Bestien in der Finsternis
„Gibt’s doch nicht!“
„Was hältst du von einer
Schlange?“
„Als Haustier?“ Klößchen riß
die Augen auf. „Dann schon lieber einen Hausdrachen. Aber die trifft man ja
häufig an.“ Schottloff lachte.
Daß sein Haus niedergebrannt
ist, dachte Tim, scheint ihm nicht viel auszumachen. Entweder ist er
steinreich, oder er nimmt alles von der leichten Seite.
Er stellte seinen Blick scharf
und sah zu dem Sportwagen hin. Hm! Das neueste Modell war es nicht. Außerdem
rosteten die Kotflügel durch, und er hatte Beulen. Unter unermeßlichem Reichtum
schien Schottloff nicht zu leiden. Also sprach sein Gleichmut für stabilen
Charakter.
Glockner erklärte ihm die
Situation.
Schottloff nickte. „Leider kann
ich über Zenke nichts Gutes sagen. Er hat keine Gelegenheit ausgelassen, mich
hier zu verdrängen. Ich besitze ein hübsches Haus in der Stadt. Das
See-Grundstück nutze ich eigentlich gar nicht. Ich hätte es längst verkauft,
habe aber befürchtet, daß es dann auf irgendwelchen krummen Wegen bei Zenke
landet. Den Triumph gönne ich ihm nicht. Deshalb blieb die Situation so, wie
sie ist. Aber jetzt hat er zugeschlagen, der Ganove.“
Er wandte sich an die
TKKG-Bande. „Euch danke ich sehr herzlich. Ihr habt getan, was ihr konntet.“
„Wir hatten nicht mal einen
Eimer zum Löschen“, meinte Klößchen. „Mit Gabys Badekappe haben wir aus dem See
Wasser geschöpft. Und in die Flammen geschüttet. Aber die haben uns ausgelacht.
Die Flammen, meine ich.“
Glockner erkundigte sich, was
Schottloff beruflich mache. Er war Fotograf, in erster Linie Tierfotograf — und
reise jährlich zweimal, wie er sich ausdrückte, rund um die Welt.
Gaby stand so, daß sie zur
Zubringerstraße sehen konnte. Verblüfft sagte sie: „Da kommt er ja. Zenkes
Landrover.“
Das war wirksamer, als hätte
sie „Feuer!“ geschrien. Ein Vorsichtsruf, der durch die Situation ohnehin abgenutzt
und unwirksam war.
Alle drehten sich um.
Der Landrover hielt neben
Schottloffs Rostlaube, konnte wegen der Feuerwehrschläuche nicht weiterfahren.
Daß der jetzt zurückkommt,
dachte Tim. Jetzt schon! Ist der krankhaft neugierig oder behämmert?
Zenke stieg aus. Scheinbar
fassungslos blieb er neben der geöffneten Fahrertür stehen.
Tim konnte sehen, wie er die
Oberlippe hochzog.
„Als Wüterich kennen wir ihn
schon“, sagte Gaby. „Jetzt werden wir ihn sicherlich als Schauspieler erleben.“
„Ein umfassend talentierter
Mensch“, meinte Karl. „Wenn man berücksichtigt, daß er auch als Dieb
beachtliches Format aufweist. Will sagen: Mangel an Skrupeln.“
Schottloff hob fragend die
Brauen.
Aber zu einer Erklärung kam es
nicht mehr.
Denn Glockner ging Zenke entgegen;
und alle schlossen sich an.
10. Zenke wird festgenommen
Tatsächlich! dachte Tim. Er
macht auf verstört. Der reißt ja die Glotzer auf wie ein Versammlungsredner
sein Maul.
Mit allen Anzeichen der Fassungslosigkeit
starrte Zenke auf die qualmende Ruine.
Schweiß überzog sein Gesicht.
Das Hemd war an vielen Stellen fleckig. Und er wischte sich — offenbar unbewußt
— die Handflächen an den Hosen ab.
Davon werden sie nicht
sauberer, dachte Tim. Du hast Dreck an den Händen — in jeder Beziehung.
„Herr Zenke!“ sagte Glockner.
Der Typ wandte sich ihm zu.
„Ist... das Haus abgebrannt?“
„Wie Sie sehen.“
„Aber das ist doch... Kann sich
ein Haus bei der Hitze selbst entzünden?“
„Heu kann sich selbst
entzünden. Was hier vorliegt, werden Fachleute klären. Eins liegt allerdings
mit Bestimmtheit vor: ein zwingender Verdacht gegen Sie.“
„Was? Wollen Sie mich schon
wieder des Diebstahls bezichtigen?“
„Diesmal geht es um
Brandstiftung. Wir vermuten, Sie haben einen brennenden Holzpfeil in das offene
Dachfenster geschossen. Denn im Dachgeschoß brach der Brand aus. Das haben die
vier Jugendlichen hier beobachtet. Außerdem hatten Sie Ihren Bogen bei sich,
als Sie vorhin vom See herauf kamen. Sie trugen eine Tasche, aber keine Pfeile.
Der Verdacht geht also dahin, daß Sie aus Richtung Ufer einen Holzpfeil
abgeschossen haben. Jenen roten Pfeil mit den schwarzen Ringen. Daß Sie den
besaßen, wissen wir. Was haben Sie dazu zu sagen?“
Zenke sagte nichts. Er ächzte
und starrte Glockner an wie ein Gespenst.
Tim machte zwei Schritte.
Unauffällig schob er sich an den Wagen heran.
Durchs Seitenfenster sah er
hinein.
Der Bogen lag auf den
Rücksitzen, daneben die kleine Umhängetasche. Na also!
„Das... das... ist
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