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Bestien in der Finsternis

Bestien in der Finsternis

Titel: Bestien in der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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war
da.“
    „Wußte gar nicht, daß du einen
Onkel namens Robert hast“, sagte Tim, der sich in Gabys Verwandtschaft gut
auskennt.
    „Er ist immerhin mein
Patenonkel. Ein Amtsrichter. Aber jetzt wird er pensioniert. Die letzten Jahre
hat er in Berlin verbracht. Nun kommt er zurück in seine Heimatstadt. Er kauft
sich hier eine Eigentumswohnung und wird dann exotische Pflanzen züchten.
Darauf freut er sich schon. Er ist riesig nett. Ihr werdet ihn kennenlernen.
Die Wohnung, die er kauft, gehört zu einer Wohnanlage, einer neuen. Amselweg
11.“
    „Ist er Witwer?“ fragte Tim.
    „Nein. Geschieden. Aber das ist
schon so lange her, daß ich mich an seine Frau gar nicht mehr erinnere. Keine
Ahnung, weshalb sie sich nicht vertragen haben.“
    „Es paßt ja nicht jedes Paar so
gut zusammen wie ihr beide“, lachte Karl.
    „Hähähäh...!“ krähte Klößchen.
„Meistens kriegt jeder Topf seinen Deckel.“
    „Er hat uns gerade erklärt,
weshalb Frauen zu spät kommen“, sagte Tim. „Es war überzeugend.“
    Gaby sah ihren Freund an. „Wer
von uns beiden ist denn nun der Topf, wer der Deckel?“
    „Das regeln wir von Fall zu
Fall. Und natürlich lasse ich dir immer den Vortritt.“
    „Ich sag’s ja“, nervte Karl:
„Das ideale Paar.“
    „Trotzdem“, meinte Tim, „werden
Gaby und ich jetzt nicht auf einer rosaroten Wolke entschweben, sondern mit
euch beiden zum Nesswangl-See brettern. Den Zenke beunruhigen! Klar?“

7. Rosa, die Taube
     
    Zenke schob die Gardine
beiseite.
    Er stand an einem Fenster im
zweiten Obergeschoß. Von hier konnte er den See und das gesamte Ufer
überblicken.
    Draußen waberte die Luft.
Mittagshitze überzog die Landschaft glutheiß.
    Dennoch war weit und breit kein
Mensch zu entdecken.
    Es ist ja noch Wochentag,
dachte er. Für die meisten reicht die Mittagspause nicht. Von der Stadt bis
hierher und zurück — nein, dafür reicht sie bestimmt nicht. Und die Bälger
gehen sowieso ins Schwimmbad.
    Er ließ die Gardine
zurücksinken und lief die Treppen hinab in den Keller.
    Sein Entschluß stand fest.
Schottloffs Haus sollte niederbrennen. Lieber heute als morgen und besser am
hellichten Tag als nachts.
    Nachts reichte der Feuerschein
weiter. Um so eher war dann die Feuerwehr hier. Gerade das wollte er vermeiden.
    Sein Holzpfeil, der einzige
unter Aluminium-Schwirrern, lag auf einem Werktisch.
    Holz! Signalrot gestrichen,
schwarze Kennzeichnungsringe am Schaft. Auch die weiße Plastikbefiederung würde
brennen.
    Aus dir, dachte Zenke, wird ein
Brandpfeil wie bei den Indianern. Das ist der Trick.
    Gerade noch rechtzeitig fiel
sein Blick auf die metallische Spitze.
    Um Himmels willen! Die würde
sich verformen in der Glut, aber nicht verbrennen. Und wenn die Brandfahnder
fahndeten, konnte sie zum Beweisstück werden.
    Er nahm eine Zange aus dem
Werkzeugkasten und ruckelte die Spitze vom Holz.
    In eine kleine Leinentasche,
die er sich umhängen konnte, legte er: ein Fläschchen Benzin, mehrere wollige
Lappen, die er um den Pfeil binden wollte, und Schnur.
    Er zog den Reißverschluß zu,
steckte den Holzpfeil in eine Außenschlaufe und schulterte den Riemen der
Tasche.
    Von der Wand nahm er den Bogen.
    Bevor er das Haus verließ, ging
er in die Kaminhalle.
    Die erste Zigarre des Tages
hatte er dort in den Ascher gelegt. Sie war etwas weitergebrannt und ihre
Aschenkrone lang wie ein Daumen.
    Eigentlich lohnte es sich nicht
mehr, an dem Stummel zu lutschen.
    Aber der Brandanschlag
kribbelte ihm wie Säure im Blut. Er hatte keine Ruhe, sich die zweite Havanna
zu entzünden — denn so was erfordert Aufmerksamkeit und inneren Gleichmut.
    Also rammte er sich den Stummel
in den Mundwinkel. Denn ein paar Lungen voll Krebstod-Dampf brauchte er noch.
    Terrassen- und Hintertür waren
geschlossen.
    Das mußte sein. Gleich nach dem
Aufzüngeln der ersten Flammen würde er eiligst die Mücke machen — um dem Tat-
und Brandort fern zu sein, wenn’s hier rundging.
    Seinen senfgelben Landrover
hatte er schon vors Tor gefahren — auf den Wendeplatz.
    Er schloß die Haustür ab.
    Daß er unentwegt die Oberlippe
hob, zähnebleckend, wurde ihm nicht bewußt.
    Ein Beobachter hätte gemerkt,
wie sehr Albert ,Albi’ Zenke unter Spannung stand.
    Aber der nächste Beobachter war
zu dieser Zeit etwa viereinhalb Kilometer entfernt, der Bauer Hirnmäuser
nämlich, der vor einem seiner Rübenfelder stand und den Gedanken erwog,
Vogelscheuchen aufzustellen.
    Abermals blickte Zenke die
Straße entlang,

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