Bestien in der Finsternis
nicht wahr“,
stotterte Zenke. „Ich meine, was die... Bälger sagen, stimmt. Aber ich habe
keinen Pfeil abgeschossen.“
„Also haben Sie den Holzpfeil
noch?“ fragte Glockner.
„Ja. Das heißt, nein. Ich habe
ihn... verloren. Wirklich!“ brüllte er plötzlich. „Es ist wahr! Die Hand soll
mir abfaulen, wenn ich lüge. Den Pfeil habe ich verloren. Verloren! Aber... ja,
der muß zu finden sein.“
Tim lenkte Glockners
Aufmerksamkeit auf sich.
„Was er vorhin bei sich hatte,
ist im Wagen.“
Zenke verfärbte sich, als er
die Tasche öffnen mußte. „Benzin, Lappen, Schnur, Zündhölzer“, stellte der
Kommissar fest. „Alles, was man braucht, um einen Brandpfeil herzustellen. Aber
Sie werden uns sicherlich erklären, daß Sie diese Dinge immer bei sich haben —
nur so zum Spaß.“
Zenkes Mund zitterte: „Ich...
habe keinen Pfeil in das Haus geschossen. Ich schwöre es. Bitte, helfen Sie
mir, den Pfeil zu suchen. Er muß hier irgendwo liegen.“
„Sobald Ihnen die Hand
abfault“, sagte Tim, „denken Sie bitte an die saubere Umwelt. Also werfen Sie
Ihre Hand in eine Mülltonne und nicht einfach irgendwohin.“
„Tim!“ sagte Glockner.
Aber man merkte ihm an, daß er
sich sehr dazu aufraffen mußte. Und wie eine scharfe Ermahnung klang es auch
nicht.
„Nach dem Pfeil suchen wir
jetzt“, verfügte Glockner. „Sie, Zenke, mache ich darauf aufmerksam, daß Ihre
Festnahme bevorsteht. Versuchen Sie nicht zu fliehen.“
Zenke schüttelte den Kopf.
Ein perfekter Schauspieler,
stellte Tim fest. Nun gibt er sich den Anschein, als würde sich alles zu seinen
Gunsten aufklären. Daß ich nicht lache! Oder will er verduften? Versuchen kann
er’s. Aber wie weit er kommt, bestimme ich.
Auch einige Feuerwehrleute
beteiligten sich an der Suche.
Immer wieder schritt man den
Weg ab, den Zenke — nach eigenen Angaben — gegangen war.
Der Pfeil wurde nicht gefunden.
Inzwischen traf ein
Streifenwagen ein, den Glockner über Sprechfunk angefordert hatte.
Glockner erklärte Zenke für
festgenommen.
Aus dem schien alles Blut und
aller Lebenssaft gewichen zu sein. Es wirkte gespenstig, wie er in sich
zusammensank.
Als er in den Streifenwagen
verfrachtet wurde, hielt ein roter Golf wenige Schritte entfernt.
Eine Frau sprang heraus,
überblickte die Situation und schien wie vor den Kopf geschlagen.
Tim glaubte erst, sie gehöre zu
Schottloff. Aber sie rannte zum Streifenwagen.
„Albi!“ schrillte ihre Stimme.
„Um Himmels willen, was ist los? Albi, heh!“
Es hätte nicht viel gefehlt,
und sie wäre auf die beiden Uniformierten losgegangen.
Glockner vertrat ihr den Weg.
„Ich bin Kommissar Glockner.
Gehören Sie zu Albert Zenke?“
„Zum Teufel, ja! Was machen Sie
mit ihm? Ich bin seine Frau. Ich meine, nicht richtig. Mehr seine
Lebensgefährtin. Weshalb bringen Sie ihn weg? Er ist unschuldig, ganz egal, was
Sie ihm vorwerfen. Ich kann jedes Alibi bestätigen. Ist Schottloffs Bude
abgebrannt? Geschieht ihm recht, dem bösen Nachbarn. Aber mein Albi hat nichts
damit zu tun.“
Stark! dachte Tim. Das muß man
gehört haben.
Er und seine Freunde tauschten
Blicke.
„Wer sind Sie?“ fragte Glockner
die Frau.
„Ich heiße Lena Oehm. Mit o, e
und h.“
Sie hatte langes, rotes Haar
und ein ovales Aprikosengesicht mit schrägstehenden Hexenaugen. Gekleidet war
sie zigeunerhaft bunt. Mit nackten Füßen stand sie in offenen Sandalen.
„Gegen Albert Zenke besteht der
Verdacht der Brandstiftung“, sagte Glockner — und setzte ihr mit wenigen Worten
auseinander, wie die Situation war.
„Ist doch Blödsinn!“ schrie
sie. „So was macht mein Albi nicht. Denken Sie lieber mal nach!“
„Was ich denke, haben Sie gehört“,
erwiderte Glockner. „Guten Tag!“
Er wandte sich ab.
Die Frau lief zum
Streifenwagen.
„Ich sage unserem Anwalt
Bescheid, Albi“, rief sie. „Laß dich nicht fertigmachen von den Bullen. Die
können dir gar nichts. Also Kopf hoch, Albi. Ich sorge für alles.“
Er nickte zweimal. Dann ließ er
sich in die Polster zurückfallen.
Lena Oehm lief zu ihrem Wagen
zurück. Der gesamte Flippi-Kram, in den sie sich gehüllt hatte, flatterte.
Außerdem nahm sie beim Laufen die Haltung einer fliehenden Ente an.
„Eine ordinäre Person!“ sagte
Karl verächtlich.
„Damit paßt sie doch gut zu
Zenke“, meinte Gaby. „Oder was hast du erwartet? Die Prinzessin von
Sidi-Bhu-Said?“
Lena Oehm war in ihren Wagen
gestiegen.
Jetzt fuhr sie an, obwohl die
Feuerwehr noch
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