durch seine Tarnung getäuscht wurden. Tatsächlich meldeten sich Personen, die sowohl die Schriftzüge wiedererkannten als auch sein Verhalten, in schriftlicher Form mit anderen Menschen zu kommunizieren. Auch das wussten wir aus dem Vergleich mit Gesprächen jener, die ähnlich gelagerte Verbrechen begangen hatten, dass die schriftliche Kommunikation ihnen viel leichter fällt als die direkte mündliche.
    Ende August wird ein junger Mann festgenommen, ein Spitzensportler, den viele als Sieger gekannt hatten, aber nicht als …

37.

    Die Lüge war in diesem Fall stärker als die Tarnung. Die Lüge derjenigen, die geglaubt hatten, die Tarnung erkennen zu können. Denn als Maurice* festgenommen wurde, war das Erschrecken jener, die ihn persönlich kannten, groß. Doch nicht er! Er war einer der bekanntesten Waffenläufer, ein sommerlicher Sport, der in der militärischen Ordnung der Schweiz hohen Stellenwert besitzt. Maurice war durchtrainiert, gut aussehend und ein Sieger. Jene, die glaubten, die Tarnung erkennen zu können, wurden Lügen gestraft, denn sie erkannten ihn nicht wieder auf jenen Phantombildern bzw. Robotbildern, welche in allen Zeitungen veröffentlicht wurden. Ja, es war auch das Bild von Maurice abgebildet, der gerade den Aargauer Waffenlauf gewonnen hatte – und trotzdem fielen alle auf die zwei größten Irrtümer herein. Jeder glaubte zu wissen, wie jemand auszusehen hatte, der nach Mitternacht zwei junge Frauen überfällt und mit Messern niedersticht.
    „Hat keine gelben Augen, kratzt nicht mit den Fingernägeln am Boden dahin und hat kein Kainsmal auf der Stirn, auf dem geschrieben steht …“
    Und auch der zweite große Irrtum schlug mit aller Deutlichkeit und Härte zu. „Was traue ich jemandem zu?“ Doch nicht einem bekannten Waffenläufer, der gerade noch zu jener Zeit, als die ganze Schweiz den Mann suchte, der diese abscheulichen Verbrechen begangen hatte, in aller Öffentlichkeit einen der schwierigsten Waffenläufe gewonnen hatte. Nein, doch nicht er!
    Wenn man sich die Biografie von Maurice ansieht, so waren die ersten vier, fünf Lebensjahre geradezu eine durchgehende Katastrophe. Er wuchs mit seinem jüngeren Bruder auf und selbst im Alter von vier Jahren versteckten sie sich noch wie kleine gedemütigte Tiere, wenn ihnen jemand zu nahe kam. Sie besaßen eine eigene Lautsprache, die sonst niemand verstand. Endlich, im Alter von vier, fanden sie sehr viel Liebe und Geborgenheit in einer Adoptivfamilie. Gerade in diesen ersten vier Jahren muss sich bei Maurice so etwas wie ein schwarzes Loch gebildet haben, das, einem gigantischen Sog gleichend, geradezu alles in sich verschlang, als der Drang, endlich Macht auszuüben, Dominanz und Kontrolle zu haben, immer stärker wurde.
    „Es wacht aber niemand in der Früh auf und begeht ein derartiges Delikt.“
    Es ist eine langsame,

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