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BETA (German Edition)

BETA (German Edition)

Titel: BETA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Cohn
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Mundwinkel gehen leicht nach oben, als würde ich mit dieser Frage schöne Erinnerungen in ihm wecken. »Ja. Woher weißt du das? So habe ich sie kennengelernt. Wir waren beide in derselben Mannschaft. Zhara war eine Wahnsinnssportlerin. Sie hat bei der Juniorweltmeisterschaft eine Bronzemedaille gewonnen. Für Olympia hat es dann leider nicht gereicht.«
    Eine unglaublich dumme Frage, aber ich kann nicht anders. »War sie hübsch?«
    Der Aquino lacht auf. » Hübsch war nicht das Erste, was einem zu ihr einfiel. Satansbraten nannte ihr Vater sie immer. Temperamentvoll würde ich eher sagen. Klingt netter. Du scheinst da ja von ihr so manches geerbt zu haben.«
    Defekt , denke ich. Sprich’s ruhig aus. Ich warte darauf.
    »Ich bin ich«, verkünde ich.
    »Zweifellos.«
    »Hast du auch einen Namen, Aquino?«
    »Ich heiße Alexander Blackburn.«
    Der Name ist bereits tief in mein Herz eingegraben.
    Dann macht Alexander Blackburn etwas sehr Seltsames. Er streckt mir seine Hand hin, als Willkommensgruß. Seine Finger berühren meine und – zack! – fährt es mir durch sämtliche Fasern meines Körpers. Ich fühle mich auf einmal eins mit meiner First. »Freut mich, dich kennenzulernen, Elysia Bratton.«
    »Ihr beide wart ein Paar«, sage ich.
    Alexander sieht mich verwirrt an. »Woher weißt du das? Wie ist das möglich?«
    Er sinkt zu Boden und hält eine Weile die Hände vors Gesicht. Ich habe den Eindruck, dass er … dieser große, starke, supermännliche Aquino weint?
    »Alles in Ordnung?«, frage ich. Vielleicht ist er ja auch defekt, viel stärker noch als ich.
    Er blickt hoch. Seine blauen Augen sind mit Tränen gefüllt. »Ich hab noch nicht mal erfahren, dass sie tot ist. Wohin soll ich jetzt mit meiner Trauer? Und dann steht da auf einmal ihr Klon vor mir. Das ist alles krank. Das ist nicht richtig so.«
    »Du hast kein Recht, so über mich zu urteilen«, sage ich.
    Wie kann ich es nur wagen, so etwas zu ihm zu sagen? Wenn ich mich gegenüber dem Aquino weiter so rebellisch verhalte, unterschreibe ich mein eigenes Todesurteil. Aber da ist etwas an ihm, was mich immer weiter in mein eigenes Unglück treibt. Ich kann einfach nicht damit aufhören zu sagen, was ich denke. Dafür hasse ich ihn.
    »Ich fälle kein Urteil über dich«, sagt Alexander. »Rede nicht über Dinge, von denen du nichts verstehst. Deine Datenbank füttert dich falsch. Ich traure um Zhara. Das darf ich doch wohl, oder?«
    Er bittet mich um Erlaubnis? Äußerst merkwürdig. Diese Aquinos scheinen sehr seltsame Wesen zu sein.
    Jetzt höre ich ihn leise schluchzen, Laute, die ich als typisch weiblich abgespeichert habe und die bei ihm trotzdem irgendwie männlich klingen. »Zhara war ein so schönes, mutiges Mädchen. Und jetzt? Jetzt lebt sie weiter. Sie steht vor mir. Aber als ein Körper ohne Seele. Das ist einfach alles zu viel für mich. Bitte verzeih mir.«
    Was will er von mir? Wie kann es sein, dass dieser Mann, der klar zur Elite unter den Menschen zählt, mich, einen Klon, um Verzeihung bittet?
    Ich will alles über Zhara wissen. Über ihre Familie. Ihre Freunde. Ihre Karriere als Sportlerin. Ihr Leben als freier Mensch.
    Aber ich habe keine Gelegenheit mehr, den Aquino noch weiter zu befragen. Wir hören vom Strand aufgeregte Schreie und er steht sofort auf und stürmt los. Vielleicht passt ihm diese Unterbrechung ja auch ganz gut, denn dann kann er für einen Moment seine Trauer vergessen. Ich folge ihm.
    Am Strand stecken der Fußballspieler und Tahir mitten in einer Rauferei.
    »Verwöhntes Muttersöhnchen«, fährt der Fußballspieler Tahir an und stößt ihn von sich.
    Tahirs Antwort ist ein ordentlicher Kinnhaken. Der Torminator taumelt zurück. Klone sind eigentlich zu passiv programmiert, um rein instinktiv auf einen solchen Angriff zu reagieren. Mit Tahir muss gerade etwas sehr, sehr schieflaufen.
    »Deine Frau hat mich gefragt, ob ich mit ihr tanzen will«, sagt Tahir. »Ich hab sie nicht darum gebeten.«
    Der Torminator antwortet ebenfalls mit einem Kinnhaken, doch Tahir duckt sich weg und nimmt den Torminator in den Schwitzkasten. Beide wälzen sich im Sand.
    »Hört auf!«, brüllt der Aquino und zerrt an Tahirs Arm. Aber Tahir ist von einer solchen Wut gepackt, dass seine haselnussbraunen Augen hervorquellen. Schweiß läuft ihm übers Gesicht. Er keucht. Mich erkennt er überhaupt nicht mehr. Als er kurz lockerlässt, um den Aquino abzuwehren, nutzt der Torminator die Gelegenheit, um sich auf ihn zu stürzen. Tahir

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