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Bestien in der Finsternis

Bestien in der Finsternis

Titel: Bestien in der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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im Fenster.“
    Tim wußte sofort, welches
gemeint war. Gestern schon hatte er den Flugvogel bemerkt.
    Er sah gerade noch, wie die
Taube im Dachboden verschwand.
    Klößchen gluckste und patschte
sich auf die Schenkel.
    Tim wollte ihn fragen, was an
einer Taube so erheiternd sei.
    Aber in diesem Augenblick nahte
Zenke.
    Der Kerl kam vom See her,
stapfte über den Trampelpfad heran, hatte seinen Bogen in der Hand und eine
kleine Tasche umgehängt. Köcher und Pfeile fehlten.
    Die TKKG-Freunde starrten ihn
an.
    Jeder bemühte sich um einen
angewiderten Gesichtsausdruck, was tadellos klappte.
    Ziemlich dicht mußte Zenke an
ihnen vorbei.
    Irgendwas stimmt nicht, dachte
Tim.
    In Zenke schien die Wut zu
kochen. Man sah sämtliche Oberzähne — ohne Rücksicht auf die Mücken — , und die
Schläfenadern schwollen mal wieder an, als hätte er dort Bypass-Schläuche (künstliche
Adern).
    Tim wandte sich an seine
Freunde. „Hier reicht es nach Dieben. Meint ihr nicht auch?“
    „Ein übler Geruch“, nickte
Karl. „Denn am Gestank kann man sie unterscheiden.“
    „Sehr richtig“, pflichtete Tim
bei. „Den Taschendieb erträgt man noch — geruchlich, meine ich. Den Ladendieb
auch. Aber mir kommt das Müsli vom Montag hoch, wenn ich einem begegne, der
hilflose Omas und Opas ausplündert.“
    „Einfach widerlich!“ rief Gaby.
    „Ins Gefängnis mit ihm!“
verlangte Klößchen lautstark.
    Berührte das Zenke nicht?
    Im Vorbeigehen schoß er einen
Blick ab — mindestens so giftig wie ein Curare-Pfeil (Curare = Pfeilgift
südamerikanischer Indios).
    Aber die meisten freundlichen
Worte der TKKG-Bande trafen ihn bereits in den Rücken.
    Mit langen Schritten gewann er
Abstand, ohne sich umzudrehen. Auffälligerweise drehte er den Kopf mal nach
links unten, mal nach rechts unten — als suche er was Verlorenes.
    Einmal blieb er sogar stehen
und blickte ins Gebüsch.
    Achselzuckend ging er dann
weiter. Was er suchte, schien nicht so wichtig zu sein. Auf eine
Auseinandersetzung ließ er’s nicht ankommen. Denn nicht mal aus sicherer
Entfernung schüttelte er drohend die Faust.
    „Ohne seinen Otto, den
Kahlkopf“, sagte Tim, „fühlt er sich schwach auf den Rippen. Otto scheint nicht
da zu sein. Und Zenke hat alle Pfeile verschossen. Womit piesacken wir ihn?“
    „Das fällt uns ein, wenn wir im
Wasser sind“, stöhnte Klößchen. „Ich halt’s in der Luft nicht mehr aus. Das ist
ja schlimmer als in der Sahara.“
    Gaby rief nach Oskar.
    Freudiges Bellen antwortete vom
Ufer her.
    Der treue Vierbeiner badete
bereits.
    Am Schottloff-Zaun ketteten sie
ihre Tretmühlen an.
    In diesem Moment fuhr der
Landrover ab, näherte sich, erhöhte die Geschwindigkeit und raste an ihnen
vorbei.
    Tim konnte einen Blick werfen
auf Zenkes grimmiges Gesicht. Dem war wirklich irgendwas aufs Gemüt geschlagen
— doch nicht etwa das schlechte Gewissen.
    „Dieser Feigling!“ schimpfte
Klößchen. „Statt sich unserer Belästigung auszusetzen, haut er ab.“
    Auch die andern waren
enttäuscht.
    Zenkes Abwesenheit vereitelte
ihre Absichten.
    „Trotzdem hat sich die Anreise
gelohnt“, meinte Gaby. „Der See lächelt und lädt uns zum Bade.“
    Über den Pfad liefen sie zum
Ufer.
    Oskar war tropfnaß und
versuchte, einen langen Ast aus dem Wasser zu zerren. Aber der Ast gehörte zu
einem halben Baum, der unter Wasser im Schlick lag. Oskar knurrte und gab
schließlich auf.
    Gaby hüpfte hinter dichte
Büsche und zog sich um. Die Jungs benutzten anderes Gesträuch als
Umkleidekabine.
    Nach kurzer Abkühlung stürzten
sich alle ins Wasser.
    Es war ziemlich lau. Hier und
dort schwammen Seerosen.
    Libellen zuckten wie blaue
Blitze über das Schilf. An der Ostseite des Sees hütete eine Wildenten-Mutter
ihre fünf Jungen, die fast schon so groß waren wie sie, aber immer noch in
ihrem Kielwasser schwammen.
    Gaby hatte ihre goldblonde
Haarflut unter eine türkisgrüne Badekappe gezwängt. Ihr Bikini hatte die
gleiche Farbe.
    Tim sagte, sie sähe aus wie
eine Nixe.
    „Was heißt, ich sehe so aus?
Ich bin eine. Wußtest du das nicht?“
    Dann drehte sie sich rücklings
aufs Wasser und zog rückenkraulend ab.
    In Normallage kraulte Tim
nebenher.
    Klößchen folgte als prustender
Brustschwimmer.
    Karl hatte wie üblich alle
Hände und Füße voll zu tun, um wenigstens an der Oberfläche zu bleiben. Seine
dürre Knochenfigur liegt im Wasser wie Draht.
    „Bis ans andere Ufer!“ rief
Gaby. „Dort drüben kann man herrlich lagern.“
    Also

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