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Bestseller mit Biss - Bardola, N: Bestseller mit Biss

Bestseller mit Biss - Bardola, N: Bestseller mit Biss

Titel: Bestseller mit Biss - Bardola, N: Bestseller mit Biss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Bardola
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Selbstzweifel und dann wieder so hochtrabend ist.
    Zudem fühlt sie sich sowohl ihrer Mutter Renee als auch ihrem Vater Charlie gegenüber sehr selbstbewusst. Den einen muss sie bekochen, die andere seelisch bemuttern. Von Renee spricht sie exakt wie eine Mutter von ihrer Tochter. Sie müsse Renee irgendwann loslassen. Irgendwann müsse Renee ihr eigenes Leben führen. Bella gibt zu, sie habe ihrer Mutter gegenüber eine nachsichtige, amüsierte und leicht
herablassende Haltung eingenommen. Bella sah unzählige Fehler an ihr und musste insgeheim über sie lachen.
    Bella, ein Teenager in all seinen Widersprüchen. Manchmal mögen sich Leser fragen: Wie normal ist Bella? Jacob bringt es auf den Punkt, als er sagt, normale Menschen würden vor Monstern weglaufen. Bella selbst vermutet schon immer, dass sie in gewisser Weise anders – ein Freak – ist. Edward scheint das zu bestätigen, weil er ihre Stimme nicht hört. Da haben die Leser dem Superman Edward etwas Wesentliches voraus. Sie hören Bellas Stimme, sie lesen ihre Gedanken und sie bewundern ihre Authentizität. Aber nicht nur sie selbst, auch die Menschen, denen sie begegnet, scheinen aus Fleisch und Blut zu sein. Schon die ersten Gespräche zwischen Bella und ihren neuen Mitschülern ziehen die Leser ganz auf Bellas Seite. Das ist die fabelhafte Basis, um Bellas Abenteuer über Hunderte von Seiten gebannt zu folgen.

I NTENSIVERE GEFÜHLE
    Könnte Stephenie hier etwas besser machen? Es gibt nur ganz wenige Punkte, die leicht irritieren: Bella bezeichnet sich und ihren Vater als »keine großen Plaudertaschen«. Es falle beiden nicht leicht, ihre Gefühle in Worte zu fassen. Das steht in einem gewissen Kontrast zu den fast 3000 Seiten der Vampirsaga, auf denen Bella spannend und hoch emotional ihre Geschichte erzählt.
    Als weitere Kritik ist mein Hinweis auf ein Klischee gemeint, das in jedem Creative-Writing-Grundkurs gelehrt wird: nämlich die Protagonistin spätestens im dritten Kapitel
in einen Spiegel blicken und sich dadurch selbst beschreiben zu lassen. Stephenie Meyer erfüllt dieses Klischee. Bella blickt schon zu Beginn des ersten Kapitels lange in ihren Spiegel, beschreibt sich und besonders ihre Haut, ihr blasses Spiegelbild, das im schattigen Forks bald noch käsiger und ungesünder aussehen würde als im sonnenreichen Phoenix, wo sie wenigstens etwas Farbe annahm.
    Diese Szene und weitere Erzähltechniken weisen darauf hin, dass Stephenie Meyer den Lektionen in Creative Writing vielleicht doch aufmerksamer zugehört hat, als sie im Interview zugegeben hat. Aber das tun viele Schüler in Creative-Writing-Kursen und trotzdem schreiben sie danach keine Weltbestseller. Es bedarf also sehr viel mehr, als die Umsetzung einiger Creative-Writing-Regeln, um die Leser so zu fesseln, wie dies Stephenie tut. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Stephenie auch oft mit den Konventionen bricht. Je länger die Vampirsaga dauert, desto öfter erlaubt sie sich Rückblenden. Beispielsweise lässt sie ein zurückliegendes Gespräch Revue passieren und einige Seiten später landet sie wieder in der Gegenwart. Dann wird die Haupthandlung mit einer Bemerkung zu Bella als Dornröschen fortgesetzt. Ein Erzählmittel, vor dem die meisten Schreibschulen warnen. Das Tempo der Erzählung werde dadurch zu stark gedrosselt, oder die Phantasie und Merkfähigkeit der Leser zu stark beansprucht. Auch radikale Perspektivwechsel werden von Creative-Writing-Lehrern nicht empfohlen. Das Ende von Band drei (nur wenige Seiten) ist aus der Sicht Jacobs geschrieben. Die Perspektivwechsel werden noch sehr viel ausführlicher in Band vier oder im Internet eingesetzt, wo Band eins aus der Sicht Edwards zu lesen ist.
    Auch der Umgang mit Konflikten übersteigt alles, was in Schreibschulen gelehrt wird. Bis zur Verlobung von Edward
und Bella gibt es erstaunlich viele Streitereien zwischen den frisch Verliebten. Normalerweise würde man denken, dass Harmonie alle Differenzen überdeckt. Die Unterschiede sind jedoch so groß, dass es immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen kommt, offenbar ohne dass die alles überstrahlende Liebe dadurch gefährdet wird. Auslöser können Bellas Sehnsucht nach Jacob sein oder Edwards Geheimniskrämerei, wenn Gefahr im Verzug ist. Bei schnellen Wechseln von Jacob zu Edward, und umkehrt, muss sich Bella von den Supernasen immer wieder anhören, sie stinke wie ein Hund bzw. rieche unausstehlich. Zur Rede gestellt, werden Edwards Augen hart und

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