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Bestien in der Finsternis

Bestien in der Finsternis

Titel: Bestien in der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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durchschwammen alle den
See — und zwar an der breitesten Stelle.
    Das mochten fast 300 Meter
sein, schätzte Tim.
    Ob der See tief war, darüber
machten sie sich keine Gedanken. Schlingpflanzen gab es nicht. Denn das
Gewässer war ausdrücklich als Badesee ausgewiesen.
    Tim schwamm die letzten hundert
Meter nur mit den Armen, verzichtete auf den Beinschlag und war trotzdem sehr
schnell.
    Gaby, die im Rückenschwimmen
schon manchen Pokal gewonnen hat, legte gewaltig zu und wurde erste — war sich
aber nicht sicher, ob sie das ihrer Kondition verdankte oder der galanten Art
ihres Freundes.
    Sie stiegen an Land. Oskar
wurde Dritter.
    Auf dem Trocknen schüttelte er
sich, daß die umstehenden Wildblumen Wasser erhielten wie aus der Gießkanne.
    Eine kleine Wiese, umsäumt von
Laubbäumen, lud ein. Moosbänke ersetzten die Luftmatratzen.
    Oskar schnupperte die Büsche ab
und begann zu buddeln, suchte aber nichts Bestimmtes und probierte es noch an
anderen Stellen.
    Klößchen und Karl trafen ein.
    Als Klößchen durchs Gras
rannte, trat er prompt in eine Distel. Jaulend hüpfte er auf einem Bein.

    Tim und Gaby lagen auf dem
bemoosten Teil der Wiese, bäuchlings und abgewandt.
    Gaby blieb liegen, weil sie
sich den Rücken bräunen wollte. Da sie Klößchens Wehgeschrei hinlänglich kennt,
meinte sie nur: „Was hat er denn jetzt wieder? Hat ihn eine Biene gestochen?“
    Tim wälzte sich herum und hob
den Kopf.
    Für höchstens eine Sekunde
richtete sich sein Blick auf Klößchen.
    Auf einem Bein tanzend, bot der
in seiner karierten Badehose der Größe sechs einen irre komischen Anblick.
    Aber Tims Augen weiteten sich
in ungläubigem Schreck.
    Blitzartig schnellte er hoch —
und begriff noch nicht, ob das Wirklichkeit war, was er sah.
    Immerhin war das Bild weit
entfernt — so etwa 400 Meter.
    Eine Sinnestäuschung? Gaukelte
ihm die hitzeflirrende Luft etwas vor? Nein! Das Holzhaus brannte. Dach und
Obergeschoß standen lichterloh in Flammen. Rußteile schwebten himmelwärts; und
in diesem Moment brach ein feuersprühender Balken oberhalb des Balkons aus dem
Dachstuhl.
    „Das... Haus brennt!“ rief er.
„Schottloffs Haus.“
    Gaby und Karl drehten sich um.
    Klößchen unterbrach seinen
Veitstanz und starrte hinüber.
    „Mein Gott!“ flüsterte Gaby.
„Es brennt tatsächlich.“
    „Das verstehe ich nicht!“ rief
Tim. „Als wir drüben waren, brannte nichts. Leute, wir müssen löschen. Und die
Feuerwehr verständigen. Zurück!“
    Mit einem Rundblick informierte
er sich.
    Es gab keinen Weg, der um den
See führte. Auf beiden Seiten schienen sich Schilf und dorniges Gestrüpp weit zu
erstrecken. Sich dort nacktfüßig einen Weg zu bahnen, war unmöglich. Und die
Wildnis weiträumig zu umgehen, würde mehr Zeit kosten als der Wasserweg.
    Tim verlor kein Wort. Er rannte
in den See und kraulte los aus Leibeskräften.
    Während er Höchstgeschwindigkeit
aus sich rausholte, überlegte er immer wieder: Wie ist das möglich? Wieso
brennt das Haus plötzlich? Niemand hält sich dort auf. Niemand ist in der Nähe.
Oder doch?
    Keuchend erreichte er das Ufer.
    Über den Pfad rannte er zur
Straße.
    Dort angekommen, mußte er
einsehen, daß hier keine Rettung mehr möglich war.
    Das Holzhaus brannte wie
Papier. Mit unglaublicher Geschwindigkeit fraßen sich die Flammen an den Wänden
entlang.
    Aber angefangen hat’s oben,
dachte er. Das ist noch deutlich zu sehen.
    Er brachte die vier Drahtesel
in Sicherheit.
    Seine Freunde und Oskar waren
angelangt.
    „Ich spurte stadtwärts“, rief
er ihnen zu, „die Feuerwehr verständigen. Die muß auf jeden Fall her. Damit der
Brand sich nicht ausbreitet.“
    Er sprang in den Sattel und
preschte los.
    In Rekordzeit erreichte er acht
Minuten später ein Haus. Die Leute waren daheim und hatten Telefon.
    Er rief bei der Feuerwehr an —
und dann, vorsichtshalber, auch gleich bei Kommissar Glockner.

9. Nichts mehr zu retten
     
    Auch für den Rückweg ließ Tim
sich keine Zeit.
    Als er ankam, standen seine
Freunde auf der Straße. Sie hatten sich angezogen. Oskar war angeleint, damit
er dem flammenden Inferno nicht zu nahe kam.
    „Es regnet Funken“, meinte
Klößchen.
    „Wenn die Feuerwehr nicht bald
kommt“, nickte Karl, „kann ein Flächenbrand entstehen. Dann bliebe auch Zenkes
Hütte nicht verschont.“
    „Vier Stacheln“, erklärte
Klößchen seinem Freund und Budenkameraden, „habe ich mir aus der Ferse
gezogen.“
    „Schlimm!“ Tim sah an sich
runter. Er war

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