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Bestimmt fuer dich

Bestimmt fuer dich

Titel: Bestimmt fuer dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Rognall
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Zugbegleiter betrat das Abteil, ging auf einen belegten Platz zu und sprach den dort sitzenden Mann an. Der stellte sich wenig überzeugend schlafend und musste letztendlich aufgrund einer fehlenden Reservierung aufstehen. Während er betont langsam seine Sachen zusammensuchte und davonschlurfte, verließ der Zugbegleiter das Abteil wieder für kurze Zeit, um mit einem anderen Fahrgast zurückzukehren und ihn zum freien Platz zu führen. Die Schritte dieses Mannes waren zwar unsicher, ließen ihn aber gebrechlicher wirken als sein zufrieden lächelndes Gesicht. Nachdem er sich hingesetzt hatte, holte der Zugbegleiter einen zusammengeklapp ten Rollstuhl vom Bahnsteig, verstaute ihn zwischen zwei Sitzreihen und verabschiedete sich. Der alte Herr fuhr sich durch seine langen weißen Haare und lehnte sich zurück.
    Sprachlos beobachtete Rosanna ihn. Als Fritz sie in der übernächsten Sitzreihe entdeckte, dauerte es ein wenig, bis er sich an sie erinnerte.
    Dann aber zwinkerte er ihr mit unschuldigem Lächeln zu.

35
    »Sie haben Glück«, verkündete der Schalterbeamte erfreut. »Der Zug nach Immensee wartet auf einen verspäteten Intercity. Wenn Sie sich beeilen, können Sie ihn noch erwischen.«
    Lukas rannte los. Das Taxiunternehmen hatte seinen Verdacht bestätigt, dass sich Fritz zum Bahnhof hatte fahren lassen, wo er sich am Schalter eine Fahrkarte gekauft und um Hilfe beim Einsteigen gebeten hatte.
    Lukas hetzte die mit Reisenden verstopfte Roll treppe zum Gleis hinauf, wich aus, rempelte unabsichtlich an, wurde selbst angestoßen und be schimpft, aber er hatte eine Mission zu erfüllen und ließ sich nicht beirren.
    Das laute Zuklappen der Türen hallte durch die Luft, als Lukas auf dem Gleis ankam. »Nein!«, rief er wütend und stürmte auf den noch stehenden Zug zu, klopfte wild gegen eine Tür, lief an den Fenstern eines Wagens vorbei, sprang daran hoch, in der Hoffnung, einen Zugbegleiter auf sich aufmerksam zu machen. Stattdessen glotzte eine Gruppe von Teenagern zu ihm hinunter und winkte grinsend zurück, bis sich der Zug in Bewegung setzte und kurz darauf aus Lukas’ Blickfeld verschwand. Da der nächste Zug nach Immensee erst in fünf Stunden abfuhr, blieb ihm nur die Chance, Fritz im Auto zu folgen.
    Als Lukas den Bahnhof verließ und auf den Taxistand zueilte, erinnerte er sich jedoch daran, dass er kaum noch Bargeld bei sich hatte. Die Fahrt würde sehr viel mehr kosten, als er sich am Geldautomaten von seinem bereits überstrapazierten Konto ziehen konnte. Entmutigt blieb er stehen. Es musste einen anderen Weg geben.
    »Hey!« Dominik strahlte ihn an und winkte wie ein Irrer. »Ist das ’n Zufall, oder was?«
    »Was machst du hier?«, fragte Lukas entsetzt.
    »Na, was wohl? Wollte mir ’ne Fahrkarte kaufen.«
    »Viel Spaß.« Lukas ging weiter, aber Dominik folg te ihm.
    »Immer noch sauer auf mich?«
    »Schon gut«, sagte Lukas, um ihn loszuwerden.
    »Wirklich?«, strahlte Dominik.
    »Ja …«
    »Du sagst es auch nicht nur so? Ich meine, mir gegenüber musst du dich echt nicht verstellen …«
    »Dominik –«
    »Ich will nämlich nicht, dass das mit den Fotos irgendwie zwischen uns steht.«
    »Tut’s nicht«, knurrte Lukas.
    »Du sollst auch nicht scheißfreundlich zu mir sein, nur weil du so old school höflich bist, ne?«
    Lukas atmete tief aus.
    »Ich fände es viel besser, wenn wir so’n ganz ehrliches Verhältnis zueinander hätten. Wo wir uns alles sagen können, ohne gleich auszuflippen. Wenn du also irgendwas auf dem Herzen hast …«
    Lukas fixierte ihn. Er wollte die Frage eigentlich nicht stellen, aber im Augenblick sah er keine an dere Chance.
    »Bist du zufällig mit dem Auto hier?«

36
    Die Landschaft rauschte an ihnen vor bei, untermalt vom monotonen Rattern der Zugräder und dem Gemurmel der Reisenden. Fritz schien eingeschlafen zu sein, oder er hatte die Augen geschlossen, um nicht angesprochen zu werden – ein Trick, der Rosanna leider nicht davor bewahrt hatte, von der Mutter des kleinen Jungen zur Aufpasserin bestimmt zu werden, bis sie aus dem Speisewagen mit neuem Proviant zurückkehrte. Der Junge schoss daraufhin mit noch größerem Spaß die Buchstabensteinchen vom Scrabble-Spielfeld durch die Gegend, bis Rosanna entnervt alle Steine einsammelte. Gelangweilt begann der Junge das kostenlose Bahn-Magazin zu zerreißen und fühlte sich von Rosannas mahnenden Blicken erst recht dazu ermutigt weiterzumachen.
    Rosanna wischte gedankenverloren mit einer Hand durch die

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