Bestimmt fuer dich
durcheinander. Und hab vielleicht überreagiert. Okay, dazu neige ich sowieso. Aber das kann ich ändern. Rosanna, siehst du denn nicht auch, dass der Vorfall heute eine Art … Zeichen sein könnte? Ein Beweis dafür, dass wir nicht aufgeben sollten?«
Rosanna sah ihn eine Zeit lang an. Dann sagte sie: »Du spinnst.« Sie drehte sich um und schloss die Haustür auf. Lukas stellte sich ihr eilig in den Weg.
»Ich würde es wirklich gern versuchen«, beharrte er.
Rosanna schüttelte langsam den Kopf. »Du glaubst, was mir heute passiert ist, war unerträglich? War’s nicht. Im Nachhinein finde ich’s sogar irgendwie komisch. Und eins ist klar: Endlich habe ich jetzt meinen Frieden mit meiner Scheidung gemacht. Ei nen besseren, eindeutigeren Abschluss konnte es gar nicht geben.«
»Trotzdem–« begann Lukas, aber Rosanna fiel ihm ins Wort.
»Lukas, was ist, wenn wir jetzt gemeinsam nach oben gehen, und irgendwas Schlimmes geschieht? Ich meine, etwas wirklich, wirklich Tragisches. Würdest du das aushalten? Würdest du dann immer noch versuchen, zusammen mit mir das Beste aus unserer Situation zu machen? Oder würdest du wieder umkippen und dir die Schuld geben?« Sie überlegte. »Oder sogar mir? Immerhin weißt du ja jetzt alles über den Blitzschlag …«
Der Sarkasmus in ihren letzten Worten traf ihn nicht so sehr wie ihre logische Argumentation. Denn auch wenn Lukas das nicht wahrhaben wollte, musste er ihr recht geben. Ein Vielleicht war nicht genug. Rosanna brauchte ein klares Bekenntnis, sie verdiente es. Verzweifelt suchte er in seinem Herzen nach dem dafür nötigen Mut. Aber er fand ihn nicht.
»Leb wohl«, flüsterte sie und trat ins Haus. Die Tür schnappte laut zurück ins Schloss. Nach einer Weile begann es, wie angekündigt, zu regnen. Lukas konnte sich trotzdem nicht von der Türschwelle lösen. Als er sich schließlich zum Gehen wandte, war er bereits halb durchnässt.
30
»Tut mir so leid«, erklärte Dominik und überrumpelte Lukas mit einer Umarmung, die er genauso wenig verstand wie die Entschuldigung.
»Du hast doch gesagt, du wärst nicht mehr hier, wenn ich zurückkomme.«
»Ja, ich hab irgendwie die Zeit vergessen.«
Lukas wand sich unsanft aus Dominiks Armen und zog seine nasse Jacke aus. Dominik stand immer noch vor ihm. Lukas deutete auf die Uhr, die im Flur hing. »Deine Mutter macht sich bestimmt schon Sorgen.«
»Hab ihr gesagt, dass ich bei einem Freund bin.«
»Warum lügst du sie an?«
»Was?«
Lukas seufzte. »Ich möchte jetzt allein sein, okay?«
»Ist ja deine Wohnung.«
» EBEN .«
Dominik steckte seine Hände in die Hosentaschen und kramte nach etwas. Er begann durchs Wohnzimmer zu wandern und sich umzuschauen.
»Ich suche meine –«
Lukas hielt einen Schlüsselbund hoch, den er auf dem Couchtisch entdeckt hatte.
Dominik steckte ihn ein, machte aber immer noch keine Anstalten, die Wohnung zu verlassen.
»Ein Dankeschön ist unnötig«, knurrte Lukas. »Ebenso eine weitere Umarmung.« Er zwang ein Lächeln auf sein Gesicht. »Dann alles Gute.«
Dominik nickte enttäuscht, wandte sich endlich um, blieb aber erneut stehen und murmelte etwas.
»Was?«, fragte Lukas ungeduldig.
Dominik drehte sich verschämt um. »Ich wollte nicht rumspionieren.«
Lukas verstand ihn immer noch nicht.
»Aber auf der Couch war’s so unbequem, deshalb hab ich gedacht, vielleicht hol ich mir ein Kopfkissen …«
Lukas holte hörbar tief Luft.
»Und als ich mich auf dein Bett gesetzt habe, bin ich mit dem Fuß gegen die Schachtel gestoßen.« Dominik knetete verlegen seine Finger. »Klar, ich hätte nicht reingucken dürfen, aber … Du weißt ja, wir Journalisten sind von Natur aus neugierig.«
Lukas massierte seine Schläfen.
»Ich hab auch den Ring gefunden«, beichtete Dominik. »Also, beide Ringe. Und die Todesanzeige. Mann, echt, das hat mich ganz schön mitgenommen. Hab sogar fast ein bisschen geweint.« Dominik nickte heftig, um seine Aussage zu bekräftigen. »Bin ja sonst nicht so, aber … Endlich verstehe ich, warum du so bist, wie du bist. Das macht es für uns bestimmt viel leichter, ich meine, so richtig Freunde zu werden. Ohne unsere Mentor-Schüler-Beziehung zu gefährden. Wobei sich so was ja auch mal drehen kann. Dann lernt der Mentor auch vom Schüler und …«
Lukas sprang auf, packte Dominik am Kragen, zog ihn zur Tür, öffnete sie, stieß ihn hinaus, knallte die Tür wieder zu und fühlte sich endlich besser.
Das »Dein Freund und
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